Am 25. Oktober 2023 ist ein damals 45-jähriger Mann in der Nürnberger Südstadt Opfer eines brutalen Angriffs geworden. Der Mann mit ägyptischer Staatsangehörigkeit war mit seiner Freundin am Harsdörfferplatz unterwegs, als ihn plötzlich ein 40-jähriger Deutscher ohne Vorwarnung mit einem Messer in den Oberkörper stach. Der Täter floh nach der Tat, konnte durch sofort eingeleitete Fahndungsmaßnahmen jedoch von einer Polizeistreife festgenommen werden.
Erste Erkenntnisse: "Psychische Ausnahmesituation"
Das Opfer wurde bei dem Angriff schwer verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden. Die Kriminalpolizei ermittelte wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts. Der Täter befand sich offenbar in einem "psychischen Ausnahmezustand", wie die Polizei damals in einer Pressemitteilung festhielt. Zu dieser Bewertung kamen die Beamten wegen des Verhaltens des Täters.
Nach polizeilicher Vernehmung wird rassistisches Motiv klar
Nach einer Anfrage von Grünen-Landtagsabgeordneten um Cemal Bozoğlu an die Bayerische Staatsregierung zum Thema Rechtsextremismus wurde nun ein rassistisch motivierter Hintergrund des Übergriffs bekannt. Das geht aus der Antwort des Bayerischen Innenministeriums hervor, die dem Bayerischen Rundfunk vorliegt. So habe sich der Täter nach der Tat gegenüber einer Polizeibeamtin rassistisch geäußert und meinte: "Die wollen uns alle einnehmen. Die Araber. Ich habe gestern leider nur einen erwischt, aber es sind noch so viele."
Täter erwähnt Waffen-SS als Vorbild
Zudem brachte der Mann in der Vernehmung die Tat in Verbindung mit den Verbrechen der Waffen-SS und äußerte: "Unsere Opas haben damals bei der Totenkopfdivision miteinander gekämpft, 1945. Das müssen wir jetzt zu Ende bringen. Aber leider habe ich nur einen erwischt." Bei der Auswertung des Mobiltelefons des 40-Jährigen wurden mehrere Bilder und Chats gefunden, die eine Affinität zum Nationalsozialismus vermuten sowie eine "genderfeindliche, rassistische und arabischfeindliche Einstellung erkennen lassen", so das Innenministerium.
Täter wegen versuchten Mordes in Psychiatrie untergebracht
Vor seiner Tat hatte der damals 40-Jährige einen Termin mit seiner Bewährungshelferin, die er wegen einer vorangegangenen Tat aufsuchte. Diesen Termin allerdings brach er den Angaben zufolge aufgrund eines psychotischen Ausbruchs ab. Weil der Mann schon seit Längerem psychische Probleme hatte und bereits in der Psychiatrie war, wurde er nach dem Angriff auf den Ägypter erneut forensisch begutachtet. Dabei wurden unter anderem eine paranoide Schizophrenie und eine Verhaltensstörung durch Drogenkonsum festgestellt.
Der Täter wurde wegen versuchten Mordes in einer Psychiatrie untergebracht und ist seit Sommer 2024 rechtskräftig verurteilt. Bei diesem Strafverfahren handelte es sich nach Angaben des Oberlandesgerichts Nürnberg um ein sogenanntes Sicherungsverfahren. Bei einem solchen geht es um die zeitlich unbegrenzte Unterbringung von Straftätern in eine geschlossene Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses. Der Angriff ist aufgrund der Äußerungen des Täters nun in der Polizeilichen Kriminalstatistik als politisch motivierte Gewalttat aufgenommen worden.
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