Vor allem an begradigten Fluss-Abschnitten an der Mindel und an der Günz wurden bei dem Hochwasser im vergangenen Juni fast alle Brutfische der gefährdeten Nase weggeschwemmt, meint der schwäbische Fischereifachberater Oliver Born. Die bedrohte Art hatte schon abgelaicht, als die Flut kam. "Die dann geschlüpften kleinen Larven in winziger Größe sind kaum schwimmfähig", so der Fachberater. Und: "Wir gehen davon aus, dass ein ganzer Jahrgang dahingegangen ist."
Der Barbe, die später im Jahr erst laicht, habe das Hochwasser dagegen sogar genützt: Die Flut hat von Sedimenten überlagerten Kies freigespült – ein idealer Laichgrund für diese Fischart, der ansonsten an dem verbauten und damit strömungsarmen Fluss nicht mehr freiliegt.
Kiebitze mit Nachgelege – Schutzprogramm zeigt Wirkung
Auf den Äckern und Feuchtwiesen hat das Hochwasser einige Gelege und wohl auch Jungvögel des Kiebitzes weggespült, sagt Daniel Watzlawik vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Weil die Wiesen aber auch lange nach dem Hochwasser noch feucht geblieben sind, konnten im Nachgang noch zahlreiche Kiebitze Nachwuchs bekommen und den Verlust wieder ausgleichen.
"Es gab dann sogenannte Nachgelege und die waren dann zum Teil auch wieder erfolgreich, so dass wir keine größeren Verluste haben verzeichnen müssen", so der Vogelschützer. Auch heuer sind bereits wieder einige Brutpaare mit Nachwuchs im Unterallgäu zu beobachten. Über das Wiesenbrüterschutzprogramm des Bezirks Schwaben erhalten Landwirte, die Flächen mit Kiebitznachwuchs vorübergehend nicht bewirtschaften, einen finanziellen Ausgleich, um die bedrohte Art zu schützen.
Kammmolch überrascht: Hohe Jungtierzahl trotz Trockenheit
Gemischt fällt wiederum die Bilanz bei den Amphibien aus: Aufgrund des trockenen Frühjahrs sind zum Beispiel nur wenige Molche anzutreffen, sagt Monique Flake vom Unterallgäuer Artenschutzprojekt "Arche Noah". Im Biotop bei Goßmannshofen hat sie in Tümpeln Fallen ausgelegt, um den Bestand von Molchen zu dokumentieren. Es sind zum Beispiel weniger Teich-, Berg- oder Kammmolche unterwegs, sagt sie.
Was aber erstaunt: Etwa bei der Rote-Liste-Art Kammmolch fängt sie genauso viele Jungtiere wie ausgewachsene Amphibien. Dieser hohe Anteil deute darauf hin, "dass die im letzten Jahr durch die hohen Wasserstände und die feuchten Bedingungen sehr gute Reproduktionsbedingungen hatten und sich gut vermehren konnten", so Flake.
Elritzen finden Rückzugsräume in renaturierter Mindel
An der Mindel macht Fischereifachberater Oliver Born schließlich doch noch eine freudige Entdeckung: Kleine Elritzen, der Größe nach stammen sie vom vergangenen Jahr. In einem renaturierten Abschnitt des Flusses fanden sie Schutz. "In der Abflachung drüben an der Insel, auch hier an den Ufern finden Klein- und Jungfische, aber auch größere Fische Hochwasserrückzugsgebiete", sagt er. Dort können sie sich bei großen Hochwassern zurückziehen und verbleiben, bis die Flut vorbei ist. Zumindest in diesem kleinen Bereich der Mindel sind die Fische auf das nächste Hochwasser gut vorbereitet.
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