Für Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) ist es höchste Zeit für einen Schlusspunkt: Das sogenannte begleitete Trinken ab 14 Jahren stehe im klaren Widerspruch zum Ziel eines konsequenten Jugend- und Gesundheitsschutzes, sagte sie in München. Das bayerische Kabinett habe daher beschlossen, am Freitag im Bundesrat einen Antrag zur Abschaffung der aktuellen Regelung einzubringen: Die Bundesregierung soll aufgefordert werden, das Jugendschutzgesetz zu ändern, das derzeit noch den Ausschank von Alkohol an unter 16-Jährige unter gewissen Voraussetzungen zulässt.
"Aktuell ist es erlaubt, dass Jugendliche im Alter von 14 bis 15 Jahren bestimmte alkoholische Getränke in Begleitung einer sorgeberechtigten Person trinken", erläuterte Gerlach. Somit dürfe beispielsweise Bier, Wein, Schaumwein und deren Mischung mit nicht-alkoholischen Getränken an 14- und 15-Jährige ausgegeben oder ausgeschenkt werden. Dabei seien die gesundheitlichen Risiken bei frühem Alkoholkonsum groß. "Das begleitete Trinken hat auch einen negativen Einfluss auf den Umgang Jugendlicher mit Alkohol", betonte die Ministerin. "Ich finde diese Regelung einfach überhaupt nicht mehr zeitgemäß."
"Gravierende gesundheitliche Folgen"
Die Gesundheitsminister der Länder hatten schon vor mehr als einem Jahr in einem Beschluss die Abschaffung des begleiteten Trinkens ab 14 Jahren verlangt: Die Gesundheitsministerkonferenz weise auf die gravierenden gesundheitlichen Folgen frühzeitigen Alkoholkonsums "und den Bedarf an präventiven Maßnahmen zur Reduzierung des Konsums von Alkohol bei Jugendlichen hin", hieß es damals. Vor vier Wochen bekräftigte das Gremium diesen Beschluss.
Vor diesem Hintergrund setzt Gerlach auf breite Unterstützung der anderen Länder für den bayerischen Antrag im Bundesrat: Sie habe große Hoffnung, "dass das gut durchgeht". Über das Thema werde ja schon länger diskutiert, sagte die CSU-Politikerin. "Ich glaube, es muss jetzt einfach mal ein Punkt gesetzt werden, und es muss gesetzlich beim Bund nachvollzogen werden."
Grüne pochen auf ganzheitlichen Ansatz
Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Andreas Hanna-Krahl, lobte den Kabinettsbeschluss als ein wichtiges Signal für einen konsequenten Jugend- und Gesundheitsschutz in Deutschland. "Studien zeigen eindeutig, dass ein späterer Einstieg in den Alkoholkonsum das Risiko für Abhängigkeit und Gesundheitsschäden deutlich reduziert", sagte Hanna-Krahl dem BR.
Allerdings reiche dieser Vorstoß allein nicht aus. "Notwendig sind umfassende Maßnahmen wie strengere Alterskontrollen, Werbebeschränkungen und gezielte Präventionsprogramme", betonte der Grünen-Politiker. Nur ein ganzheitlicher Ansatz könne Jugendliche wirksam vor den Gefahren von Alkohol schützen.
SPD: Kulturtechnik erlernen
Dagegen betont SPD-Gesundheitsexpertin Ruth Waldmann, Alkohol sei eine Kulturdroge, "mit der man bei öffentlichen Anlässen ebenso wie bei privaten Zusammenkünften immer wieder in Kontakt kommt". Deswegen müsse auch der verantwortungsvolle Umgang damit als Kulturtechnik erlernt werden. "Daher hätte ich mir gewünscht, dass man statt ausschließlich eines Verbots für angemessene Altersgruppen zumindest neue Modellprojekte entwickelt in geeigneten Settings", betonte Waldmann auf BR-Anfrage. "Aufklärung, die eigenen Grenzen kennen, Umgang mit Gruppendruck und Alternativen zum Alkoholkonsum - das lernt sich nicht alles von alleine."
Im Video: Ist das "begleitete Trinken" bald Geschichte?
Geht es nach den Gesundheitsministern der Länder könnte bald Schluss sein mit dem "begleiteten Trinken ab 14".
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