Feinstaub-Messstation / Symbolbild
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Studie: Bessere Luft vermindert Sterberisiko kaum

Studie: Bessere Luft vermindert Sterberisiko kaum

Luftschadstoffe wie Feinstaub und Stickstoffdioxid gefährden die Gesundheit. Das ist unbestritten. Ein Forscherteam um das Münchner Helmholtz-Zentrum hat nun herausgefunden: selbst wenn Schadstoffwerte sinken, bleibt das Sterberisiko gleich.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Luftschadstoffe erhöhen das Sterberisiko – das bestätigt eine im Fachmagazin The Lancet Planetary Health erschienene Studie (externer Link) unter Führung des Helmholtz Zentrums München. Verbesserungen in der Luftqualität sind aber demnach nicht automatisch ein Grund zum Aufatmen: Denn auch wenn die Schadstoffkonzentration abnehme, bleibe das Risiko von tödlichen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems oder der Atemorgane unverändert, heißt es.

Weltweite Langzeit-Daten ausgewertet

Ein weltweites Forschungsnetzwerk hat Daten für 380 Städte untersucht. Für den Zeitraum von 1995 und 2016 fanden die Wissenschaftler eine aussagekräftige Datengrundlage für eine global gültige Aussage für einen langen Zeitraum.

Einschlägige Todesfälle und Luftschadstoffe betrachtet

Betrachtet wurden einerseits Todesfälle durch Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Und andererseits die Luftschadstoffe, für die es Grenzwerte gibt: Stickstoffdioxid, das hauptsächlich im Straßenverkehr und durch die Industrie entsteht, und Feinstaub mit einer Partikelgröße bis zu 10 Mikrometern und 2,5 Mikrometern. Feinstaubexposition über eine lange Zeit hinweg erhöht das Gesundheitsrisiko erheblich.

Zentrales Ergebnis der Studie

Die Forscher konnten aus den Daten sehen: Die Konzentrationen der drei Luftschadstoffe haben zwar insgesamt abgenommen – das von ihnen ausgehende Gesundheitsrisiko hat sich jedoch gleichzeitig kaum geändert. Die Sterbefälle mit einschlägigen Todesursachen blieben überdurchschnittlich und ohne Veränderung nach unten oder oben.

Viele Faktoren sind mögliche Ursachen

Das gleichbleibend hohe Sterberisiko trotz geringerer Schadstoffkonzentration könnte den Studienmachern zufolge auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein: Zum einen auf eine alternde Bevölkerung, weil ältere Menschen eher gesundheitlich vorbelastet sind. Andererseits könnten Veränderungen bei Herkunft sowie der Zusammensetzung der Luftschadstoffe eine Rolle spielen.

Ultrafeinstaub nicht untersucht

Der Einfluss etwa durch ultrakleine Feinstaubpartikel konnte nicht untersucht werden. Ultrafeinstaub steht im Verdacht, stark gesundheitsgefährdend zu sein, wird aber nicht durch einen Grenzwert reguliert und deshalb nicht gemessen.

WHO-Grenzwerte müssten die Richtlinie werden

Für die Studienmacher ist das Ergebnis ein Beleg dafür, dass Luftqualität und eine bessere Gesundheit in einem sehr komplexen Zusammenhang stehen. Die im Jahr 2021 von der WHO überarbeiteten Grenzwerte müssten der Maßstab für die weltweiten Anstrengungen zur Luftreinheit sein. So empfiehlt die WHO zum Beispiel eine mittlere jährliche Stickstoffdioxid-Konzentration von höchstens zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Beim Feinstaub (PM 2,5) sollte laut der WHO die Langzeitbelastung bei höchstens 5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen.

Diese liegen deutlich unter den derzeit geltenden und unter denen, die die EU plant. Das EU-Parlament beschloss im April strengere Grenzwerte für mehrere Schadstoffe bis zum Jahr 2030. So soll die Obergrenze für Feinstaub (PM 2,5) dann bei zehn Mikrogramm pro Kubikmeter liegen, bislang sind es 25 Mikrogramm. Der Grenzwert für Stickstoffdioxid wird von bislang 40 Mikrogramm auf 20 Mikrogramm pro Kubikmeter halbiert.

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