Im Hintergrund grüne Wiesen und Garmisch-Partenkirchen - im Vordergrund Schnee und eine Gondel.
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Die letzten Gondeln in einem schneearmen Winter fahren.

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Bilanz der Skisaison: wenig Naturschnee, viele Touristen

Bilanz der Skisaison: wenig Naturschnee, viele Touristen

Energiekrise und Schneemangel: Die Tourismusbranche in den Bayerischen und Tiroler Alpen blickt auf einen schwierigen Winter zurück. Die Gästezahlen aber waren etwa in Garmisch-Partenkirchen recht hoch. Im dortigen Classic-Gebiet endet die Saison.

Verkehrte Welt - nach dem Kalender ist seit vergangener Woche Frühling. In den Skigebieten in Ehrwald in Tirol und Garmisch-Partenkirchen hat es Anfang der Woche aber 30 Zentimeter geschneit, auf der Zugspitze sogar 70 Zentimeter. Dieser Schnee hatte während des gesamten Winters besonders in tiefer gelegenen Skigebieten sowohl in Bayern als auch in Tirol gefehlt.

Zugspitz-Chef: "Wir können mit der Saison zufrieden sein"

Matthias Stauch, Chef der Bayerischen Zugspitzbahn, zieht eine vorsichtig optimistische Bilanz für den Skiwinter 2022/23: "Wir sind gut gestartet mit den Weihnachtsferien, hatten im Januar eine Durststrecke und können am Ende der Saison (auf der Zugspitze geht sie bis 1. Mai) zufrieden sein." Im Vergleich zum Bayerischen Wald und tiefer gelegenen kleineren Gebieten im Allgäu hätten sie mit dem wenigen Naturschnee Glück gehabt, sagt Stauch, der auch der Vorsitzende des Verbands Deutscher Seilbahnen (VDS) ist.

Darf man Pisten beschneien, wenn der Blackout droht?

Am Anfang des Winters hatten noch die Skeptiker die Meinungshoheit. Darf man in Zeiten, in denen Menschen ihre Gasrechnung nicht mehr bezahlen können, Ski fahren oder Snowboarden? Kann man Energie zur Beschneiung von Skipisten nutzen, wenn der totale Ausfall unserer Stromnetze droht?

Man kann, sagt Stauch, der Vorstand der Zugspitze und Chef von über 500 Arbeitnehmern: "Wir haben ein brutales Bashing bekommen von den Medien, haben aber gut reagiert mit Fakten. Es wurden viele Falschbehauptungen aufgestellt, was die Beschneiung betrifft, was den Energieverbrauch betrifft. Die konnten wir mit geprüften Zahlen widerlegen."

Im Dezember haben sie die Energiebilanz für alle Bergbahnen in Garmisch-Partenkirchen auf den Tisch gelegt: 40 Prozent des Stromverbrauchs gehen demnach auf den Betrieb von Bahnen und Liften, 40 Prozent für Gebäude und Gastronomie, 20 Prozent auf die Beschneiung von Pisten im Garmisch-Classic-Gebiet. Für die Beschneiung nutzen sie in der Saison knapp 3 Gigawatt Strom. Etwa so viel, wie das Oktoberfest in zwei Wochen für anderen Freizeitspaß verbrät. Beim Pressetermin während der Woche legen sie eine andere Zahl nach, die aufhorchen lässt. 16 Kilowatt-Stunden Energie verbraucht jeder Winter-Tourist pro Skitag im Skigebiet – so viel wie ein Mittelklassewagen für eine Kurzstrecke.

Nicht mehr alle können sich ein Skiticket leisten

Die Menschen sind gekommen – der Energie- und Klimakrise zum Trotz. 500.000 Wintertouristen haben die Bahnen in Garmisch-Partenkirchen nach einer ersten Schätzung von Anfang Dezember bis Anfang April befördert. So viele wie vor Corona. Die Betreiber sind mit dem Ergebnis zufrieden. Bei den Energiepreisen haben sie Glück gehabt, sagt Matthias Stauch: "Wir haben gut eingekauft und konnten die Spitzen dadurch abfedern".

