Vorbereitung für eine der letzten Dienstfahren der "Kot-Kops" im westlichen Stadtgraben: Martin Bernet startet mit einem Seilzug den Motor des Hundekot-Saugers am Heck seines Fahrzeugs. Er knattert laut wie ein Rasenmäher los. Das Hundekot-Mobil selbst fährt lautlos und elektrisch. 50 bis 60 Kilometer pro Tag ist Bernet mit dem umgerüsteten "Twizzy" in Anlagen und Parks unterwegs.
Mehrere zehntausend Euro teurer Spezialumbau
Im Jahr 2011 hat die Stadt stolz ihre "Kot-Cops" vorgestellt. Schnell verpassten die Nürnberger den Hundekot-Sammlern diesen Spitznamen. Zunächst waren sie noch mit umgebauten Motorrollern auf Sauberkeits-Streife unterwegs. Stückpreis damals: rund 15.000 Euro. Das aktuelle Elektro-Saugmobil kostet sogar 45.000 Euro.
Schnelle Streife auf Rad- und Fußwegen
Aufmerksam steuert Bernet das Elektromobil über den Fahrrad- und Fußweg an der Skateanlage im Spittlertorgraben. Entdeckt er einen Hundehaufen, kann er ihn gleich aufsaugen. Das geht schnell, einfach und ohne auszusteigen. Mit einer Hand greift er durchs offene Fenster zum Saugschlauch und dirigiert ihn über den Haufen. Mit der anderen Hand gibt er Gas – und flutsch ist der Haufen weg.
Tagtäglich tonnenweise Hundekot
In Nürnberg gibt es rund 17.000 Hunde. "Da kommen jeden Tag mehrere Tonnen Hundekot zusammen", rechnet André Winkel vor. Er ist Sprecher des Servicebetriebs Öffentlicher Raum. Dieser ist unter anderem für die Sauberkeit auf Nürnbergs Straßen, Plätzen und Grünanlagen zuständig. Die sogenannten Kot-Cops "waren eigentlich immer sehr populär", sagt er. "Wenn die Leute gesehen haben, dass sie aktiv sind, war das immer ein relativ großer Sympathiebonus."
Die Sauger waren eine freiwillige Leistung
Aber auf diesen positiven Zuspruch muss der Servicebetrieb künftig verzichten. Denn die Stadt Nürnberg spart die schnelle Eingreiftruppe in Sachen tierischer Tretminen ein "Der Sauger war ein schönes Zusatzangebot, der auf Zuruf rausfahren konnte", sagt Winkel. Allerdings: Es war ein Zusatzangebot. Bei der Stadt heißt das dann "freiwillige Leistung". Und wenn die Kassen leer sind, "dann wird halt genau hingeguckt, ist das effizient oder nicht", erläutert Winkel.
Sparkommissare fällten negatives Urteil
Beim genauen Hinschauen haben die Nürnberger Sparkommissare jetzt erkannt, dass die "Kot-Cops" doch nicht so effektiv sind. Die Tanks an den Fahrzeugen fassen zu wenig Fäkalien. Außerdem lassen sich mit diesen auch keine Grünflächen und Wiesen reinigen. Deshalb gibt's kein Geld mehr. Die Konsequenz ist, so Winkel, "dass stattdessen die Straßenreiniger die Hundehaufen künftig mit Besen, Schaufel und Kehrmaschine einsammeln müssen." Die Roller könnten verkauft werden, der E-Twizzy ohne Saugvorrichtung in den Fuhrpark wandern.
Stadt hofft auf Vernunft der Hundehalter
Hundert Prozent Hundekot-frei werde eine Stadt nie werden. Da macht sich Winkel keine Illusionen. Aber er appelliert an alle Gassi-Geher, immer einen Hundekot-Beutel dabei zu haben. Oder einen aus den vielen Spendern zu ziehen, die es überall im Stadtgebiet gibt. "Dann wird das auch was mit der sauberen Stadt." Darauf hoffen auch die "Kot-Cops". Martin Bernet und seine Kollegen hätten gerne weitergesaugt. Doch der Sparbeschluss bleibt. Auf sie warten jetzt andere Aufgaben bei der Straßenreinigung.
Kampf gegen Hundehaufen
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