Es ist das vielleicht architektonisch spannendste Museumsgebäude Deutschlands: Das KOENIGMuseum in Landshut. Von dem 2017 verstorbenen Künstler Fritz Koenig selbst entworfen, ist es am Prantlgarten direkt an der Altstadt in den Berg hinein gebaut, auf dem die Burg Trausnitz thront.
Das unterirdische Museum bietet 2.200 Quadratmeter modernste Ausstellungsfläche für seine Werke und seine Kunstsammlung. "Fritz Koenig wollte seine Werke im Bauche des Hofberges gut aufbewahrt wissen", erklärt Museumsleiterin Alexandra von Arnim im BR. Der Künstler suchte Schutz für seine Werke. Ob das mit Urängsten zu tun hat oder mit den Terroranschlägen von 9/11 auf das World Trade Center? Dazu später.
Ausstellung "Lebens-Stationen" eröffnet in Landshut
Im KOENIGMuseum in Landshut wird heute, zum 100. Geburtstag des Künstlers und Beginn des Jubiläumsjahres, die Ausstellung "Lebens-Stationen" eröffnet, in der die Besucher anhand von zahlreichen Fotos und Dokumenten dem Menschen Fritz Koenig näherkommen sollen. Dieser wurde am 20. Juni 1924 in Würzburg geboren, zog mit seiner Mutter im Alter von sechs Jahren nach Landshut und wurde dort zu einem der wichtigsten zeitgenössischen Bildhauer der Neuzeit.
Was war Fritz Koenig für ein Mensch?
Es geht in der Jubiläumsausstellung vor allem darum, den Künstler ganz persönlich und privat zu zeigen, sagt Museumsleiterin Alexandra von Arnim: "Das ist eine Ausstellung, die Antworten geben soll auf die Fragen, was für ein Mensch Fritz Koenig war, woher er kommt, was er für Ideen hatte und wohin er geht."
Die Ausstellung in Landshut befasst sich biografisch mit dem Leben und dem Hauptwerk Koenigs: Kindheit, Zweiter Weltkrieg, Studium, erste Werke und Ausstellungen, Professur an der Technischen Universität München sowie internationale Engagements. Gezeigt werden seine wichtigsten Skulpturen im öffentlichen Raum in Form von Modellen und Dokumentationsmaterial. Seine Werke sind über die ganze Welt verstreut und unter anderem in Berlin, München, Paris, London und New York zu sehen.
Kinderzeichnung von Fritz Koenig erstmals zu sehen
Eine kleine Besonderheit in der Jubiläumsausstellung ist eine noch nie öffentlich gezeigte Bleistiftzeichnung des etwa zwei Jahre alten Fritz, handschriftlich vermutlich von der Mutter datiert auf das Jahr 1926. Kein Gekritzel, sondern eine Zeichnung, auf der schon Wagen zu erkennen sind. Mit etwas Fantasie ist sogar ein stilisiertes Pferd zu sehen, die zweite große Leidenschaft im Leben des Fritz Koenig neben der Kunst.
Ausstellung mit kleinen Unikaten
Ebenso sehenswert ist die kleine, aber feine Ausstellung zum Jubiläum vom Freundeskreis Fritz Koenig "Getragen – Große Skulptur im kleinesten Format" – zu sehen im Ausstellungsraum in der Ländgasse 111 in Landshut bis 27. Juli. Ausgestellt sind Miniaturen des Künstlers zum um den Hals hängen in der Größe einer Zwei-Euro-Münze. "Alles Unikate und Geschenke, die Koenig für Freunde gefertigt hat. Das hat er für Menschen gemacht, die er mochte", erzählt Martin Schaller von Freundeskreis Fritz Koenig. Diese kleinen Kunstwerke wurden von den Besitzern für die Ausstellung zur Verfügung gestellt und waren so öffentlich noch nie zu sehen.
Zwei neue Bücher über den Landshuter Künstler
Außerdem erscheinen heute zwei neue Bücher. "Fritz Koenig – Leben Werk Wirkung", in dem Freunde und Wegbeleiter sich sehr persönlich annähern, Autoren sind unter anderem Reiner Kunze und Percy Adlon. Die zweite Buch-Neuerscheinung unter dem Titel "Ich wollte ein Pferd sein" beschäftigt sich mit dem Pferdezüchter Koenig.
Weitere internationale Koenig-Ausstellungen folgen in den USA und Italien. In New York wird am 27. Juni im Zentrum für transatlantische Beziehungen die Ausstellung "Fritz Koenig in New York" eröffnet. Und im Rahmen der Biennale in Venedig wird vom 28. Oktober an im Centro Tedesco die Schau "Fritz Koenig in Venedig – A Century in Motion" eröffnet.
Wohnhaus und Atelier: Ganslberg steht Besuchern offen
Und etwas später als ursprünglich geplant soll von Juni 2025 an für vier Wochen der Ganslberg geöffnet werden. Seit dem Tod Koenigs im Jahr 2017 steht sein abgelegenes Wohnhaus samt Atelier leer. Um die künftige Nutzung des Anwesens gibt es seit Jahren Diskussionen. Eigentümerin ist die Fritz-und-Maria-Koenig-Stiftung. Diese und auch Weggefährten Koenigs wollen das Künstlerhaus vor dem Verfall bewahren. Die Ausstellung könnte ein erster Schritt hin zu einer dauerhaften Nutzung sein. Die Details werden gerade beraten.
Berühmtestes Werk: Große Kugelkaryatide
Das berühmteste Werk ist die Große Kugelkaryatide für den Platz am World Trade Center in New York. Die damals größte Bronzeplastik der Neuzeit mit 20 Tonnen wurde in der eigens dafür gebauten sogenannten Kugelhalle am Ganslberg bei Landshut gefertigt und 1972 auf dem Vorplatz des World Trade Centers aufgestellt und gefeiert.
Bei den Terroranschlägen am 11. September 2001 sind die Zwillingstürme über dem Koenig-Kunstwerk eingestürzt. Dabei kamen 2.753 Menschen ums Leben. Das Kunstwerk wurde unter dem riesigen Schuttberg zwar beschädigt, konnte aber gerettet werden. Koenigs Kugelkaryatide, in den USA "The Sphere" genannt, bekam dadurch eine neue Bedeutung und wurde vom Kunstwerk zum Mahnmal des 9/11-Gedenkens. Heute steht die Skulptur sozusagen als Mahnmal im Liberty Park am Rande des neu erbauten World Trade Centers in New York und wurde dort wieder eingeweiht.
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