Seit Jahren bittet der Münchner Tierpark Hellabrunn darum, in der Silvesternacht auf laute Böller zu verzichten. Für viele Menschen gehört Feuerwerk zu den traditionellen Feierlichkeiten, doch für die Tiere bedeuten die Explosionen und grellen Lichteffekte erheblichen Stress, erklärt Tierparkdirektor Rasem Baban. Die Stadt München reagiert jetzt erstmals mit einem Verbot.
Reiter: "Feuerwerk und Tiere, das passt einfach nicht zusammen"
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagt: "Feuerwerk und Tiere, das passt einfach nicht zusammen." Für den kommenden Jahreswechsel gilt nun im Umkreis von 150 Metern rund um den Tierpark ein klar definiertes Böller- und Feuerwerksverbot.
Reiter bezeichnet dies als ersten Schritt in die richtige Richtung in Sachen Tierschutz. Gerne würde er das Verbot auch auf andere sensible Orte wie etwa das Münchner Tierheim ausweiten. Dafür wäre jedoch eine Änderung im Bundesrecht nötig.
Kommunen dürfen nur Teilverbote aussprechen
Die rechtliche Grundlage für Feuerwerk in Deutschland bildet das Bundessprengstoffgesetz. Es legt fest, wann und wo Privatpersonen Silvesterfeuerwerk der Kategorie F2 – also klassisches Silvesterfeuerwerk – abbrennen dürfen. Kommunen dürfen demnach eigenständig keine flächendeckenden Böllerverbote aussprechen, sondern nur für bestimmte Orte. Etwa um die Sicherheit der Bevölkerung oder den Schutz von Gebäuden und öffentlichen Einrichtungen zu gewährleisten. In München galt bereits in den vergangenen Jahren ein Böllerverbot innerhalb des Mittleren Rings.
Kommunen fordern mehr Entscheidungskompetenz
Reiter kritisiert die bundesweite Regelung: "Aus meiner Sicht wäre sinnvoll, wenn der Bund den Kommunen endlich die Entscheidungskompetenz geben würde, selbst festzulegen, wo Feuerwerk erlaubt ist. Die Münchnerinnen und Münchner könnten das gut selbst bestimmen." Er schlägt einen Bürgerentscheid als möglichen Weg vor, um eine politische Legitimation für lokale Verbote zu schaffen. Auch in Nürnberg äußern Stadtvertreter den Wunsch nach mehr Spielraum für Kommunen. Ordnungsreferent Olaf Kuch betont, dass auch die Stadt Nürnberg offen für ein Böllerverbot wäre.
Diese Debatte ist Teil einer größeren Diskussion darüber, wie Städte und Gemeinden künftig Verantwortung für Sicherheit, Gesundheit und Umwelt übernehmen können, ohne auf die Zustimmung des Bundes warten zu müssen.
DUH: Mehr kommunale Befugnisse lösen nicht das Problem
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt jedoch vor einem Flickenteppich aus kommunalen Verbotszonen. Die DUH-Expertin für Luftreinhaltung, Hanna Rhein, erklärt: "Mehr kommunale Befugnisse lösen das Problem nicht. Der Bund lässt die Kommunen hier im Stich. Verbotszonen wie rund um den Tierpark Hellabrunn führen zu einem unübersichtlichen Flickenteppich in rund 11.000 Kommunen, der kaum kontrollierbar ist."
Statt vieler einzelner Regelungen fordert die DUH ein bundesweites Verkaufs- und Anwendungsverbot privater Pyrotechnik, um Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltrisiken flächendeckend zu verhindern.
Entlastung für die Tiere
Für den Tierpark Hellabrunn ist das Feuerwerksverbot keine bürokratische Maßnahme, sondern eine konkrete Entlastung für die Tiere. Direktor Rasem Baban erklärt: "Mit der nun festgelegten Feuerwerksverbotszone kann unseren zum Teil äußerst geräuschempfindlichen tierischen Bewohnern ein erheblicher Teil unnötigen Stresses und nächtlicher Unruhe erspart werden."
Feuerwerk über München
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