Kita in Offenstetten: Kinder beim Mittagessen.
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Welches Essen soll es in der Kita geben? Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen.

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Muss es Fleisch in der Kita geben?

Muss es Fleisch in der Kita geben?

Der neue Agrarminister Alois Rainer hat in einem Interview betont, dass es gern auch Fleisch in der Kita geben darf. Viele Einrichtungen setzen aber auf vegetarisch oder gar vegan. Wie läuft das in der Praxis? Ein Caterer aus Niederbayern berichtet.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

"Piep, piep, piep – guten Appetit." Im Kindergarten St. Vitus in Offenstetten gibt es heute Gurkensticks und Schinkennudeln. Fleisch steht dort nur einmal pro Woche auf dem Speiseplan – so sieht es das Konzept von Caterer Hannes Eichinger vor. Mit seinem Team der "Kinderküche Eichinger" beliefert er täglich rund 1.000 Kinder mit frisch gekochtem Mittagessen. Für den nächsten Tag werden gerade Kartoffelbrei und Karottengemüse vorbereitet.

Nur einmal pro Woche Fleisch

Vor elf Jahren begann der frühere Bio-Landwirt Hannes Eichinger damit, Kitas und Krippen im Raum Regensburg zu beliefern. Heute versorgt er 26 Einrichtungen – und hält seit Beginn an seinem Konzept fest: Fleisch gibt es nur einmal pro Woche. Und das, obwohl er früher selbst Schweine gehalten hat.

Die Rückmeldungen seien positiv, sagt Eichinger. Viele Einrichtungen seien froh über das fleischärmere Angebot. Einige hätten früher von einem Metzger beliefert, dann aber bewusst zu ihm gewechselt. Denn: Fünfmal in der Woche Fleisch wollen viele Eltern für ihre Kinder nicht.

Vegetarische Küche: kostengünstiger und beliebt

Täglich kommt bei Hannes Eichinger ein Gericht aus Bio-Zutaten auf den Tisch – etwa Süßkartoffelsuppe, Hirsebratlinge, Quarkauflauf oder auch Nudeln mit Hackfleischsoße. Dazu gibt es stets eine Vorspeise wie Salat oder Gemüsesticks und eine Nachspeise. Jeden Tag Bio-Fleisch anzubieten, wäre deutlich teurer. Als Unternehmer muss Eichinger jedoch mit seinen Preisen wettbewerbsfähig bleiben.

Den Wunsch nach mehr Fleisch hat er bisher nicht zu hören bekommen – im Gegenteil: Eine Einrichtung wird sogar ausschließlich vegetarisch beliefert. In anderen Kitas haben Eltern ein vegetarisches Sonderessen für ihre Kinder bestellt, wenn die Gruppe das wöchentliche Fleischgericht bekommt.

Agrarminister will Fleisch in Kitas

Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) spricht sich dafür aus, dass Fleisch grundsätzlich in Kitas und Schulen angeboten werden soll – und hat damit eine Diskussion ausgelöst. In Bayern setzen einige Einrichtungen auf rein vegetarische Speisepläne, es gibt auch vegane Kitas.

Stephan Lück vom Kompetenzzentrum Ernährung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) unterstützt Rainers Aussage. Es gebe zwar keine Vorschriften, aber Empfehlungen. Ernährungsexperten raten für Kinder und Heranwachsende davon ab, ganz auf Fleisch zu verzichten. Das könne man als Erwachsener tun – wenn man informiert ist und bewusste Entscheidungen trifft. Wichtig sei, dass alle Nährstoffe abgedeckt werden – und dazu gehörten eben auch Fleisch und Milchprodukte. Rainer habe jedoch betont, dass auch Obst und Gemüse zur ausgewogenen Ernährung gehören. "Das können wir eins zu eins unterschreiben", so Lück.

Landesbäuerin: Vielfalt statt Verbote

Auch Christine Singer, die bayerische Landesbäuerin, warnt davor, einzelne Lebensmittel zu verteufeln. "Nicht jeden Tag Currywurst mit Pommes", sagt sie – aber Fleisch dürfe ihrer Meinung nach durchaus hin und wieder auf dem Speiseplan stehen. Ernährungssicherheit sei den Landfrauen wichtig, ebenso wie regionale Wertschöpfung. Fleisch gehöre in Bayern und Deutschland traditionell dazu. Wichtig seien jedoch Vielfalt und Wahlfreiheit.

Ihre frühere Aussage, Kinder früh an Fleisch zu gewöhnen, damit es ihnen später schmecke, wurde 2023 stark kritisiert. Davon distanziert sie sich heute und stellt klar: Das sei so nicht gemeint gewesen.

Eltern legen Wert auf Geschmack und Abwechslung

Für die Kinder in Offenstetten zählt vor allem eines: Es muss schmecken. Die Eltern sind entspannt, dass es nur einmal pro Woche Fleisch gibt. Nicole Gonzalez etwa findet das Konzept sinnvoll. Nicole Knaitinger betont, wie wichtig ein abwechslungsreicher Speiseplan ist – gerade, wenn beide Elternteile arbeiten. Dann bleibt am Abend oft keine Zeit für ein vollwertiges Essen.

Die Kinderküche Eichinger bringt neben klassischen Gerichten auch Kohlrabi, Brokkoli und Pastinaken auf den Tisch. Eine große Auswahl sei ihm wichtig, sagt Eichinger. Das Essen sei so gedacht, dass die Kinder mit verschiedenen Gemüsesorten und Gerichten in Berührung kommen, um die Geschmacksnerven zu trainieren. Nur rohe Fenchelsticks wurden vom Speiseplan gestrichen – die kamen nicht so gut an. Ansonsten gilt: Gemüse ist bei den Kindern genauso beliebt wie Fleisch.

Dieser Artikel ist erstmals am 10.5.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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