Main bei Aschaffenburg
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Der Main bei Aschaffenburg. Wenige Kilometer entfernt, bei Kahl am Main, ist der Sauerstoffgehalt derzeit niedrig. (Archivbild)
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Der Main bei Aschaffenburg. Wenige Kilometer entfernt, bei Kahl am Main, ist der Sauerstoffgehalt derzeit niedrig. (Archivbild)

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Nach der Hitze: Weiterhin "Alarm" auf dem Main

Nach der Hitze: Weiterhin "Alarm" auf dem Main

Obwohl es in dieser Woche abgekühlt hat, schlägt die Regierung von Unterfranken für Teile des Mains erneut "Alarm". Grund dafür: ein Sauerstoffdefizit am Untermain. Wie es dazu kam.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Der Main wird in Ober- und Unterfranken oft als Lebensader bezeichnet. Doch der Zustand des Flusses gibt Anlass zur Sorge. Am 3. Juli erreichte das Mainwasser im unterfränkischen Erlabrunn eine Rekordtemperatur von 29,2 Grad Celsius. Schon tags zuvor hatte die Regierung von Unterfranken für Teile des Mains "Alarm" geschlagen. Inzwischen sind die Lufttemperaturen gesunken. Die Bezirksregierung hatte den "Alarm" zunächst zurückgenommen – und nun wieder ausgerufen.

Niedriger Sauerstoffgehalt am Untermain

Die Ursache: der niedrige Sauerstoffgehalt am bayerischen Untermain. In der Nacht zum Mittwoch sank der Wert in Kahl am Main mehrere Stunden lang unter vier Milligramm pro Liter, teilt die Bezirksregierung mit. Etwa sechs bis acht Milligramm seien wünschenswert, sagt ein örtlicher Fischer.

Zwar sind die Lufttemperaturen in den vergangenen Tagen deutlich gesunken. Allerdings sterben nun Algen ab, die zuvor durch ihre Photosynthese-Leistung den Sauerstoffgehalt des Mains gestützt hatten, heißt es von der Regierung. Hinzu komme Bodenmaterial, das durch Niederschläge in den Main gespült wurde. Dieses werde nun zusammen mit den Algen zersetzt, was zu "Sauerstoffdefiziten führt, die das Gewässer stark belasten".

Bezirksregierung ruft höchste Warnstufe aus

Der "Alarm", den die Regierung ausgerufen hat, gilt für den Flussabschnitt von Würzburg bis Kahl am Main, an der hessischen Grenze. Es handelt sich um eine behördliche Kategorisierung, im Rahmen des sogenannten "Alarmplan Main".

Dabei handelt es sich um ein Frühwarnsystem. Es soll verhindern, dass der Main durch Hitze oder andere Faktoren Schaden nimmt. Der "Alarm" ist die höchste von drei Warnstufen. Sie greift, wenn deutliche Beeinträchtigungen der Gewässerbiologie bis hin zu Fischsterben erwartet werden.

Kraftwerk und Industriecenter fahren Leistung zurück

Damit es nicht so weit kommt, fordert die Bezirksregierung nun auf, "alles zu unterlassen, was zu zusätzlichen Belastungen im Main führen könnte". Gemeint sind zum Beispiel Schlammräumungen und Baggerarbeiten. Außerdem wurden die Landratsämter aufgefordert, auf Industriebetriebe zuzugehen – damit die weniger erhitztes Kühlwasser in den Main einleiten als üblich.

In der vergangenen Woche haben das Heizkraftwerk in Würzburg und das Industriecenter in Obernburg ihre Leistung zurückgefahren, um den Main zu entlasten. In Kleinostheim hat die Firma Uniper nach Angaben der Bezirksregierung ihre Turbinenbelüftung eingeschaltet, damit Tiere in der Nähe Sauerstoff finden.

Bislang kein Fischsterben bemerkbar

Anders als der Begriff "Alarm" befürchten lässt, zeichnet sich nach Angaben örtlicher Fischer derzeit kein Fischsterben ab. Er habe vereinzelt tote Fische gesehen, allerdings nicht mehr als in anderen Jahren auch, sagt Berufsfischer Jochen Grimm aus Aschaffenburg. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Uwe Herz, Vorsitzender der Fischer- und Schiffergenossenschaft Wertheim. Im Einzugsgebiet des Vereins gebe es derzeit keine Auffälligkeiten.

Den Alarmplan Main hält Jochen Grimm dennoch für ein wertvolles Instrument. Es sei wichtig, frühzeitig zu reagieren, wenn die Wassertemperaturen steigen und die Sauerstoffgehalte sinken. In diesem Sommer erfolgte der "Alarm" ungewöhnlich bald. "Wir werden den ganzen Sommer mit diesem Thema zu tun haben", vermutet Grimm.

Wasser aus dem Süden unterstützt Main

Der Main-Abschnitt von Würzburg bis Bamberg befindet sich nach Behördenangaben derzeit im Normalzustand. Allerdings verweist die Regierung von Unterfranken darauf, dass auch an der Messstation im oberfränkischen Trunstadt die Sauerstoffgehalte niedrig seien. Die Abflussgeschwindigkeit des Mains sei niedrig. Ein schneller Abfluss begünstigt, dass die Temperaturen sinken und der Sauerstoffgehalt steigt.

Derzeit unterstützt die Überleitung aus dem Main-Donau-Kanal mit zehn Kubikmetern pro Sekunde den Abfluss des Main. "Durch die Trockenheit im Donaugebiet muss aber auch hier mit einer weiteren Reduzierung gerechnet werden", befürchtet die Regierung.

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