Mehr als 800.000 Fahrgäste werden aufatmen: Nach jahrelangen Bauarbeiten, Ausfällen und Verzögerungen sollen die S-Bahnen ab Donnerstag wieder regulär rollen. Das neue elektronische Stellwerk ist fertiggestellt, hat die Probezeit der vergangenen Tage bestanden und ist jetzt offiziell in Betrieb.
Inbetriebnahme des Stellwerks am Ostbahnhof ohne Probleme
Die Fahrdienstleiter schalten nun über das elektronische Stellwerk Signale, stellen Weichen und lenken Züge auf die richtigen Gleise. "Bisher läuft alles!", sagt ein Bahn-Sprecher auf BR24-Anfrage. Die Inbetriebnahme des neuen Stellwerks sei reibungslos und planmäßig verlaufen.
Das sei bei einem so komplexen Vorhaben alles andere als selbstverständlich. So gab es unter anderem S-Bahn-Probefahrten und insgesamt 8.000 Abnahmestunden, die von neun Abnahmeprüfern sowie mehreren Helfern durchgeführt wurden. Das hat knapp eine Woche gedauert. Dafür musste die Stammstrecke am Pfingstwochenende gesperrt werden.
Zwei Jahre Bauverzögerung beim elektronischen Stellwerk
Experten hatten die letzten Tage die Funktion des neuen elektronischen Stellwerks im laufenden Betrieb beobachtet und analysiert. Deswegen war etwa ein Viertel der Fahrten noch gestrichen. Die Bahn hatte mit dem Bau des neuen Stellwerks im Oktober 2021 begonnen. Die Bau- und Anschlussarbeiten haben sich um insgesamt zwei Jahre verzögert.
Das hat verschiedene Gründe: Hauptsächlich gab es Schwierigkeiten, die neue an die alte Technik anzuschließen. Die Bahn spricht von einem "baulichen Umsetzungsproblem für die Schnittstellen des neuen Stellwerks zu benachbarten Bestands-Stellwerken in München". Software musste neu geplant werden, zusätzliche Prüfschleifen waren nötig. Dafür gibt es deutschlandweit nur wenige hochspezialisierte Fachleute, die solche Anlagen prüfen und abnehmen können.
Stellwerk in Betrieb nehmen: Ein aufwendiges Unterfangen
Technisch gesehen sind zwei elektronische Stellwerke neu entstanden. Die Bahn zählt das neue Stellwerk am Leuchtenbergring zum "Stellwerk München Ost" dazu. Diese beiden lösen die zuletzt sehr anfällige Relais-Technik aus den 1970er-Jahren ab. Sie werden den Verkehr auf der bestehenden östlichen Stammstrecke und den Bereich um den Ostbahnhof steuern.
Ein Teil des neuen Stellwerks soll einmal für die zweite Stammstrecke da sein. Dazu wurden etwa 400 Kilometer Kabel verlegt und rund 100 Signale aufgestellt.
Pünktlichkeit der S-Bahn soll besser werden
Im Jahr 2024 lag die Gesamtpünktlichkeit der Bahn bei 87 Prozent. Darin sind ausgefallene Züge nicht enthalten. Als pünktlich gilt ein Zug, wenn er nicht mehr als sechs Minuten Verspätung hat. Auf einzelnen Linien lag die Pünktlichkeitsrate noch deutlich darunter.
Mehr als die Hälfte aller Verspätungen waren auf infrastrukturbedingte Störungen zurückzuführen, also Störungen und Ausfälle unter anderem von Leit- und Sicherungstechnik, Weichen und Bahnübergängen, teilt die Bayerische Eisenbahngesellschaft (externer Link) mit, die den Bahn-Nahverkehr kontrolliert. Hier soll das neue Stellwerk Abhilfe schaffen.
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