Das Wasser glitzert blau in der Sonne. Um den See herum stehen Palmen in großen Töpfen: Bei diesem Anblick kommt Urlaubsfeeling auf. Der Haken an der Sache: Der Piussee ist kein offizieller Badeplatz mehr.
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See war zu verlockend, um nicht darin zu baden
2021 hat Ingolstadt die Landesgartenschau ausgerichtet. Aus dem Gelände am nordwestlichen Stadtrand wurde danach der Piuspark. Ein besonderes Glanzlicht: der Landschaftssee. Anders als zum Beispiel der Riemer See in München, der für die Bundesgartenschau 2005 angelegt wurde und sogar einen Kiesstrand sowie eine Wasserwacht-Station besitzt, war der Piussee ursprünglich nicht zum Baden konzipiert. Doch er war einfach zu einladend im Sommer. Die Stadt investierte in ein Sicherheitskonzept, Umkleidekabinen, Rettungsringe und Bojen.
Wasserqualität konstant gut halten ist kompliziert
Die Freude wurde allerdings bald getrübt, denn: Die Wasserqualität stimmte nicht. Vor allem Vögel und Regenwasser verunreinigten den See so stark, dass die gesetzliche Grenzwerte immer wieder überschritten wurden. Die Stadt stärkte die natürliche Reinigung des Sees – trotzdem habe sich keine nachhaltige Lösung gefunden, so Stadtsprecher Michael Klarner: "Letztlich war klar: Eine wirklich konstante, gleichbleibende Wasserqualität, wie sie dann auch gefordert war, lässt sich an so einem naturnahen, aber dennoch künstlichem Gewässer mit biologischer Klärung nicht umsetzen." Denn für künstliche Gewässer gelten strengere Richtwerte als für natürliche Gewässer, wie Baggerseen.
Teure Laboruntersuchungen nötig
In engmaschigen Abständen hat die Stadt die Wasserqualität im vergangenen Sommer kontrolliert. Laut Stadtsprecher Klarner sei Baden an rund 70 Prozent der Tagen möglich gewesen. Doch es ist ein teures Unterfangen: Allein die Kosten für die Laboruntersuchungen des Wassers beliefen sich im vergangenen Jahr 2024 auf rund 70.000 Euro, so der Stadtsprecher. Für die Stadt Ingolstadt, die derzeit einen harten Sparkurs fährt, zu kostspielig. Und mit diesem Problem steht man in Ingolstadt nicht allein da: Auch andere Städte spüren die hohen Kosten bei Badeplätzen.
Badeplätze: Ein teures Vergnügen für Kommunen
Die Bayerische Verwaltungsschule (BVS) nennt zwar keine konkreten Zahlen, betont aber, dass der Unterhalt von Schwimmbädern und Badeseen für viele bayerische Gemeinden eine erhebliche finanzielle Herausforderung darstelle. Besonders teuer sei der Unterhalt von Freibädern: "Viele Bäder sind sanierungsbedürftig und der Kostenbedarf für die Sanierung wurde in der langfristigen Finanzplanung oft nicht ausreichend berücksichtigt", so Andreas Lenz, Leiter des Geschäftsbereichs Umwelt und Technik der BVS. Außerdem seien Freibäder aufgrund ihres hohen Personal- und Energiebedarfs besonders kostenintensiv.
Auch der Unterhalt natürlicher Badegewässer kostet
Aber auch natürliche Gewässer verursachten regelmäßige Kosten - wegen der Ausgaben für Aufsicht, Wasserqualitätsüberwachung und Pflege. Dazu komme der Fachkräftemangel: "Er ist ein zentraler Kosten- und Risikofaktor für den Betrieb von Schwimmbädern und Badeseen. Er verschärft bestehende finanzielle Engpässe und gefährdet langfristig das öffentliche Angebot an sicheren und gepflegten Badestätten", so Lenz.
Piussee kein offizieller Badeplatz mehr
In Ingolstadt appellieren nun die Vertreter der Stadt an die Eigenverantwortung der Bürger. Im See soll nicht mehr gebadet werden, denn das Gewässer ist auch kein offizieller Badeplatz mehr. Das soll reichen. Ein offizielles Badeverbot gibt es nicht. Wer im Piussee bade, tue dies nun auf eigenes Risiko. Vertreter des Vereins "Freundeskreis Piuspark" sind mit der Lösung einverstanden, so Ulrich Linder: "Wir sind zufrieden mit der Lösung. Füße reinhängen, ein bisschen pritscheln am Nachmittag und dann erfrischt nach Hause gehen, das geht ohne Probleme."
Der Piussee in Ingolstadt eignet sich nicht zum Baden. Das kann man dort nur auf eigene Gefahr.
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