Ausgestattet mit Bauhelm und Warnweste läuft Stephen Jüngling die Treppenstufen hoch in den ersten Stock. Als er um die Ecke in seine alte Wohnung blickt, ist er überrascht: "Ui, ja, hat sich doch sehr verändert", sagt er. Langsam bahnt er sich den Weg über den Schutt, der auf dem Boden liegt.
27 Jahre hat er hier in der Kernburg der Würzburger Festung gelebt. Seine drei Kinder sind hier aufgewachsen. Erst vor wenigen Monaten ist er ausgezogen. Stephen Jüngling ist Kastellan. Er verwaltet die Burg, er lebt und arbeitet hier. Der Umbau verändert vieles für ihn.
- Zur Doku in der ARD Mediathek: Die Würzburger Festung – Herzschlag einer Baustelle
Größtes Umbauprojekt der Schlösserverwaltung
Ein Team des Bayerischen Rundfunks hat Stephen Jüngling bei seiner Arbeit begleitet und dabei, wie er die Veränderungen auf der Festung erlebt. Mit einer Bauzeit von etwa zehn Jahren und Kosten in Höhe von 300 Millionen Euro ist die Würzburger Festung das größte Umbauprojekt in der Geschichte der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung. Ziel ist es, den ältesten Teil des Würzburger Wahrzeichens künftig anders zu nutzen – als Museum für Franken.
Museum für Franken bereitet Umzug vor
Aktuell zeigt das Museum für Franken seine Ausstellung noch im äußeren Burghof der Festung. 2032 soll das Museum neu eröffnen – mit neuen Ausstellungsräumen und neuen Depots in der Kernburg der Festung. Nach Angaben der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung befinden sich die Bauarbeiten im Zeitplan.
Für das Museum bedeutet das: Kisten packen – und zwar schon Jahre vor dem eigentlichen Umzug. Restauratorin Susanne Wortmann organisiert den Umzug des Museums. Allein im Depot in der Kernburg schlummern 15.000 Objekte – und jedes muss ganz individuell verpackt werden. Selbst die Umzugskartons sind Maßanfertigungen. Das Museum nutzt den Umzug auch, um Holzwürmer und Motten loszuwerden – mithilfe von riesigen Panzerzelten, die eigentlich für das Militär gedacht sind. "Die Chance gibt es nur einmal im Leben eines Museums, dass man die Schädlinge vorher los wird und nicht mit umzieht. Deswegen dieser ganze Aufwand", so Wortmann.
Abrissarbeiten im Großformat
Gleichzeitig läuft die Baustelle im Westflügel auf Hochtouren. Bauarbeiter reißen ganze Decken aus den 70er-Jahren ab – und stoßen dabei auf historische Bausubstanz. Für Bauleiter Sebastian Baumeister ist diese Bauphase besonders spannend. "Wenn so ein Bestandsgebäude wie diese Festungsanlage freigelegt ist, das ist natürlich spannend. Das ist dann nicht einfach nur Bauen", sagt Baumeister.
Kran an der Festung bisher undenkbar
Allein die Logistik ist für ihn eine Herausforderung: Baumaschinen und Container müssen immer durch die engen, historischen Tore durch, um in die Burg zu gelangen. Einfach so einen Kran im Burg-Innenhof aufstellen, ist bisher undenkbar. Dabei wäre ein Kran eine große Erleichterung für Zimmerer, Dachdecker und andere Gewerke. Das Team des BR ist dabei, wenn ein Kran-Verleiher versucht, das Unmögliche doch noch möglich zu machen.
Die TV-Doku über die Würzburger Festung ist am Montag, den 10.11.2025, um 21 Uhr im BR Fernsehen zu sehen. Außerdem ist der Film in der ARD Mediathek zu finden.
Entkernter Westflügel der Festung Marienberg
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