Als die Propellermaschine aus Mönchengladbach ankommt, wird sie auf dem Rollfeld des Hofer Flughafens schon von einem freudigen Empfangskomitee erwartet. Die neunsitzige Cessna ist zwar kein Linienflugzeug, aber zumindest so etwas Ähnliches. Die Stuttgarter Startup-Firma Flyvbird bietet seit 1. September einen Flugzeug-Bedarfsverkehr von und nach Hof an. Zielflughäfen sind neben Mönchengladbach auch Berlin-Strausberg und Friedrichshafen. "Das ist eine ganz tolle Entwicklung, weil Hof eigentlich nie aufgehört hat, von der Linie zu träumen", sagt die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD).
Seit über einem Jahrzehnt kein Linienflug mehr
Bis in die 2000er Jahre hoben vom Hofer Flughafen Ferienflieger ans Mittelmeer ab. Danach gab es noch subventionierte Linienflüge zwischen Hof und Frankfurt am Main. Diese mussten jedoch 2012 eingestellt werden, unter anderem weil die EU darin eine unerlaubte staatliche Wettbewerbsverzerrung sah.
Wie On-Demand-Flüge funktionieren sollen
Und nun bietet Flyvbird von Hof aus Taxiflüge an – manche sprechen auch von einer Art Mitflugzentrale. Das Modell soll so funktionieren: Eine Maschine mit neun Plätzen kommt, wenn mindestens drei Passagiere fix buchen und die Verbindung in die Logistik des Fluganbieters passt. Dann vermarktet Flyvbird die restlichen Plätze auf eigenes Risiko weiter. Nötig ist dazu laut Firma eine Online-Anmeldung rund eine Woche vorher.
Es geht erst langsam los
Jetzt am Anfang geht es jedoch noch langsam los, so Flyvbird-Chef Tomislav Lang: "Wir müssen die Erwartungshaltung ein bisschen stoppen. Es ist jetzt nicht so, dass wir ab morgen hier schon täglich fliegen können." Bisher stehen erst zwei Flüge zwischen Hof und Berlin im November fest. Man arbeite jedoch mit Unternehmern aus der Region Hof daran, möglichst schnell weitere Verbindungen anzubieten. "Wir sind keine touristische Fluggesellschaft", stellt er klar. Geschäftskunden seien das hauptsächliche Zielpublikum. Die Flugpreise dürften im Normalbetrieb deutlich höher ausfallen als die 110 Euro für den Jungfernflug zwischen Mönchengladbach und Hof.
Regionale Firmen nutzen den Hofer Flughafen
Bisher lebt der Regionalflughafen Hof-Plauen von regionalen Firmen, die selbst Flugzeuge chartern, und von privaten Flugzeugbesitzern, die hier starten und landen. Eine ungarische Firma lässt ihre Frachtflieger hier warten. BMW unterhielt hier eine Zeitlang eine Auto-Teststrecke. Man versuche, Erlöse zu generieren, wo es geht, sagt der Geschäftsführer des Flughafens, Ralf Kaußler. Dennoch bleibt pro Jahr ein Defizit von einer halben Million Euro. Daran werden die On-Demand-Flüge wenig ändern, auch wenn sie sich als erfolgreich erweisen, so die Einschätzung von Kaußler.
Das Defizit tragen Stadt und Landkreis Hof, sie verbuchen es als Wirtschaftsförderung. Trotz schwieriger Finanzlage wollen sie auch in Zukunft daran festhalten: "Es ist wunderbar, dass wir diesen Flughafen haben", betont der Hofer Landrat Oliver Bär (CSU): "Ein ganz wichtiges Element für die Infrastruktur der Region."
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