24.06.2018, Sömmersdorf - Während der Premiere der Fränkischen Passionsspiele in Sömmersdorf.
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Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf 2018

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Passionsspiele Sömmersdorf: Anwohner klagen gegen Genehmigung

Passionsspiele Sömmersdorf: Anwohner klagen gegen Genehmigung

Der Streit um die Sömmersdorfer Passionsspiele geht in eine neue Runde: Die Anwohner fühlen sich von den vielen Proben gestört und haben gegen die Genehmigung für die kommende Spielsaison 2024 geklagt. Die Kläger erhielten bereits Drohbriefe.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Kein Dorn im Auge, aber viel zu laut ist den Anwohnerinnen und Anwohnern am Passionsspielort Sömmersdorf im Landkreis Schweinfurt das gespielte Leiden Christi. Wegen zu hoher Lärmbeeinträchtigungen bei Aufführungen und Proben hatten sie bereits in der Vergangenheit vor dem Verwaltungsgericht Würzburg geklagt. Jetzt haben sie vor dem selbigen Gericht eine Klage gegen den Genehmigungsbescheid der Gemeinde Euerbach für die Passionsspiele 2024 eingereicht. Damit gibt es jetzt zwei juristische Streitfälle um die gleiche Sache.

Viele und lange Proben: Genehmigungsbescheid rechtmäßig?

Klaus Markert, der Sprecher der Kläger, sagte zu BR24: Er und die Mitkläger wollten erreichen, dass der Bescheid auf seine Rechtmäßigkeit überprüft werde. Markert wohnt nur einen Steinwurf vom Passionsspielgelände entfernt.

Wie BR24 bereits berichtete, hatten die Anwohner ein Mediationsverfahren abgebrochen, bei dem der Beklagte das Landratsamt Schweinfurt ist. Die Kläger wollten erreichen, dass in den vier Jahren zwischen den Passionsspielaufführungen weder Gastspiele noch eigene Laientheaterproduktionen oder Konzerte auf die Bühne gebracht werden. Die Kläger bleiben bei ihrem Angebot, dass die bislang 16 Vorstellungen alle fünf Jahre auf der Bühne als sogenannte "seltene Ereignisse" und Traditionsveranstaltungen stattfinden können sollen. Doch die vielen Proben auf der Passionsspielbühne seien den Betroffenen zu viel. In den Vorjahren gab es zum Teil über 40 bis zu achtstündige Proben.

Kein Plan B für Probensituation

Bei der Bekanntgabe der Rollen am Sonntagabend in der vollbesetzten Robert-Seemann-Halle zeigte sich der dreiköpfige Vorstand des Passionsspielvereins trotzdem optimistisch, die geplanten 18 Vorstellungen ab dem 23. Juni und die dazugehörigen Proben auf der Bühne durchführen zu können. Laut Norbert Mergenthal, ebenfalls vom Passionsvereinsvorstand, gibt es für die Proben jedoch keinen Plan B.

Während der Passionsspielvereins-Vorstand Johannes Gessner vor der bis auf den letzten Platz besetzten Halle sagte, dass der Verein "viele Vorschläge gemacht" habe, meinten die Kläger, sie hätten nicht geklagt, wenn sie sich einig gewesen wären. Klaus Markert sagte bereits vergangene Woche, dass die Kläger das Mediationsverfahren abgebrochen hätten, weil sie kein Entgegenkommen des Passionsspielvereins sahen.

Drohbriefe gegen Kläger

Nachdem die Anwohner das vom Verwaltungsgericht Würzburg im März angebotene Mediationsverfahren mit der Klage gegen das Landratsamt Schweinfurt nun abgebrochen haben, sehen sie keine andere Möglichkeit, als die Situation gerichtlich überprüfen und klären zu lassen. Es geht um den aus ihrer Sicht zu hohen Lärmpegel bei den Passionsspielvorführungen, bei den zum Teil über 40 bis zu achtstündigen Proben und den Gastspielen und eigenen Produktionen. Aus Sicht der Anwohner gibt es bislang auch keine Instanz, die etwa die Einhaltung der Lärmschutzmaßnahmen überprüft. Aus dem Ort haben sie wegen ihrer Klagen auch Drohbriefe erhalten.

