Der Pavillon an der B16 bei Pforzen hat die Form eines großen D. Das steht für Udos wissenschaftlichen Namen "Danuvius guggenmosi".
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Der Pavillon hat die Form eines großen D - das steht für Udos wissenschaftlichen Namen "Danuvius guggenmosi"

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Nach 11,6 Millionen Jahren: Ein Pavillon für Menschenaffe Udo

Nach 11,6 Millionen Jahren: Ein Pavillon für Menschenaffe Udo

Udo hat die Gemeinde Pforzen im Ostallgäu weltweit bekannt gemacht. Der Menschenaffe soll vor 11,6 Millionen Jahren dort gelebt haben und der erste mit aufrechtem Gang gewesen sein. Jetzt hat Udo einen eigenen Info-Pavillon bekommen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Direkt am Kreisverkehr an der B16 steht er: Der Udo-Pavillon, ein kleines Holzgebäude in Form eines D. Das D steht für Danuvius guggenmosi, den wissenschaftlichen Namen von Udo. Pforzens Bürgermeister Herbert Hofer ist froh, dass er den Info-Pavillon jetzt eröffnen konnte. "Wir sind stolz auf Udo", sagt der Bürgermeister. "Und nachdem ein mögliches Besucherzentrum noch eine Weile auf sich warten lässt, wollten wir eine Zwischenlösung, um die Informationen über Udo weiterzugeben. Deshalb wurde der Pavillon errichtet."

Infos zu Menschenaffe Udo auf 32 Quadratmetern

In dem 32 Quadratmeter großen Häuschen befindet sich eine Ausstellung mit Infos über Udo, über die vielen anderen Funde aus der Tongrube und die Grabungsarbeiten in dem Pforzener Ortsteil Hammerschmiede. Madelaine Böhme, Paläontologie-Professorin an der Uni Tübingen und Udo-Entdeckerin, ist zur Eröffnung eigens angereist. "Das ist eine Bestätigung für unsere Arbeit, die wir in den letzten Jahren mit Unterstützung des Freistaats leisten konnten, und ein Ansporn für zukünftige Arbeiten hier", sagt die Wissenschaftlerin.

40.000 Fossilien von Antilopen bis Elefanten

Nicht nur Fossilien von Udo haben die Forscher der Uni Tübingen in der Tongrube in Pforzen ausgegraben. Vergangenes Jahr präsentierte Böhmes Team die Überreste von Buronius manfredschmidi, einer zweiten Menschenaffenart aus der Hammerschmiede. Über 40.000 Fossilien - darunter Überreste von Schildkröten, Antilopen, Säbelzahnkatzen, Elefanten, Nashörnern, Ur-Pandas oder Hirschferkeln - haben die Wissenschaftler seit 2011 in Pforzen gefunden. Laufend kommen neue Funde dazu.

Manguste und Zwergdachs sind die neuesten Funde

"Wir haben letzte Woche aus dem Fundmaterial zwei Objekte identifiziert, die unbekannt waren - eine Manguste - ein kleines Raubtier - und einen Zwergdachs", erzählt Paläontologin Böhme. Die Funde würden nun wissenschaftlich ausgewertet. "Das ist wahrscheinlich eine komplett unbekannte Art für die Wissenschaft." Damit hätten die Forscher seit Beginn der Grabungen 153 Wirbeltierarten in der Hammerschmiede gefunden. "Und das ist bei weitem noch nicht das Ende der Fahnenstange", ist sich Böhme sicher.

"Udo ist der erste Fußgänger"

Der bisher größte Fund in Pforzen ist aber nach wie vor Udo. Mit ihm hat Madelaine Böhme weltweit Schlagzeilen gemacht, aber auch kontroverse Diskussionen ausgelöst. Mit ihrer Theorie, dass diese Menschenaffenart schon vor 11,6 Millionen Jahren aufrecht gehen konnte, stellt sie die bisherige Lehrmeinung auf den Kopf. Demnach hat sich der aufrechte Gang erst Millionen Jahre später in Afrika entwickelt. Böhme bleibt aber dabei: "Udo ist der erste Fußgänger", sagt die Professorin. Ihrer Meinung nach ist der aufrechte Gang zwar wahrscheinlich nicht direkt im Allgäu oder in Bayern entstanden. "Aber deutlich früher als man bisher glaubte und deutlich woanders, nämlich in Europa."

Grabungen sollen bald weitergehen

Voraussichtlich im Mai beginnt die neue Grabungssaison in der Hammerschmiede. Die Tübinger Wissenschaftler hoffen auch dieses Jahr auf spektakuläre Funde. Madelaine Böhme will demnächst neue Details zu Udo alias Danuvius guggenmosi veröffentlichen. Diese werden dann auch in dem neuen Info-Pavillon mit einfließen. Die Ausstellung ist so konzipiert, dass sie laufend aktualisiert werden kann.

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