Es mag fast ein tröstlicher Gedanke sein, dass Laura Dahlmeier dort gestorben ist, wo sie am liebsten war: in den Bergen. Wenn die zweifache Biathlon-Olympiasiegerin über die Berge sprach, dann leuchteten ihre Augen noch ein bisschen mehr als sonst schon. Die höchsten Gipfel der Welt zu erklimmen, war ihre Leidenschaft. Auf 5.700 Metern Höhe am Laila Peak im Karakorum-Gebirge in Pakistan endete nun ihr Leben im Alter von nur 31 Jahren.
Dahlmeier wurde von einem Steinschlag getroffen und tödlich verletzt. Das gab ihr Management bekannt. Zurück bleibt die Erinnerung an eine Sportlerin, die immer auf der Suche nach Freiheit war und diese in den Bergen fand.
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Laura Dahlmeier: Schon als Kind in den Bergen zu Hause
"Schon als Kinder waren wir draußen in den Bergen, sind mal einen Klettersteig gegangen oder waren auf der Alpspitze", erzählte die gebürtige Garmisch-Partenkirchenerin im vergangenen Dezember im Interview in "Blickpunkt Sport". Auch während ihrer erfolgreichen Karriere sei ihr immer wichtig gewesen, "dass ich noch etwas anderes mache. Dass ich am Wochenende mit meinen Freunden beim Klettern oder Bergsteigen bin, wo einfach andere Sachen wichtig sind und andere Werte zählen", erklärte Dahlmeier damals rückblickend. In den Bergen spürte sie die Freiheit. Sie waren schon zu ihrer aktiven Karriere ihr Rückzugsort und ihre Kraftquelle.
Für den Bergsport beendete sie ihre Biathlon-Karriere
Doch der Biathlon-Sport schränkte sie und ihre Leidenschaft irgendwann zu sehr ein. "Die freien Tage reduzieren sich einfach auf maximal einen Tag pro Woche und da wäre ich am liebsten dann immer noch zum Klettern gegangen", erzählte Dahlmeier 2021 in der BR-Sendung "Kreuzer trifft". Nach zwei Olympiasiegen, sieben WM-Titeln und 33 Weltcupsiegen beendete sie 2019 im Alter von nur 25 Jahren ihre Biathlon-Karriere. Auch, um dem Rummel um ihre Person zu entkommen.
Dahlmeier stellt Rekord im Himalaya auf
Nach ihrer Biathlon-Karriere widmete sie ihr Leben dem Extremsport und erklomm die höchsten Gipfel des Planeten. Mit den Huber Buam bezwang sie 2021 den Mont Blanc. Auch auf den Pik Korschenewskaja mit über 7.000 Metern Höhe stieg sie. Im letzten Jahr stellte sie einen neuen Rekord im Himalaya-Gebirge auf. Für eine Dokumentation erklomm sie den über 6.800 Meter hohen Ama Dablam, nachdem sie 2016 noch als aktive Biathletin aufgrund des schlechten Wetters gescheitert war.
"Wir waren dann ein bisschen früher fertig und hatten noch drei Tage Puffer. Da dachte ich: Mensch, wenn noch drei Tage Puffer sind, dann mach’ ich zwei Pausetage und dann würde ich noch mal gehen, ohne Filmen, ohne Pausen." Gesagt, getan. In 12 Stunden schaffte sie die 25 Kilometer und 2.355 Höhenmeter. Zweimal hintereinander hatte vor ihr noch keine Frau den Ama Dablam bezwungen.
Dahlmeier schon 2014 an der Zugspitze verunglückt
Doch bei aller Faszination über die Bergwelt wusste Dahlmeier immer über die Gefahr ihrer Leidenschaft. Drei Freunde hatte die seit 2023 staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin an die Berge schon verloren. Auch sie selbst war 2014 an der Zugspitze verunglückt. Damals verlor sie den Halt und hatte großes Glück. Sie zog sich "nur" einen Knöchelbruch, einen Bänderriss sowie mehrere Prellungen zu. Trotzdem zogen sie die Berge immer wieder wie magisch an. "Für mich ist es einfach so schön, diese Freiheit zu spüren, zu sagen, ich gehe zum Bergsteigen. Ich gehe in der Früh auf eine Skitour, im Sommer fahre ich vielleicht wieder auf Expedition."
Laura Dahlmeier: Die eigene Freiheit war ihr wichtig
Dahlmeier sprach gerne und oft über die Freiheit: "Der Wert Freiheit ist bei mir ganz weit oben. Der ist mir super wichtig und der ist mir heilig. Auf den schaue ich auch und versuche, dass ich mir die Freiheit immer behalte. Egal, was ich mache." Diese Freiheit hatte Dahlmeier bis zuletzt. Auch in der Entscheidung, was mit ihr im Unglücksfall passieren soll.
Weil Dahlmeier nicht wollte, dass sich andere für ihre Rettung in Gefahr begeben, liegt ihr Leichnam nun dort, wo sie am liebsten war und die Freiheit spürte: in den Bergen.
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