Das Bosch Logo ist vor der Zentrale der Robert Bosch GmbH zu sehen
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Stellenstreichung bei Bosch: Sorge am Standort Bamberg

Stellenstreichung bei Bosch: Sorge am Standort Bamberg

In Bamberg steht Deutschlands größtes Fertigungswerk der Bosch Gruppe. Auch wenn es den Standort noch nicht betrifft: Der angekündigte Stellenabbau hat auch hier für Zukunftsangst gesorgt. Der Betriebsrat appelliert an die Politik.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Vor mehr als 20 Jahren waren bei Bosch in Bamberg noch 10.000 Menschen beschäftigt. Derzeit sind es rund 6.000. Durch zwei Vereinbarungen sind betriebsbedingte Kündigungen bis 2027 ausgeschlossen. Doch was passiert danach? Die Unsicherheit ist überall zu spüren und die Forderungen an die Politik werden anlässlich der heutigen Betriebsversammlung immer deutlicher.

Massiver Abbau von Industriearbeitsplätzen in Deutschland

Der Autozulieferer ZF will bis zu 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland streichen. Auch der Autokonzern VW plant 35.000 Stellen bis 2030 abzubauen. Jetzt hat auch Bosch angekündigt, dass es nicht bei 9.000 Beschäftigten bleiben wird, sondern sich die Zahl auf 22.000 erhöht. "Und wir sprechen hier von Vollzeitstellen", erklärt Mario Gutmann, Betriebsratsvorsitzender Bosch Bamberg. Viele arbeiten bei Bosch in Teilzeit und das heißt im Endeffekt, dass die Zahl der Mitarbeiter, die gehen muss, noch weit höher ist.

Hier in Oberfranken ist man stolz, ein "Boschler" zu sein. Der Zusammenhalt ist groß, oft war schon der Vater oder ist die Mutter, Tante oder der Onkel beim Automobilzulieferer beschäftigt. Auf dem Arbeitsplatz beruht die Familienplanung. Da wurde ein Haus gebaut, die Familie vergrößert, weil Bosch als zuverlässiger Arbeitgeber gilt. Aber wenn das Schlimmste eintreten sollte, zu welchem Arbeitgeber dann? Auch viele Mittelständler kämpfen ums Überleben. Größere Betriebe hier in der Gegend, wie Schaeffler, streichen ebenfalls Stellen oder stellen nicht mehr ein.

"Der soziale Frieden ist in Gefahr"

Bosch-Betriebsrat Mario Gutmann warnt seit Jahren vor der Vernichtung deutscher Industriearbeitsplätze. "Ökologie, Ökonomie und sozialer Frieden bilden einen Dreiklang. Wenn die Wirtschaft kaputtgeht, dann ist auch der soziale Frieden in Gefahr", erklärt er immer wieder in Gesprächen. Er warnt vor der Deindustrialisierung in Deutschland.

Bei der Betriebsversammlung an diesem Mittwoch wird er klare Worte nach Berlin richten. Jede Partei koche ihr eigenes Süppchen, anstatt eine gemeinsame Linie zu verfolgen. "Wenn der weltgrößte Automobilzulieferer ankündigt, 22.000 von insgesamt 68.000 Stellen zu streichen, dann muss doch die Politik hellhörig werden und aufwachen." Erst habe Berlin die Elektromobilität mit Volldampf vorangetrieben, ohne passende Infrastruktur, dann Wasserstoff als Zukunftstechnologie deklariert, nur um dann wieder eine Rolle rückwärts zu machen und jetzt dann doch eine Zukunft zu sehen.

So schaue keine vernünftige Wirtschaftspolitik aus, erklärt Gutmann. "Das Verbrenner-Aus 2035 muss fallen, sonst gehen bei uns in Deutschland die Lichter schneller aus als wir denken. Am Ende des Tages lebt dieser Sozialstaat von den Industriearbeitsplätzen." Er fordert eine innovationsfreudige Regulierung, ein angemessenes Steuerniveau, moderne Infrastruktur, eine Digitalisierung, bezahlbare Energie und weniger Bürokratie.

IG Metall: Auch Forschung und Entwicklung betroffen

Und auch die IG Metall warnt vor einer Deindustrialisierung. "Das Schlimme ist, wir verlieren nicht nur die Stellen in der Produktion, sondern mittlerweile auch in dem wichtigen Bereich F&E", erklärt Martin Feder, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bamberg.

Die Botschaft dahinter laute: Die Zukunft der Industrie entwickeln wir nicht mehr in Deutschland, so Feder. "Irgendwann müssen sich die Unternehmen die Frage stellen, ob sie noch deutsche Betriebe sein wollen oder weiterhin vermehrt Teile ins Ausland verlagern." Und an die Politik gerichtet: "Während wir seit Jahren über CO2-Preise streiten und mit Strafen und Verboten arbeiten, hat sich China – ganz ohne Verbote – zur Nummer eins bei Elektroautos gemacht. Während in Brüssel und Berlin immer noch Wirtschaftspolitik wie in den 90er-Jahren gemacht wird, zeigten uns China und die USA, wie eine aktive Industriepolitik funktioniere.

Mario Gutmann, der Betriebsratsvorsitzende von Bosch, fügt hinzu, er wünsche sich mehr Patriotismus. "Wir dürfen nicht immer den Billigheimer machen, wir müssen zu unseren Produkten stehen und das geht nur, wenn Fördergelder nur fließen, wenn in Deutschland Arbeitsplätze entstehen."

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