Soldaten der Bundeswehr auf einem Übungsplatz (Symbolbild)
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Mit 17 zur Bundeswehr: In Bayern werden die meisten rekrutiert

Mit 17 zur Bundeswehr: In Bayern werden die meisten rekrutiert

Zuletzt gingen wieder mehr Minderjährige zur Bundeswehr. Bayern sticht bei den absoluten Zahlen zur Rekrutierung 17-Jähriger im deutschlandweiten Vergleich heraus. Auch durch einen Satz im Ampel-Koalitionsvertrag ist die Debatte wieder aktuell.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Minderjährige bei der Bundeswehr: Weil die Mehrzahl der Staaten mittlerweile das Rekrutierungsalter auf über 18 Jahre festlegt, in Deutschland aber auch 17-Jährige aufgenommen werden, läuft die Diskussion seit Jahren. Aktuelle Zahlen von 2022 heizen die Debatte an. Bayern sticht im Bundesländervergleich dabei besonders heraus: In den vergangenen fünf Jahren wurden im Freistaat jeweils die meisten 17-Jährigen im Soldatenstatus eingestellt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor.

Bayern rekrutiert teils deutlich mehr 17-Jährige als andere

Die Unterschiede sind teilweise beträchtlich. So waren es in Bayern im vergangenen Jahr insgesamt 460 Minderjährige. Niedersachsen folgte mit 286 17-Jährigen. Angesichts der Corona-Pandemie waren die Rekrutierungszahlen 2020 und 2021 generell niedriger - doch auch in diesen Jahren bewegten sich die meisten Bundesländer im zweistelligen Bereich, während in Bayern deutlich mehr 17-Jährige eingestellt wurden. Insgesamt gab es laut Bundesregierung im vergangenen Jahr 1.773 neue unter 18-Jährige in der Bundeswehr in Deutschland.

Die Gesamtzahl der Einstellungen im Soldatenstatus belief sich im Jahr 2022 in Deutschland auf 18.776 Personen. Obwohl der Wert im Vergleich zum Vorjahr stiegt, wurde das Vor-Corona-Niveau damit noch nicht erreicht. Verglichen mit 2021 stieg die Zahl der Rekruten in Bayern 2022 von 2.016 auf 2.471, wie die Nachrichtenagentur dpa bezogen auf Angaben aus dem Bundesverteidigungsministerium berichtete.

Auffällige Zahlen in Bayern - Was sind die Gründe?

Die höheren absoluten Zahlen an rekrutierten 17-Jährigen in Bayern könnten mehrere Gründe haben. Zum einen ist Bayern ein bevölkerungsreiches Bundesland. Außerdem könnte der frühere Schulabschluss durch G8 eine Rolle spielen. Darüber hinaus könnten Werbemaßnahmen durch Jugendoffiziere der Bundeswehr ausschlaggebend sein.

Eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums teilte auf BR24 Anfrage schriftlich mit: "Die Bundeswehr erfasst grundsätzlich keine Gründe für die Bewerbungen von Soldatinnen und Soldaten. Insofern können hierzu keine dezidierten Aussagen getroffen werden." Doch auch sie führte das G8-Modell als einen möglichen Grund unter vielen an. Darüber hinaus gebe es bei der Bundeswehr "grundsätzlich keine gezielte Rekrutierung von 17-Jährigen".

Bundeswehr mit 17: Auswahlgespräche und Einverständnis der gesetzlichen Vertreter

Die Bundeswehr informiert auf ihrer Website, dass 2022 über die Hälfte der 17-jährigen deutschen Soldaten binnen eines halben Jahres nach ihrem Dienstantritt volljährig geworden seien. Darüber hinaus heißt es: "Damit 17-Jährige nicht mit ihrem Eintritt in die Bundeswehr warten müssen, können sie bereits vor dem vollendeten 18. Lebensjahr ihre Ausbildung bei der Truppe beginnen. Ansonsten würden ihnen gegenüber gleichaltrigen Berufseinsteigern und Berufseinsteigerinnen, die zivil ausgebildet werden, Nachteile entstehen."

