Eine imposante, mehrstöckige Berghütte vor Allgäuer Alpenkulisse im wolkigen Frühsommer. Im Hintergrund sind schneebedeckte Gipfel zu erkennen.
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Das Prinz-Luitpold-Haus in den Allgäuer Alpen.

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Start in die Bergsaison: Letzte Vorbereitungen vor dem Ansturm

Start in die Bergsaison: Letzte Vorbereitungen vor dem Ansturm

Selbst im Juni liegt hier häufig noch Schnee – trotzdem eröffnen viele hoch gelegene Hütten in den bayerischen Alpen traditionell an Pfingsten ihre Saison. Doch einfach ist der Start nicht. BR24 hat ein Team kurz vor Saisonbeginn begleitet.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Schon Tage vor der Saisoneröffnung herrscht Hochbetrieb auf dem Prinz-Luitpold-Haus in den Allgäuer Alpen. Als Erstes muss die große Panoramaterrasse aufgebaut werden. Mittendrin: vier junge Menschen. Eine von ihnen ist Pia Waltner. Die 19-Jährige mit dem blonden Pferdeschwanz ist zum ersten Mal hier oben.

Gerade hat sie ihre Ausbildung in einer Apotheke abgeschlossen, jetzt lebt und arbeitet sie einen Sommer lang am Berg. "Wenn nicht jetzt, wann dann?", dachte sich die junge Allgäuerin. "Wenn man erst einmal arbeitet, wird es schwierig. Jetzt ist eigentlich der ideale Zeitpunkt".

Den Alltag auf Abstand halten

Was Pia und ihre neuen Arbeitskolleginnen und -kollegen vereint: sie stehen an der Schwelle einer neuen Lebensphase. Was sie suchen, ist die Nähe zur Natur, die Abgeschiedenheit hoch oben in der Allgäuer Bergwelt und die besondere Gemeinschaft im Team. Hüttenwirtin Ulli Erd ist dafür zuständig, dieses Gemeinschaftsgefühl herzustellen.

Das Arbeiten in den Bergen hat auch sie irgendwann nicht mehr losgelassen. Seit sieben Jahren leitet Erd mit ihrem Mann Christoph das Prinz-Luitpold-Haus. Insgesamt ist es bereits ihre 21. Saison in den Bergen. "Nicht nur junge Leute kommen zu uns", erzählt sie während einer kurzen Arbeitspause. Nach einer "Zwischenstation" am Berg fühle man sich gestärkt, etwas Neues anzufangen, so Erd. Und man wisse eher, wohin man im Leben will. Pia drückt es so aus: "Klar verpasse ich daheim viel", erzählt sie. "Aber ich will nicht immer nur das Gleiche machen, und auch einmal etwas Neues erleben".

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Pia Waltner bei der Vorbereitung kurz vor Eröffnung der Saison auf dem Prinz-Luitpold-Haus.

"Oft doch anstrengender, als man es sich vorstellt"

Die Terrasse ist inzwischen fertig aufgebaut – kurz vor dem heraufziehenden Gewitter. Die jungen Menschen merken schnell: Anpacken ist hier Pflicht. Denn die Hütte ist wie eine Insel. Sie versorgt sich komplett selbst – mit Solarstrom vom Dach, und Trinkwasser aus einer eigenen Quelle. Wenn etwas kaputtgeht, muss sich das Team selbst darum kümmern.

Zusätzlich müssen jeden Tag 160 Schlafplätze auf der Hütte vorbereitet werden. Die Küche versorgt sowohl Übernachtungsgäste als auch Tagestouristen, die sich nicht weiter hinauf in die schroffe Felswelt rund um den Gipfel des Hochvogels trauen. Dementsprechend lang sind die Arbeitstage. Ablenkung, geschweige denn Privatsphäre gibt es selten. "Ich glaube schon, dass die Leute wissen, was auf sie zukommt", sagt Hüttenwirtin Ulli Erd. "Aber es ist oft doch anstrengender, als man es sich vorstellt".

Immer mehr Übernachtungen in den Alpen

Das Prinz-Luitpold-Haus im Allgäu ist eines von inzwischen insgesamt 325 Häusern, die der Deutsche Alpenverein (DAV) betreibt. 2023 zählte der Alpenverein über 930.000 Übernachtungen und damit so viele wie noch nie. Für 2025 deutet sich laut dem DAV ebenfalls eine sehr hohe Auslastung an: Viele Hütten – besonders die beliebten und großen – seien für Wochenenden und Ferienzeiten bereits ausgebucht. 

Zum Start der Hüttensaison weist der Alpenverein darauf hin, dass Wanderer, die ihre Touren bei kurzfristigem Start flexibel planen, sich vorab informieren sollten, ob die jeweilige Hütte bereits geöffnet hat und ob noch Betten frei sind.

Hoher Ansturm in kurzer Bergsaison

Dass die Saison in den hoch gelegenen Häusern so spät beginnt, liegt übrigens an den oft extremen Wetterbedingungen, die in Höhenlagen von über 1.500 Metern herrschen. Im vergangenen Jahr habe das Team zu Saisonbeginn am Prinz-Luitpold-Haus noch Schnee schippen müssen, erzählt Ulli Erd. Die Saison ist insgesamt kurz: bis Anfang Oktober bleibt das von ihr betriebene alpine Schutzhaus noch geöffnet.

Dann wird auch Pia die Hütte, die Gemeinschaft und die langen, zehrenden Arbeitstage hinter sich lassen. Sie wird in ihren gewohnten Alltag zurückkehren. Sollten sich ihre Pläne nicht ändern, beginnt sie dann einen neuen Job – als Apothekerin.

Im Audio: Kurz vor Beginn der Saison wird auf den Hütten alles vorbereitet

Wanderer in den Allgäuer Alpen (Archiv- und Symbolbild)
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Wanderer in den Allgäuer Alpen (Archiv- und Symbolbild)

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