Ein Polizist schaut an einer Kontrollstelle einem Bus des Unternehmens Flixbus hinterher.
Bildrechte: BR/picture alliance/dpa/Nicolas Armer
Audiobeitrag

Erst kürzlich musste ein Fernbus mitten in der Nacht auf dem Standstreifen der A9 halten, weil zwei Fahrgäste sich prügelten (Symbolbild).

Audiobeitrag
>

Prügeleien, Beleidigungen, Übergriffe: Wie sicher sind Busse?

Prügeleien, Beleidigungen, Übergriffe: Wie sicher sind Busse?

Immer wieder kommt es in Bussen zu Schlägereien und Übergriffen. Erst kürzlich musste ein Fernbus auf der A9 halten, weil sich zwei Männer prügelten. Doch die Statistik zeigt, dass es um die Sicherheitslage in Bussen gar nicht so schlecht steht.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Vorfälle wie kürzlich auf der A9 im Landkreis Eichstätt lassen aufhorchen: In einem Flixbus von Zagreb nach Amsterdam geraten zwei angetrunkene Fahrgäste in eine Rangelei. Plötzlich eskaliert der Streit zu einer handfesten Schlägerei. Einer der Männer droht den restlichen Fahrgästen sogar, ein Messer zu zücken.

Gewalt und Aggression im Bus: ein größeres Phänomen?

Es ist ein Extremfall, der sich da auf der Autobahn bei Ingolstadt abgespielt hat. Doch Aggression und Gewalt in Bussen ist für Wolfgang Riedlinger nichts Neues: Dank der Sicherheitskameras in seinen Fahrzeugen hat der Geschäftsführer des Busunternehmens Busverkehr Südbayern etliche Minuten an Videomaterial, das Prügeleien und Übergriffe in den Fahrzeugen zeigt. Mal gehen Fahrgäste aufeinander los; manchmal richte sich die Aggression aber auch gegen den Busfahrer, so Riedlinger.

Erst kürzlich attackierte ein betrunkener Fahrgast beispielsweise den Fahrer Mufail Salihu: "Zuerst hat er ein paar Fahrgäste geschubst", erinnert sich Salihu, "und dann ist er zu mir vorgekommen, hat den Griff von meinem Fahrersitz kaputt gemacht und mir dann auf die Schulter gehauen."

Seit Beginn der der Coronapandemie würden solche Vorfälle häufiger, so Salihu. Auch sein Chef, Wolfgang Riedlinger, beobachtet einen Trend: "Die Aggressivität nimmt zu, habe ich den Eindruck." Auch der Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen bestätigt auf BR24-Anfrage, dass die Mitglieder häufiger von Übergriffen in Bussen berichteten.

Statistik gibt Entwarnung: Straftaten in Bussen werden weniger

Doch die polizeiliche Statistik liest sich nicht so negativ, wie das gefühlte Sicherheitsempfinden von Busfahrern, Busunternehmern und Omnibus-Verband vermuten ließe. Zwar verzeichnete das bayerische Innenministerium während der Coronapandemie tatsächlich einen leichten Anstieg von Straftaten mit Tatörtlichkeit "Omnibus". Seit 2023 nehmen die Zahlen aber wieder ab - und zwar nicht nur die Gesamtsumme von Straftaten in Bussen, sondern zum Beispiel auch die Zahl der Beleidigungen, leichten Körperverletzungen und die Fälle von Gewaltkriminalität.

In Extremsituationen schnell und richtig handeln

Dennoch geraten Busfahrer und Busfahrerinnen immer mal wieder in schwierige Situationen, weil in ihren Bussen gerangelt wird oder sie sogar selbst angegriffen werden – und all das, während sie sich eigentlich auf die Straße konzentrieren müssten. Was also tun in solchen Extremsituationen? "Selbst eingreifen oder handgreiflich werden, darf der Busfahrer nicht", erklärt Stephan Rabl vom Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen. Der Fahrer solle versuchen, zu deeskalieren und zu schlichten. "Wenn Not am Mann ist, sollte man rechts ranfahren und die Polizei verständigen", so Rabl.

Außerdem könnten die Verkehrs- und Busunternehmen in ihren Beförderungsrichtlinien ein Alkohol- und ein Messerverbot festlegen. Busfahrer könnten dann auffällige Personen von der Fahrt ausschließen. Flixbus teilt auf BR24-Anfrage etwa mit, dass es seine Fahrer dazu anhält, Personen von der Fahrt auszuschließen, wenn diese andere Fahrgäste belästigen: "Halten sich Fahrer nicht an dieses Prinzip, veranlassen wir eine entsprechende Nachschulung."

Mehr Sicherheit durch Plexiglasscheiben und Videokameras?

Viel Verantwortung lastet also auf den Busfahrern. Aber mehr Personal einzustellen, sei aus Kostengründen nicht möglich, erklärt Riedlinger vom Busverkehr Südbayern. Das Unternehmen betreibt unter anderem Linienbusse im Münchner Verkehrsverbund (MVV). "Wir sind als Dienstleister unterwegs und nehmen an europaweiten Ausschreibungen teil", erklärt Riedlinger. Diese Ausschreibungen gewinne oftmals der günstigste Anbieter. Somit bleibe wenig finanzielles Polster für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen.

Ähnlich sieht es Rabl vom Bayerischen Omnibus-Verband. Er schlägt deswegen andere Maßnahmen vor, zum Beispiel lückenlos Plexiglasscheiben um das Busfahrerhäuschen zu installieren. Sie wurden bereits während der Coronapandemie eingesetzt. Außerdem erhöhten Videokameras die Hemmschwelle, im Bus gewalttätig zu werden. Wünschenswert, so Rabl, wäre aber auch mehr Kontrolle: "Wir wissen alle, dass die Polizei sehr viele Aufgaben hat, aber es wäre auf jeden Fall denkbar, dass die Polizei auch immer mal wieder in den Bussen mitfährt, an den Haltestellen kontrolliert oder auch die Möglichkeit wahrnimmt, gemeinsam mit dem hauseigenen Personal zu kontrollieren."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!