In "intensiven Auswahlgesprächen" werde überprüft, ob Bewerber die nötige Reife und andere Voraussetzungen mitbrächten. Außerdem ist das Einverständnis der Eltern nötig. "Unter 18-Jährige leisten keinen Dienst, der den selbstständigen Gebrauch der Waffe fordern könnte und nehmen daher auch nicht an Wachdiensten oder Auslandseinsätzen teil", erklärte auch das Bundesverteidigungsministerium dazu. Die Einstellungspraxis stehe im Einklang mit der UN-Kinderrechtskonvention und ihrem Fakultativprotokoll.

Deutschland nutzt Ausnahmeregelung

Initiativen gegen die Rekrutierung Minderjähriger sehen diesen Punkt anders. Deutschland mache von einer Ausnahmeregelung Gebrauch, heißt es von Seiten der Kampagne "Unter 18 nie! Keine Minderjährigen bei der Bundeswehr", getragen von Organisationen aus den Bereichen der Friedensinitiativen, Kirchen, Gewerkschaften und der Menschenrechtsorganisationen. Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes habe Deutschland wiederholt aufgefordert, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre zu erhöhen.

"Der Jugendschutz und das Jugendarbeitsschutzgesetz werden in der Bundeswehr nicht eingehalten", sagte Sprecher Ralf Willinger im Gespräch mit BR24. Er ist tätig beim Kinderhilfswerk "terres des hommes". "Warum wird der internationale Standard unterlaufen? 18 Jahre ist schon sehr jung. Warum wird nicht wenigstens dieser eingehalten?", fragte er anlässlich der Debatte.

Ein Rekrut, der vor einigen Jahren mit 17 zur Bundeswehr ging, erzählte damals dem Bayerischen Rundfunk von seinen Erfahrungen. "Wir sind aber alle gleich. Da interessiert es niemanden, ob du 17 oder 30 bist", sagte er. Der Zusammenhalt zwischen den Soldaten sei eng.

Vorhaben der Ampel-Koalition

Die Ampelparteien haben unterdessen in ihren Koalitionsvertrag zum Thema folgenden Satz festgehalten: "Ausbildung und Dienst an der Waffe bleiben volljährigen Soldatinnen und Soldaten vorbehalten." Die Umsetzung dieses Vorhabens werde momentan vorbereitet, hieß es vom Verteidigungsministerium. Die Linksfraktion im Bundestag hielt in der bereits erwähnten Kleinen Anfrage zuvor fest: "Zumindest anhand öffentlicher Positionen ist für die Fragesteller bisher kein Ansatz zur Umsetzung der Ankündigung im Koalitionsvertrag erkennbar."

Auch wenn Kampagnensprecher-Willinger noch auf eine Umsetzung in der verbleibenden Legislaturperiode hofft, ist er vorerst skeptisch. Denn der Passus im Koalitionsvertrag sei nicht eindeutig. Er könne so interpretiert werden, dass weiterhin langjährige soldatische Arbeitsverträge ohne Kündigung möglich seien, aber das militärische Training nur eingeschränkt durchgeführt werde. "Das wäre kein Fortschritt", sagte er.

Risiken, wie sexuelle Übergriffe oder Unfälle bei Übungen und Märschen, wären die 17-Jährigen trotzdem ausgesetzt. "Die Rekrutierung Minderjähriger ist wegen der extrem hohen Abbrecherzahlen und der damit verbundenen Kosten für die Bundeswehr und für die jungen Menschen aus unserer Sicht eine Lose-Lose-Situation", so Willinger. "Unter 18 nie" fordert die Anhebung des Mindestalters für die Rekrutierung auf 18 Jahre im Soldatengesetz und im Wehrpflichtgesetz.

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