Passionsspielbühne für mehrere Millionen erneuert

In den Nicht-Passionsspiel-Jahren bemüht sich der Verein seit vielen Jahren, jeweils ein eigenes Stück wie beispielsweise "Robin Hood" oder "Don Camillo und das rothaarige Mädchen" auf die Bühne zu bringen. Nachdem 2018 der gesamte Zuschauerraum und die bisherige Überdachung für mehrere Millionen Euro erneuert wurden, hatte der Passionsspielverein hier auch unter anderem Konzerte veranstaltet. Die Kläger empfinden zudem Feiern, die bis zum Teil in den frühen Morgen nach Aufführungen gingen, als sehr laut.

Mediation abgebrochen, aber noch nicht beendet

Das Landratsamt Schweinfurt als Beklagte im ersten Verfahren schrieb auf Anfrage von BR24, dass das Verfahren der Mediation formal noch nicht beendet worden sei und man sich wegen einer Verschwiegenheitsverpflichtung nicht über den Ablauf der Mediation äußern dürfe. Bei Traditionsveranstaltungen, wie z.B. Passionsspielen oder Kirchweih, handele es sich um seltene Veranstaltungen mit hoher Standortgebundenheit oder sozialer Adäquanz und Akzeptanz. "Die Anzahl der Tage mit seltenen Veranstaltungen nach der bei diesen Traditionsveranstaltungen zugrunde gelegten Freizeitlärmrichtlinie soll (so die Richtlinie) ebenfalls 18 Tage pro Kalenderjahr nicht überschreiten. Zuständig für die Gestaltung der Traditionsveranstaltungen ist die Gemeinde Euerbach," so das Landratsamt in einem Schreiben.

Im abgebrochenen Mediationsverfahren will das Verwaltungsgericht ab dem 17. November 2023 über Fortgang oder Beendigung der Mediation entscheiden.

Erfolgsgeschichte in Sömmersdorf

Auf der Internetseite des Passionsspielvereins werden ab dem 23. Juni 2024 insgesamt 18 Vorstellungstermine für jeweils bis zu 1.995 Zuschauer für die 18. Passionsspielsaison beworben. Die Passionsspiele Sömmersdorf gibt es seit 90 Jahren. Sie wurden 1933 erstmals aufgeführt und seitdem von mehr als 400.000 Zuschauern gesehen. Mit ihrem Slogan "Wir sind eins: Eine Geschichte – Ein Dorf – Eine Leidenschaft" wollen die Sömmersdorfer sich als Marke etablieren.

Regisseurin Silvia Kirchhof aus Gerolzhofen wird die Passionsspiele 2024 inszenieren. Co-Regisseur ist der Würzburger Schauspieler und Regisseur Kai Christian Moritz, ein ganz neues Gesicht in Sömmersdorf. Etwa 120 benannte Rollenträgerinnen und -träger braucht es für das Theaterstück, vor allem Männer. Dazu haben die Sömmersdorfer sich auch bemüht, Neubürger mit auf die Bühne zu holen. Die Rolle des Jesus werden Tobias Selzam und Tobias Garbe übernehmen. Sömmersdorf hat rund 700 Einwohnerinnen und Einwohner. Insgesamt stehen 399 Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne.

Jesus-Darsteller für 2024: Tobias Selzam und Tobias Garbe.
Bildrechte: BR/Norbert Steiche
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Rollenveränderung Passionsspielverein Sömmersdorf: Tobias Selzam und Tobias Garbe spielen bei der Passion 2024 den Jesus.

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