von links nach rechts: Gerald Eichinger (Bürgermeister von Langenneufnach), Martin Sailer (Landrat Lk. Augsburg), Ralf Gummersbach (Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm), Peter Ziegelmeier (BM Fischach), Josef Böck (Altbürgermeister Langenneufnach), Jürgen Mögele (BM Gessertshausen)
von links nach rechts: Gerald Eichinger (Bürgermeister von Langenneufnach), Martin Sailer (Landrat Lk. Augsburg), Ralf Gummersbach (Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm), Peter Ziegelmeier (BM Fischach), Josef Böck (Altbürgermeister Langenneufnach), Jürgen Mögele (BM Gessertshausen)
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Acht dicke Ordner füllen die Unterlagen, die für das nun anstehende Planfeststellungsverfahren notwendig sind.
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Acht dicke Ordner füllen die Unterlagen, die für das nun anstehende Planfeststellungsverfahren notwendig sind.

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Neue Staudenbahn: Planfeststellungsverfahren startet

Neue Staudenbahn: Planfeststellungsverfahren startet

Die in den 90er Jahren stillgelegte Staudenbahn im Westen von Augsburg soll wieder reaktiviert und elektrifiziert werden. Seit langem kämpfen die Anlieger-Gemeinden für die Wiederbelebung der Strecke. Jetzt beginnt die Prüfung durch die Behörden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Acht Ordner dick ist der Antrag für das Planfeststellungsverfahren, der jetzt an die Regierung von Oberbayern zur Prüfung geht. "Ein Meilenstein" sei das, so Ralf Gummersbach von den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm (SWU), der die Staudenbahn zusammen mit dem Landkreis Augsburg wieder auf die Strecke bringen will. Er hat bereits den "Weißenhorner" wieder erfolgreich aufs Gleis gesetzt, eine Regionalbahn im Landkreis Neu-Ulm. Knapp 2.000 Fahrgäste nutzen mittlerweile die vor über zehn Jahren reaktivierte Strecke.

Dass auch die Staudenbahn viel Potenzial hat, davon ist Gummersbach überzeugt. "Wir glauben, dass das sehr gut funktioniert. Das hat uns die Strecke in Weißenhorn gezeigt, dass die Nähe zur Großstadt einfach Fahrgäste bringt." So könnte man künftig in einer halben Stunde in Augsburg sein.

Wem die neue Regionalbahn etwas bringen soll

Befördern soll die Staudenbahn Schüler, Ausflügler, aber auch Jobpendler, die nicht länger im Stau stehen wollen. Mit einer Geschwindigkeit von 140 km/h soll es auf Teilstrecken vorangehen, im Stundentakt. Bis zu 20 Zugpaare an einem Werktag und 19 am Wochenende sind demnach geplant. Das wäre auch für Ausflügler interessant, die schon jetzt gern zum Radeln oder Wandern in die Naturregion Stauden kommen, meint Gummersbach. Auch viele Firmen unterstützen das Vorhaben, um damit attraktiver für Mitarbeiter und Kunden zu sein. Unternehmen wie Müller-Milch, die Weinhandlung Hauser oder der Sitzmöbelhersteller Topstar zählen zu den großen Unternehmern in den Stauden. Angedacht ist derzeit auch die Möglichkeit, die Staudenbahn bis in Unterallgäu hinein zu verlängern, bis hinüber nach Türkheim.

Bahnhöfe und Brücken - Das muss neu gebaut werden

Doch zunächst muss sich im Rahmen der Planfeststellungsverfahren die Regierung von Oberbayern die Pläne genau ansehen. Viele Fragen für die Reaktivierung werden darin behandelt: Wo sind Bahnübergänge nötig, wo braucht es Schallschutzwände, was ist mit den Belangen des Naturschutzes? Die Gleise liegen noch. Weil die Strecke aber elektrifiziert werden soll, braucht es mehr Platz für die Stromabnehmer. Dazu müssen die Anlieger Grund abtreten.

An sechs Bahnhöfen sollen die Fahrgäste künftig ein- und aussteigen können – barrierefrei. Von 31 bestehenden Bahnübergängen müssen 16 geschlossen werden, die übrigen werden mit Schranken nach aktuellen Vorgaben gesichert, so die SWU. Zwei Brücken müssten neu gebaut werden – das macht die Reaktivierung schon jetzt teurer als geplant. Insgesamt 65 Millionen Euro soll die Reaktivierung voraussichtlich kosten. Der allergrößte Teil kann laut dem Augsburger Landrat Martin Sailer aus Bundesmitteln finanziert werden.

Woran es bei den Reaktivierungen hakt

25 Reaktivierungsprojekte gibt es in Bayern derzeit laut der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, etwa die Nördliche Hesselbergbahn von Gunzenhausen nach Wassertrüdingen, die Mainschleifenbahn zwischen Volkach und Würzburg oder die Untere Steigerwaldbahn zwischen Kitzingen und Schweinfurt.

Das Problem bei allen Projekten: Um staatliche Förderung zu erhalten, müssen die Planer vorab nachweisen, dass genügend Fahrgäste auf der Strecke einsteigen würden. Das sei aber nicht praxisnah, meinen Kritiker. Viele Bürger würden die Bahn erst dann für sich entdecken, wenn das Angebot auch vor Ort nutzbar ist und erst dann auf den Zug umsteigen.

Die Interessenorganisation "Allianz pro Schiene" fordert daher, dass die bislang genutzte "Standardisierte Bewertung" überarbeitet werden müsse. Sie verlangt zudem bessere Finanzierungsmöglichkeiten für Reaktivierungen im Personenverkehr generell und mehr staatliche Unterstützung, um Projekte vor Ort zügig umzusetzen.

Pläne sollen Ende Oktober öffentlich ausliegen

Ab Ende Oktober sollen die Pläne für die schwäbische Staudenbahn öffentlich ausliegen. Landrat Sailer betont, dass die beteiligten Gemeinden "dicke Bretter" gebohrt und seit Jahren um die Reaktivierung der Strecke gekämpft hätten. Gibt es keine größeren Einwände, so die Planer, dann könnten die Bauarbeiten an der neuen Staudenbahn 2027 starten. "Wir gehen da nicht auf Kante, was jetzt die Planungen und dann auch die Bauzeit betrifft. Aber ich bin ganz zuversichtlich, dass wir tatsächlich zum Fahrplanwechsel 2028 das erste Mal gemeinsam in der Staudenbahn sitzen werden", so Sailer.

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