Der Anwalt führt seinen Mandanten ins Gericht (Archivbild vom 5.11.2025).
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Archivbild - Der 23-Jährige Hauptangeklagte wird zum Prozessauftakt am Dienstag in Fußfesseln ins Gericht geführt.
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Loverboy-Prozess: Würzburger zu über acht Jahren Haft verurteilt

Loverboy-Prozess: Würzburger zu über acht Jahren Haft verurteilt

Im Prozess um Zwangsprostitution hat das Landgericht Nürnberg-Fürth einen 23-jährigen Mann zu acht Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Der Angeklagte hatte Frauen Liebesbeziehungen vorgespielt und sie dann überredet, sich zu prostituieren.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

Im sogenannten "Loverboy"-Prozess gegen einen Würzburger und seinen Bruder hat das Landgericht Nürnberg-Fürth eine Entscheidung gefällt: Der 23-jähirge Hauptangeklagte wurden zu acht Jahren und drei Monate Haft verurteilt. Sein 24-jähriger Bruder erhielt wegen Beihilfe eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

"Loverboy"-Masche bei vier jungen Frauen angewendet

In dem Fall ging es um Zwangsprostitution. Dem Gericht zufolge drängten die Männer vier junge Frauen, eine davon erst 17 Jahre alt, Sex gegen Geld anzubieten. Der Hauptangeklagte hatte den Frauen, die er auf verschiedenen Dating-Plattformen kennengelernt hatte, Liebesbeziehungen vorgespielt, um sie emotional von ihm abhängig zu machen und von ihrem Umfeld zu isolieren. Diese Vorgehensweise wird vom Bundeskriminalamt als "Loverboy"-Masche definiert.

Opfer brachen zum Teil ihre Ausbildung ab

Nach wenigen Treffen soll er die Frauen überredet haben, sich zu prostituieren, um ihn finanziell zu unterstützen. Die Männer haben nach Ansicht der Staatsanwaltschaft dafür Hotelzimmer gebucht, Treffen mit Freiern ausgemacht und die Frauen regelmäßig zu den Verabredungen gefahren. Die Opfer wurden unter anderem dazu gezwungen, ungeschützten Geschlechtsverkehr auszuüben und Praktiken anzuwenden, die sie ablehnten.

Die jungen Frauen brachen für die Tätigkeit zum Teil ihre Ausbildung und ihre Schule ab. Wenn sie aussteigen wollten, drohte der 23-Jährige mit Liebesentzug, beleidigte sie oder wurde gewalttätig. Einer Frau schlug er ins Gesicht, sodass sie mit dem Kopf gegen eine Wand prallte.

Täter sollen über 220.000 Euro eingenommen haben

Der ältere Bruder half bei der Organisation und agierte in einem Fall selbst als Zuhälter. Insgesamt nahmen die Männer so mindestens 224.000 Euro ein. Das Geld hat der Hauptangeklagte laut seines Anwalts aber direkt wieder für seine Spielsucht, gemietete Autos oder Klamotten ausgegeben. Die Frauen sahen von dem Geld fast nichts.

Der 23-Jährige ist dabei kein unbeschriebenes Blatt: Der Würzburger verbüßt bereits jetzt eine fünfjährige Haftstrafe wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung. Die beiden Brüder hatten bereits am ersten Prozesstag am Dienstag sämtliche Vorwürfe eingeräumt. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.

Sexuelle Ausbeutung in Deutschland - hier gibt es Hilfe

Im vergangenen Jahr gab es laut BKA in Deutschland über 460 polizeilich erfasste Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. In fast jedem fünften Fall spielen Loverboys eine Rolle. Hilfsangebote bieten:

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