Alte Frau mit Geldbörse in der Hand
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Rentenfalle Mutter: Wenn Kinder im Alter arm machen

Rentenfalle Mutter: Wenn Kinder im Alter arm machen

Mütter bekommen durchschnittlich weitaus weniger Rente als Väter. Zwar arbeiten heute weitaus mehr Mütter als noch vor ein oder zwei Generationen. In die "Rentenfalle Mutter" tappen aber auch heute noch viele Frauen.

Vor allem in Westdeutschland war es vor nicht allzu langer Zeit üblich, dass Mama mittags nach der Schule zu Hause war. Die Mütter stellten das warme Mittagessen auf den Tisch, versorgten die Kinder, die Oma, die Schwiegereltern und den Garten. Wenn die Kinder älter waren, gingen die Mütter dann arbeiten. Oft aber auch nur in Teilzeit. Die Quittung dafür steht auf dem Rentenbescheid.

Frauen haben im Durchschnitt fast 400 Euro weniger Rente

Nach der Statistik der Deutschen Rentenversicherung haben Frauen im vergangenen Jahr durchschnittlich 801 Euro Rente im Monat bekommen. Bei Männern liegt die Summe bei 1.179 Euro. Diese Werte verfälschen allerdings vor allem die Lage der Frauen.

Im Osten lag die Erwerbstätigkeit von Frauen traditionell höher, somit fallen auch die Renten höher aus. Und darin sind alle Frauen eingerechnet, eben auch hochaltrige westdeutsche Mütter, in deren Generation Erwerbsarbeit von Frauen nicht üblich war.

Armutsgefährdungsquote von bayerischen Rentnerinnen besonders hoch

Im bundesweiten Vergleich hat Bayern insgesamt betrachtet eine niedrige Armutsgefährdungsquote. Der Begriff bedeutet, Menschen, die armutsgefährdet sind, steht weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung. Im Jahr 2019 lag der Wert laut Statistischem Bundesamt bei 1.074 Euro für einen Alleinstehenden.

Die Armutsgefährdungsquote westdeutscher Rentnerinnen liegt nach ersten Ergebnissen des Mikrozensus 2021 bei 21,4 Prozent, in Bayern dagegen ist sogar mehr als jede vierte ältere Frau (26 Prozent) armutsgefährdet.

Grafik: Armutsgefährdung im Alter bei Männern und Frauen

Mütterrente gegen Altersarmut

Gegen den Widerstand des eigenen Koalitionspartners setzte die CSU im Jahr 2014 die Mütterrente durch. Frauen, die vor 1992 Kinder geboren haben, bekamen einen Rentenpunkt mehr. Vor allem für Frauen mit vielen Kindern war die Zahlung deutlich spürbar. Eine Frau mit vier Kindern bekam über 100 Euro im Monat mehr Rente.

Gleichzeitig sollten jungen Familien mehr Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gegeben werden. Der Ausbau der Kinderbetreuung wurde vorangetrieben. Für Grundschulkinder soll es allerdings erst im Jahr 2026 flächendeckend eine gesetzliche Garantie auf einen Hortplatz geben. Und klar ist auch: Die Mütterrente ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Eine wirklich gute Rente lässt sich nur nach einem langen und gut bezahlten Erwerbsleben erreichen.

Risikofaktoren: Kinder, Scheidung, Teilzeit

Lange Erziehungszeiten, Scheidung oder ein Erwerbsleben mit wenig Verdienst und wenigen Arbeitsstunden sind die größten Risikofaktoren für Altersarmut. Und diese treffen überdurchschnittlich oft auf Frauen zu. Auch heute noch. Zwar ist die Erwerbsquote von Frauen enorm gestiegen, dennoch arbeiten vor allem Mütter häufig in Teilzeit. 1991 lag die Erwerbstätigenquote von Frauen bei 57 Prozent, 20 Jahre später lag sie bei 72,1 Prozent.

Zugleich ist das Unterhaltsrecht bei Scheidung im Jahr 2008 zu Lasten von Müttern geändert worden. Die sogenannte "Versorgerehe" gibt es nicht mehr. Ein geschiedener Ehepartner ist in der Regel nur bis zu einem bestimmten Alter der Kinder auch zum Unterhalt für den Ex-Partner verpflichtet. Konkret heißt das, vollen Unterhalt auch für (in der Regel) die Mutter und die Kinder muss (in der Regel) der geschiedene Vater nur zahlen, bis die Kinder drei Jahre alt sind.

Lösungsmöglichkeiten: Linke und Union in seltener Einigkeit

Als die Mütterrente 2014 verabschiedet wurde, bildete sich eine ungewöhnliche Allianz. Sowohl die Linke als auch CDU und CSU finden die Mütterrente richtig, da Kindererziehung ihrer Ansicht nach eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Wer Kinder erzieht, leistet etwas für alle. Gleichzeitig werben beide Parteien dafür, Arbeitszeiten flexibler zu gestalten.

Der rentenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Matthias W. Birkwald schlägt eine 30-Stunden-Woche für alle vor. Eltern hätten dadurch mehr Zeit für ihre Kinder. Die Rentenexpertin der Unionsfraktion, Ottilie Klein, plädiert für mehr flexible Arbeitszeitmodelle.

Finanzielle Eigenständigkeit von Frauen entscheidend

Die Deutsche Rentenversicherung schickt jedes Jahr einen Brief mit Auskünften über die zu erwartende Rente im Alter. Der Wert kann später davon abweichen. Er hängt enorm davon ab, ob nicht doch noch eine lange Zeit von Arbeitslosigkeit dazu kommt oder man beruflich noch einen echten finanziellen Aufstieg erreicht. Prinzipiell aber lässt die jährliche Mitteilung erahnen, welche Summe im Alter zu erwarten ist. Vor allem Frauen müssen mit Blick darauf aber oft noch dazu lernen.

Die CDU-Abgeordnete Ottilie Klein plädiert zum einen dafür, dass Frauen Gleichberechtigung in der Partnerschaft früh genug einfordern müssen und zum anderen für eine frühe Finanzbildung von Mädchen. Viele Frauen könnten heute noch nicht selbständig mit ihrem eigenen Geld umgehen. Der Satz "Das mit dem Geld macht mein Mann." gilt leider immer noch viel zu oft.

Der Linken-Abgeordnete Matthias W. Birkwald stimmt voll zu und schiebt noch mit einem Schmunzeln hinterher: "Wir Männer sind nett, aber wir denken auch nur oft an uns selber. Das müssen die Frauen auch!"

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