Am Ende werden die gestiegenen Energiepreise mit teureren Tickets kompensiert. 55 oder 58 Euro (Hauptsaison) für das Tagesticket – ein Preis, den sich nicht mehr alle leisten können, die es sich vielleicht gerne leisten würden. Wie diese Zahlen sich auf die Bilanz des Bergbahnunternehmens auswirkt, wird erst in einigen Wochen berechnet sein. Dann wissen sie auch, ob ihnen Mittel aus dem Energiepreisdeckel der Bundesregierung zustehen.

Auch in Tirol "Run" auf die Skigebiete wie vor Corona

Auf der Rückseite der Zugspitze in Tirol leitet Franz Dengg Senior ein Familienunternehmen, das Hotellerie und Bergbahnbetrieb kombiniert. In den 80er Jahren hat er in Lermoos ein Hotel übernommen, die Tiroler Zugspitzbahn vom Land Tirol gekauft und das Skigebiet Ehrwalder Alm als Familien-Skigebiet ausgebaut. Er ist einer der größten Privatunternehmer im Außerfern. "Ich bin glücklich – und auch demütig, dass wieder so viele Gäste zu uns nach Ehrwald gekommen sind in diesem Winter", sagt der gebürtige Zillertaler.

Auch er zitiert die schwierige Situation mit verdoppelten Strompreisen während des Winters - und dass sie gestiegene Kosten mit gestiegenen Ticketpreisen ausgleichen konnten. Die österreichische Regierung gewährt nur einen begrenzten Härtefonds für Firmen, die ihre Stromrechnung nicht bezahlen können. Einen Antrag dafür hat er bisher nicht gestellt.

Beim Interview mit Sohn Franz Junior, der auf der Ehrwalder Alm den Betrieb leitet, steht er nachdenklich auf der perfekt präparierten Piste in der gleißenden Sonne. Das Wasser steigt ihm in die Augen, wenn er erzählt, dass er manche Nächte nicht geschlafen habe. "Es macht mich traurig und wütend, wenn wir in unseren Medien immer wieder als Umweltverbrecher tituliert werden." Er ist davon überzeugt, dass Touristen auch in 25 Jahren in diesen Teil der Alpen kommen werden, um sich zu erholen und um Freude im Schnee zu erleben.

"Wir sägen doch nicht den Ast ab, auf dem wir sitzen"

Dass dieser Schnee auch in der im April endenden Saison zum großen Teil künstlich erzeugt wird, gehört zur Normalität des Wintertourismus. "Wir modernisieren ständig unsere Anlagen, um möglichst viel Energie für eine effektive Beschneiung zu sparen", sagt Franz Junior. Der Senior ergänzt mit einer weitreichenden Frage: "Stellen Sie sich vor, die 120 Familien, die von mir leben, müssten ihren Unterhalt in der Stadt verdienen - und hier würde sich überall Industrie in den Bergtälern ausbreiten."

Dass der Wintertourismus in manchen Orten Tirols die Grenzen der Belastbarkeit für die Natur überschritten hat, weiß Dengg. Er ergänzt: "Wir lieben unsere wunderbare Bergwelt und sägen uns doch nicht den Ast ab, auf dem wir sitzen."

Am 17. April endet die Saison auf der Ehrwalder Alm

14 Prozent höhere Kosten rechnen sie für die laufende Winter-Saison, ausgleichen können sie sie mit stabilen Gästezahlen. Die Hälfte der Skitouristen kommen aus Deutschland, die andere Hälfte aus den Niederlanden, Luxemburg, Belgien und der Schweiz. Am 17. April endet offiziell die Wintersaison auf der Ehrwalder Alm. Dann können die Gäste von hier über die Tiroler Zugspitzbahn noch bis 1. Mai die Lifte von Matthias Stauch auf der bayerischen Seite der Zugspitze nutzen.

Wechselhaft wie das Winterwetter - so lässt sich die Saison in den bayerischen Skigebieten beschreiben.
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Wechselhaft wie das Winterwetter - so lässt sich die Saison in den bayerischen Skigebieten beschreiben.

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