Archivbild: Im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) sind weiße Rosen am Denkmal für die Widerstandsgruppe "Weiße Rose" zu sehen..
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe
Audiobeitrag

Die letzte Überlebende der Widerstandsgruppe Weiße Rose, Traute Lafrenz, ist gestorben (Symbolbild)

Audiobeitrag
>

Letzte Überlebende der Weißen Rose ist tot

Letzte Überlebende der Weißen Rose ist tot

Die letzte Überlebende der Widerstandsgruppe Weiße Rose, Traute Lafrenz, starb im Alter von 103 Jahren. Lafrenz hatte sich an Flugblatt-Aktionen gegen das NS-Regime beteiligt. Nach zwei Verhaftungen wurde sie 1945 von US-Truppen befreit.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

Traute Lafrenz war die letzte Überlebende der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Sie starb am 6. März im Alter von 103 Jahren im US-Bundesstaat South Carolina, wie die Weiße Rose Stiftung am Donnerstag mitteilte.

"Sie war eine Mitwirkende, aber hat kein Heldentum gesucht, sie hat gehandelt, weil sie es für wichtig und notwendig hielt", sagte die Vorsitzende der Stiftung, Hildegard Kronawitter, der Deutschen Presse-Agentur. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach bei Twitter von einer traurigen Nachricht. Er fügte an: "Es war ein großes Glück für uns, dass sie überlebte und so anschaulich vom Widerstand berichten konnte."

Mitglied der Weißen Rose, Freundin von Hans Scholl

Lafrenz kam 1919 in Hamburg auf die Welt. 1939 begegnet sie in der Hansestadt mit Alexander Schmorell einem Mitbegründer der Widerstandsgruppe gegen das Nazi-Regime. Zwei Jahre später wechselt die Medizinstudentin an die Münchner Universität. In München lernt sie über Schmorell auf einem Konzert Hans Scholl kennen. "Die beiden waren den Sommer lang ein Paar", sagte Kronawitter. "Sie blieben im Anschluss befreundet. Später wuchs Traute Lafrenz in den aktiven Widerstand hinein."

Lafrenz übergab Flugblätter der Weißen Rose an Freunde in Hamburg. Auch nach Wien - zu Tante und Onkel - brachte die Studentin ein Flugblatt. Dort versuchte sie einen Vervielfältigungsapparat zu organisieren, was aber nicht gelang.

Nach der Verhaftung von Hans und Sophie Scholl im Februar 1943 fuhr Lafrenz nach Ulm und informierte die Eltern. "Die waren nicht verständigt worden", sagte Kronawitter. Für Christoph Probst bereitete sie noch ein Gnadengesuch vor und ließ es von seiner Frau unterschreiben - doch als sie damit nach München zurückkehrte, waren die drei bereits ermordet. Im Anschluss nahm sie - als einzige außerhalb der Familie - an der Beerdigung von Hans und Sophie Scholl teil - für Kronawitter ein Zeichen großen Mutes und Empathie. "Denn natürlich wurden diese Beerdigungen überwacht."

1943 festgenommen und zu Gefängnis verurteilt

Im März 1943 wurde Lafrenz selbst festgenommen, im April angeklagt und wegen "Mitwisserschaft" zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Geschickt war es ihr laut Stiftung gelungen, die tatsächliche Mitwirkung zu verschleiern und lediglich als Mitwisserin dazustehen.

Nach ihrer Entlassung aus einem Münchner Gefängnis kehrte Lafrenz nach Hamburg zurück, kam dort nach Ermittlungen gegen den "Hamburger Zweig der Weißen Rose" erneut in Untersuchungshaft - und war in mehreren Gefängnissen in Hamburg, Cottbus, Leipzig und Bayreuth inhaftiert. Im April 1945 wurde sie von US-Truppen aus dem Zuchthaus Bayreuth befreit.

1947 emigrierte sie in die USA. Dort arbeitete sie zunächst als Assistenzärztin und hat später mit ihrem Mann eine Praxis eröffnet. In den 1990ern war Lafrenz Generalsekretärin der Anthroposophischen Gesellschaft in den USA. Später wurde sie dem Nachruf einer Zeitung zufolge Leiterin einer Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten.

Bundesverdienstkreuz zum 100. Geburtstag

Zu ihrem 100. Geburtstag wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte damals dazu: "Traute Lafrenz Page gehörte zu den Wenigen, die angesichts der Verbrechen der Nationalsozialisten den Mut hatten, auf die Stimme ihres Gewissens zu hören und sich gegen die Diktatur und den Völkermord an den Juden aufzulehnen. Sie ist eine Heldin der Freiheit und der Menschlichkeit."

Die Weiße Rose hatte während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland studentischen Widerstand in München organisiert. Die bekanntesten Mitglieder der Gruppe gegen die Nationalsozialisten, die Geschwister Hans und Sophie Scholl und ihr Freund Christoph Probst, wurden vor 80 Jahren vom Nazi-Regime hingerichtet.

Mit Informationen von dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!