Die einen werfen Plastik und Alu-Verpackungen in die Gelbe Tonne oder in den Gelben Sack. Die anderen fahren ihren Müll zum Wertstoffhof und trennen dort nochmal deutlich kleinteiliger. In Sachen Mülltrennung ist Bayern zweigeteilt: Während in Nordbayern die Gelbe Tonne oder Gelbe Säcke fast flächendeckend verbreitet sind und auch im Süden immer mehr Landkreise und Städte nachziehen, herrscht in Teilen Niederbayerns weiterhin Skepsis.
"Tag der Entscheidung" in Niederbayern
Wie es für eine halbe Million Menschen aus den Landkreisen Passau, Deggendorf, Regen und Freyung-Grafenau sowie der Stadt Passau weitergeht, entscheidet sich jetzt. Die Verbandsräte des Zweckverbands Abfallwirtschaft (ZAW) Donau-Wald beraten heute über die Einführung der Gelben Tonne. Das Ergebnis dürfte knapp ausfallen. Sollten sich die Verbandsräte für die Gelbe Tonne entscheiden, würde sie zum 1. Januar 2028 eingeführt.
Müll analysiert und Kunden befragt
Bevor die Diskussion um die Gelbe Tonne losging, hatte der ZAW Müll analysiert und festgestellt: Etwa die Hälfte des Plastik- und Alu-Mülls wird zum Wertstoffhof gebracht, die andere Hälfte landet in der Restmülltonne, wird also nicht korrekt entsorgt. Daraufhin wurden die Bürgerinnen und Bürger befragt, was sie künftig wollen. Bei einer Telefonbefragung von 1.000 Bürgern kam heraus, dass 54 Prozent gegen die Gelbe Tonne sind. Bei einer Onlinebefragung von 26.000 Bürgern sprachen sich 69 Prozent für die Gelbe Tonne aus.
"Es ist kein eindeutiges Ergebnis", sagt ZAW-Geschäftsführer Karl-Heinz Kellermann. Aber es gibt vier Tendenzen: Überwiegend für die Gelbe Tonne sind laut Kellermann jüngere Menschen, Leute in Mietwohnungen, Stadt-Bewohner und Bürger im Westen des Donau-Wald-Gebiets, weil jene die Gelbe Tonne aus dem Nachbar-Zweckverband Isar-Inn kennen. Überwiegend dagegen sind derweil ältere Menschen mit Eigenheim in den östlichen und ländlichen Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau.
Jung gegen Alt – Stadt gegen Land?
Das Bild bestätigt sich vor Ort. Auf dem Wertstoffhof Schönberg im Landkreis Freyung-Grafenau fahren Dutzende Menschen mit ihren Autos vor und laden große Körbe aus, in denen sich Joghurt-Becher und Milch-Kartons bereits vorsortiert stapeln. "Ich bin gegen die Gelbe Tonne, weil sonst wieder alles in eine Tonne geschmissen wird", sagt eine Frau. Ein Mann sieht es genauso: "Ich komme ein Mal in der Woche her. Hier kann ich alles anbringen. In die Gelbe Tonne kann ich vieles nicht werfen."
Ganz anders die Situation in Passau: Drei Studierende machen auf dem Campus Werbung für die Einführung der Gelben Tonne. Sie haben kein Auto, um ihren Müll zum Wertstoffhof zu bringen. Dementsprechend seien sie dazu gezwungen, alles in den Restmüll zu werfen. Die schwarzen Tonnen vor dem Wohnheim quellen über, sagen sie – "dass jeder einzeln mit dem Auto zum Recyclinghof fährt, ist außerdem nicht mehr zeitgemäß."
Zukunft der Wertstoffhöfe unsicher
Derzeit kommen in der Region Donau-Wald auf 114 Gemeinden 108 Wertstoffhöfe. Ob dieses dichte Netz gehalten werden kann, wenn eine Gelbe Tonne eingeführt wird, ist fraglich. "Sollte die Gelbe Tonne kommen, würden wir das erste Jahr abwarten wollen. Aber letztlich stimmen die Bürger mit den Füßen ab, wie viele Recyclinghöfe es braucht", sagt Werkleiter Kellermann. Gelbe Tonne und Recyclinghöfe in ihrer jetzigen Zahl parallel laufen zu lassen, hätte für die Bürger höhere Müllgebühren zur Folge.
Unterschiedlich große Sammelleidenschaft
Die Sammelleidenschaft der Bürger ist regional unterschiedlich ausgeprägt. "Das Bringsystem ist etabliert und hat sich über die Jahre bewährt", heißt es etwa in Rosenheim. Auch in Straubing votierten erst kürzlich die Bürger gegen die Gelbe Tonne. Anders in München: Bei einem Pilotprojekt waren in fünf Stadtteilen Gelbe Tonne, Gelber Sack und Wertstofftonne getestet worden. Es wurden Sammelmengen, Fehlwurfquote und Zufriedenheit der Anwohner ausgewertet. Letztlich hat der Abfallwirtschaftsbetrieb München die flächendeckende Einführung der Gelben Tonne empfohlen.
Gelbe Tonne: Mehr, aber unsauberer
Grundsätzlich liegt der Ertrag bei Gelben Säcken und Gelben Tonnen höher – laut Landesamt für Umwelt bei durchschnittlich 22,2 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Allerdings: Die Verfechter der Bringsysteme führen die teils hohe Fehlwurfquote ins Feld. Demnach landen bis zu 50 Prozent falsche Materialien in der Gelben Tonne und müssen aussortiert werden.
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