Das chinesische Militär hat nach Angaben des Auswärtigen Amts ein deutsches Flugzeug im Rahmen eines EU-Einsatzes mit einem Laser ins Visier genommen. "Die Gefährdung von deutschem Personal (und) Störung des Einsatzes sind vollkommen inakzeptabel", erklärte das Berliner Ministerium am Dienstag auf der Plattform X (externer Link). Vor diesem Hintergrund habe man den chinesischen Botschafter Deng Hongbo am heutigen Dienstag einbestellt.
Die förmliche Einbestellung eines Botschafters gilt als scharfes diplomatisches Mittel, mit dem die Regierung des Gastlandes eine deutliche Verstimmung signalisiert.
Vorfall über dem Seegebiet im Roten Meer
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ereignete sich der Vorfall Anfang Juli, als ein deutsches Flugzeug zu einem Überwachungsflug über dem Seegebiet im Roten Meer unterwegs war. Dabei wurde festgestellt, dass von einem chinesischen Kriegsschiff aus ein Laser auf die Maschine gerichtet wurde. Das Anstrahlen mit einem Laser gilt im Militär mindestens als Drohgebärde.
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, mit dem Lasereinsatz habe das chinesische Kriegsschiff "eine Gefährdung von Mensch und Material in Kauf genommen". Der Einsatzflug des deutschen Aufklärungsfliegers sei nach dem Vorfall als Vorsichtsmaßnahme abgebrochen worden. Die Maschine sei sicher auf der Basis des Kontingents in Dschibuti gelandet, die Besatzung sei wohlauf. Inzwischen habe das Flugzeug seinen Einsatz wieder aufgenommen.
Flugzeug "ohne Grund und vorherige Kontaktaufnahme angelasert"
Das Flugzeug sei von dem chinesischen Kriegsschiff "ohne Grund und vorherige Kontaktaufnahme angelasert" worden, so der Sprecher. Das chinesische Kriegsschiff sei zuvor schon mehrfach in dem Seegebiet angetroffen worden.
Flugzeug sammelte Daten für Mission "Aspides"
Bei dem von dem Laser-Vorfall betroffenen Flugzeug handelt es sich nach Angaben des Ministeriumssprechers um eine sogenannte Multi-Sensor-Plattform (MSP). Die Maschine sei seit dem vergangenen Oktober an "Eunavfor Aspides" beteiligt und trage als "fliegendes Auge" der Mission zur weiträumigen Aufklärung des Seegebiets bei. Die von der MSP gewonnenen Daten "tragen maßgeblich zum Lagebild für die Missionsführung und die beteiligten Partner bei", erläuterte der Sprecher.
Betrieben werde die MSP von einem zivilgewerblichen Dienstleister, fügte er hinzu. Doch sei Personal der Bundeswehr an dem Einsatz der Maschine beteiligt.
EU-Mission soll Handelsschiffe schützen
Mit der EU-Militäraktion "Aspides", an der sich die Bundeswehr beteiligt, sollen im Roten Meer Handelsschiffe vor der aus dem Jemen agierenden Huthi-Miliz geschützt werden. Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz hat seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 immer wieder Frachtschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden sowie auch Ziele in Israel mit Drohnen und Raketen attackiert. Erst am Sonntag hatte die Huthi-Miliz wieder ein Handelsschiff im Roten Meer angegriffen – ihr erster Angriff dieser Art nach einer mehrmonatigen Pause.
Ende Januar hatte der Bundestag die deutsche Beteiligung an der Mission verlängert. Das Mandat erlaubt die Teilnahme von bis zu 700 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr an der Mission.
Mit Informationen von Reuters, AFP und dpa
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