Rund 98 Prozent der getesteten bayerischen Badeseen weisen eine gute bis sehr gute Wasserqualität auf. Das ist das Ergebnis von 1.121 Proben, die das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) seit Ende April untersucht hat. "Für Bayerns Badegäste ist das gerade mit Blick auf die Ferien eine sehr gute Nachricht", warb Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Präsentation der Messergebnisse am Oberschleißheimer Regattasee einmal mehr für den Tourismus im Freistaat.
- Hier die Übersicht über die getesteten bayerischen Badeseen vom LGL (externer Link)
Selbstreinigungsfunktion fast aller Seen intakt
Nur in vier Proben wurde eine erhöhte Konzentration von Darmbakterien nachgewiesen. Dabei handelt es sich um "Escherichia coli" und "Intestinale Enterokokken", die durch Ausscheidungen und Regen in die Seen geraten. LGL-Präsident Prof. Christian Weidner erläutert in BR24: "Das passiert regelmäßig beispielsweise über Vogelkot oder über Ausscheidungen auch der Badegäste, (...) die undichte Babywindel beispielsweise. Da messen wir über die Badesaison hinweg regelmäßig sogenannte Fäkal-Indikatoren: Das sind Keime, die uns zeigen, wie die Reinigungsfähigkeit des Sees aussieht."
Denn nach wenigen Tagen sei die Qualität an den beanstandeten Badestellen wieder in Ordnung gewesen, so Weidner. Wichtig sei, dass sich über die sechsmal im Jahr stattfindenden Messungen die natürliche Selbstreinigungsfunktion eines Gewässers bestätige. Daher würde eine vorübergehende Belastung mit Fäkalkeimen einen See qualitativ nicht gleich herabstufen, so eine Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums. Nur eine anhaltende Belastung könne bis zum Badeverbot führen.
Auf Blaualgen wird nur bei Verdacht getestet
Da die über 1.000 Wasserproben nur nach den EU-Bestimmungen auf Fäkalienbelastung untersucht werden, geben sie noch keinen Aufschluss über anderweitige Belastungen. Das wirkliche Problem in Bayern sind für LGL-Chef Weidner die Blaualgen, die zum Beispiel im mittelfränkischen Altmühlsee schon zu Badeverboten geführt haben. Das erfährt man aber ebenfalls über den oben im Text erwähnten Link des LGL, der auf die jeweils zuständigen Landratsämter weiterleitet. Dort sind alle Warnungen und Badeverbote aufgelistet.
Badewarnung am Altmühlsee
So gibt es aktuell eine "Badewarnung wegen erhöhter Blaualgenkonzentrationen" an Badestellen im Altmühlsee durch das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen: "Beim Auftreten von gesundheitlichen Beschwerden nach dem Baden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Atemnot oder Hautreizungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen und den Vorfall zudem dem örtlichen Gesundheitsamt melden", heißt es auf der Landkreis-Homepage.
Man erkenne Blaualgen an einer starken grünlichen Trübung mit Schlierenbildung an der Wasseroberfläche. Experte Weidner hat einen einfachen Tipp: "Wenn Sie im Wasser stehen bis zum Knie und Ihre Füße klar sehen können, dann ist in diesem See sicherlich keine entsprechende Blaualgen-Kontamination."
Grüne fordern Blaualgen-Frühwarnsystem
Die Landtagsfraktion der Grünen will am kommenden Mittwoch einen Antrag stellen, die Staatsregierung möge unter anderem "ein Frühwarnsystem für Blaualgenblüten in bayerischen Badeseen" aufbauen und öffentlich zugänglich machen.
Zudem müsse eine der Hauptursachen für das Blaualgenwachstum, der Phosphateintrag aus der Felder-Düngung, verringert werden - was bereits geplant ist, den Grünen aber nicht schnell genug geht: Forciert umgesetzt werden müsse die "stärkere Beratung durch den Bayerischen Bauernverband und die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten" sowie Bodenschutztage und Wasserberatung, heißt es in einer Pressemitteilung der Landtagsgrünen.
Gesundheitsministerin wünscht mehr Disziplin der Badegäste
Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) nimmt zum Schutz der Seen auch die Badegäste in die Pflicht: "Das heißt, den Müll aufräumen, natürlich nicht ins Wasser irgendeinen Müll schmeißen und vor allem auch die Wasservögel nicht zu füttern."
Angesichts der vielen Badetoten in diesem Jahr rät die Ministerin auch zur Einhaltung der Baderegeln: "Dass man wirklich darauf achtet, wenn es gerade sehr heiß ist, nicht einfach unvermittelt ins kalte Wasser zu springen, weil es da zu Herz-Kreislauf-Problemen kommen kann. Keinen Alkohol zu trinken, wenn man ins Wasser geht, und auch auf die Kinder aufzupassen." Bei Tretboot-Fahrten plädiert Gerlach sicherheitshalber für das Anlegen von Schwimmwesten.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!