Ein Warnschild mit der Aufschrift "Unfall" neben Absperrband der Polizei.
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Ein Warnschild mit der Aufschrift "Unfall" neben Absperrband der Polizei. (Symbolbild)
Bildrechte: pa/CHROMORANGE | Michael Bihlmayer
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Ein Warnschild mit der Aufschrift "Unfall" neben Absperrband der Polizei. (Symbolbild)

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84-Jährige fährt in Menschengruppe: Zwei Schwerverletzte

84-Jährige fährt in Menschengruppe: Zwei Schwerverletzte

Eine 84-jährige Autofahrerin hat in Passau offenbar die Kontrolle über ihren Wagen verloren: Sie kam von der Fahrbahn ab und erfasste ein Pärchen, das dort gerade mit seinen Kindern spazieren ging. Die beiden Erwachsenen wurden schwer verletzt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Schwerer Unfall heute Vormittag in Passau: Eine 84 Jahre alte Autofahrerin ist in der Innstraße in eine Fußgängergruppe gefahren. Eine 36-jährige Frau und ihr 30 Jahre alter Mann wurden schwer verletzt, teilte die Polizei mit. Die beiden Fußgänger waren gerade mit ihren Kindern beim Spazierengehen – die Kinder blieben unverletzt.

Seniorin kommt von Straße ab

Laut ersten Ermittlungsergebnissen der Polizeiinspektion Passau hatte die 84-Jährige heute nach 11 Uhr vom Fuchsbauerweg in die Innstraße einbiegen wollen. Dabei überfuhr sie ein Stoppschild und kam anschließend von der Fahrbahn ab. Warum, ist noch unklar.

Auf dem gegenüberliegenden Gehweg krachte sie dann zunächst in ein Müllhäuschen, bevor sie mit ihrem Wagen die beiden Eltern der vierköpfigen Familie erfasste, die dort spazieren ging. Die Schwerverletzten wurden vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht.

Am Auto der Seniorin und dem erfassten Müllhäuschen entstand ein Sachschaden in Höhe von insgesamt etwa 10.000 Euro, meldete die Polizei. Die Unfallursache muss ein Gutachter klären, der nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft Passau hinzugezogen wurde. Die Polizei ermittelt.

Immer mehr Senioren bauen schwere Unfälle

Immer wieder passiert es, dass Senioren die Kontrolle über ihr Gefährt verlieren. Laut einer Studie des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) vom April dieses Jahres, sind immer mehr ältere Menschen in schwere Autounfälle mit Toten und Verletzten verwickelt.

Während die Zahl der an Unfällen mit Verletzten und Getöteten beteiligten Autofahrer insgesamt zwischen 2013 und 2023 um 20 Prozent zurückging, stieg sie in der Gruppe der Fahrer ab 75 Jahren: um 15 Prozent. Dreiviertel der Beteiligten haben dabei den Unfall selbst verursacht. Das belebt erneut die Debatte über Fahrtests und Gesundheitschecks für Senioren hinterm Steuer.

Mehrheit befürwortet verpflichtende Fahrtests

Laut einer repräsentativen Umfrage des TÜV sind 85 Prozent der Befragten der Meinung, dass Senioren ab 75 Jahren verpflichtend eine Fahrt mit einem Experten unternehmen sollten, der ihnen eine ehrliche Rückmeldung gibt.

Der TÜV-Verband sprach sich auch dafür aus, dass Seniorinnen und Senioren verpflichtende sogenannte Feedback-Fahrten machen. Damit bekämen Autofahrer "Feedback zu Stärken und Schwächen, erhalten Verbesserungsvorschläge und Hinweise zu neuen Verkehrsregelungen". Es gehe ausdrücklich nicht um einen Seniorenführerschein oder den Entzug der Fahrerlaubnis.

Unfallforscher lehnt verpflichtende Tests ab

Verpflichtende Fahrtests für Seniorinnen und Senioren lehnt der Unfallforscher Siegfried Brockmann ab. Der Verkehrsexperte leitete eine Studie der Björn Steiger Stiftung [externer Link], für die sein Team die Daten von 230.000 von der Polizei aufgenommenen Unfällen auswertete. Dabei kam heraus, dass überwiegend nicht - wie häufig angenommen - kognitive Einschränkungen die Ursache für Unfälle von Senioren sind, sondern medizinische Notfälle.

Es geht also oft nicht um eine altersbedingte Überforderung beim Abbiegen oder Abstandhalten, sondern um das Risiko eines medizinischen Notfalls – und das steigt im Alter deutlich an. Tests könnten jedoch solche Notfälle nicht vorhersagen. Deshalb hält es Unfallforscher Brockmann auch für richtig, dass es derartige Tests in Deutschland bislang nicht gibt. Die EU einigte sich erst kürzlich darauf, keine verpflichtenden Tests für alle Mitgliedsländer einzuführen.

Was Senioren helfen könnte

Smartwatches könnten laut Brockmann behilflich sein, kritische Zustände zu erkennen, bevor es zu einem Unfall komme. Hoffnung setzt er auch in die besser werdenden KI-Fähigkeiten von Autos, die im Notfall selbstständig reagieren können. Auch die Hausärzte würde Brockmann mit ins Boot holen: Sie könnten bei ihren älteren Patienten am Besten kognitive Schwächen oder medizinische Risiken erkennen.

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