(Symbolbild) Messerverbotszonen in Bayern
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Messerverbotszonen in Bayern: Nur für das gute Gefühl?

Messerverbotszonen in Bayern: Nur für das gute Gefühl?

Die Messerattacke in Hamburg hat die bundesweite Debatte um Messerverbotszonen von Neuem angestoßen. Wie wirksam ist diese Maßnahme? Wie sieht es in Bayern aus? Und: Fühlen sich Bürger damit wirklich sicherer? BR24 hat mit Experten gesprochen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Hamburg, Aschaffenburg, Solingen: Messerangriffe stoßen immer wieder die Debatte um Messerverbotszonen an, wie es sie in Bayern beispielsweise bereits rund um den Nürnberger Hauptbahnhof oder in München im Alten Botanischen Garten gibt. Doch: Hat es sich bisher bewährt, solche Zonen einzurichten? Wie wirken sie sich auf die Sicherheit im öffentlichen Raum aus? Eine Einordnung von Experten aus Forschung und Praxis.

Keine Evidenz für Wirksamkeit von Waffenverbotszonen

Wie viele Orte in Bayern zur Waffenverbotszone ernannt worden sind, kann das Bayerische Innenministerium auf Anfrage nicht beziffern. Und ob in diesen Zonen die Kriminalitätsrate sinkt, ist aus wissenschaftlicher Sicht bisher weder bewiesen noch widerlegt. Dazu ist die bisherige Studienlage nach Aussage der Experten bisher zu dünn. Das liegt auch daran, weil Waffenverbotszonen, wie sie heute gehandhabt werden, laut Epple vergleichsweise jung sind.

Waffenverbotszonen: "Papiertiger" oder Prävention?

Die Zonen sind laut Aussage von Dirk Baier, Professor für Kriminologie an der Hochschule Zürich (ZHAW), zunächst nur "Papiertiger" – wirksam würden sie erst, wenn die Polizei auch wirklich mehr kontrolliert: "Das bedeutet, die Polizei versucht Kriminalität zu verhindern, indem sie patrouilliert, Leute anspricht, Durchsuchungen macht." Dabei bleibt es jedoch bei Stichproben, sagt auch Günther Epple von der Deutschen Hochschule der Polizei: Eine 100-prozentige Kontrolle durch die Polizei sei demnach nicht leistbar.

Bayerisches Innenministerium: Bayern ist sehr sicher

Die Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts (externer Link) zeigt: im vergangenen Jahr gab es bundesweit über 29.000 Messerangriffe – ein Anstieg von 10,9 Prozent im Vergleich zu 2023.

Doch wie sieht die Sicherheitslage in Bayern aus? Der Freistaat sei "seit Jahren" das sicherste Bundesland, heißt es beim Bayerischen Innenministerium auf Anfrage. Pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner habe es laut Statistik 2024 in Bayern 14 Bedrohungen und Angriffe mit Messern gegeben, teilt das Innenministerium weiter mit. Weniger gab es nur in Rheinland-Pfalz, hier wurden 13 Fälle verzeichnet. Rund die Hälfte der erfassten Messer-Taten in Bayern ereignete sich laut der Statistik in der Öffentlichkeit.

Waffenverbotszonen steigern Sicherheitsempfinden nicht immer

Als Argument für Waffenverbotszonen wird immer wieder genannt, dass das Ausweisen einer solchen Zone das subjektive Sicherheitsgefühl stärkt. Hier kommen bisherige Studien auf widersprüchliche Ergebnisse. Eine groß angelegte Untersuchung in Heilbronn zeigt beispielsweise, dass eine Waffenverbotszone im Bereich des Bahnhofes dort das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung verbessert hat.

In anderen Studien wurde beispielsweise untersucht, welche Effekte eine erhöhte Polizeipräsenz vor Ort auf das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung vor Ort hat – hier konnte teilweise ein negativer Effekt festgestellt werden. Diese Erfahrung bestätigt auch Günther Epple aus der Praxis: "Wir haben die Erfahrung in Vergangenheit gemacht, wenn wir nach gewissen Ereignissen als Polizei robust auftreten – also deutlich sichtbarer mit Schutzausrüstung, mit Bewaffnung, dass das durchaus dazu führen kann, dass sich die Leute eben unsicher fühlen."

Kriminologe: "Wir müssen weniger über Messer reden"

Obwohl nicht bewiesen ist, dass sie wirken, sind die Forscher nicht gegen Waffenverbotszonen. Um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken und weiteren Messerangriffe vorzubeugen, sind nach Ansicht des Kriminologen Dirk Baier neben den Verbotszonen aber vor allem nachhaltigere Maßnahmen notwendig, die bei den potenziellen Tätern ansetzen: "Wir müssen aus meiner Sicht ein bisschen weniger über Messer reden" – sondern darüber, wie man der Gewalt vorbeugen könne, so Baier. Er erwähnt beispielsweise Präventionsangebote an Schulen. Außerdem müsse die Früherkennung potenzieller Gefährder verbessert werden, um ihnen "dann möglicherweise die Hilfe zukommen zu lassen, die sie brauchen.

Um Messerangriffe zu verhindern, sei auch die Bevölkerung "die beste Informationsquelle", wie Günther Epple es nennt. Wem verdächtige Personen auffallen oder auch im Bekanntenkreis Sorge haben könnte, jemand plane eine Gewalttat, solle dies der Polizei melden.

Mit Informationen von dpa

Im Video: Nach Messerattacke in Hamburg - Diskussion um Verbotszonen

(Symbolbild) Nach der Messerattacke in Hamburg wird über die Sicherheit von öffentlichen Orten diskutiert.
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(Symbolbild) Nach der Messerattacke in Hamburg wird über die Sicherheit von öffentlichen Orten diskutiert.

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