Bergsteiger-Legende Reinhold Messner trauert um die in Pakistan tödlich verunglückte ehemalige Biathletin Laura Dahlmeier. "Ich bin mehr als erschüttert", sagte Messner dem Bayerischen Rundfunk. Er habe früher häufiger den Fernseher angeschaltet, um Dahlmeier beim Biathlon zuzuschauen. Messner nennt sie eine Sportlerin von Weltniveau. Was er an ihr besonders bewundert habe: "Sie war in der Lage, in ihrer zweiten Leidenschaft, dem Bergsteigen, noch einmal die oberste Grenze zu erreichen."
Steinschlag am Berg kaum zu entkommen
Dahlmeier verunglückte im Karakorum-Gebirge in Pakistan. Sie wurde nach Angaben ihres Managements am Berg Laila Peak von einem Steinschlag getroffen. Messner nennt den Leila Peak einen "faszinierenden Berg", sehr steil und spitz, mit schwierigen Routen.
Steinschlag ist laut Messner beim extremen Bergsteigen eine große Gefahr, der auch erfahrene Bergsteiger kaum entkommen können: "Wenn viele Steine kommen, haben Sie keine Chance", betonte der frühere Extrembergsteiger. Denn am Berg könne man den Steinen kaum ausweichen. "Auch der erfahrenste Bergsteiger, wenn er in einer Wand von fallenden Steinen getroffen wird, kann sich nicht dagegen wehren." Das sei keine Frage der Fähigkeiten. "Wenn der Steinschlag massiv ist, dann tötet er jeden."
Gefahr steigt durch schwindenden Permafrost
"Je steiler die Wand, je steiler der Berg, umso mehr besteht das Risiko, dass sich irgendwo ein Stein löst", führte Messner aus. Ein Stein könne dann eine enorme Energie entwickeln und auf dem Weg bergab andere Steine mitreißen. Unten komme dann "ein ganzer Hagel von Steinen mit riesiger Geschwindigkeit daher". Außerdem sei Steinschlag von unten kaum zu erkennen. "Es reicht ein Steinchen von der Größe eines Daumens, um die Hirndecke einzuschlagen", betont der 80-Jährige.
Wie andere Experten verweist Messner auf die derzeit schwierige Lage im Karakorum-Gebirge. Das Schwinden des Permafrosts habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Dadurch kämen immer größere Felsbrocken den Berg herunter. Besonders risikoreiche Gebiete würden erfahrene Bergsteiger, zu denen auch Laura Dahlmeier gehörte, vermeiden. Sie würden Routen aussuchen, auf denen man von Steinen kaum getroffen werde oder ausweichen könne. Zugleich betont Messner: "Wer weiterhin bergsteigt, der nimmt das Restrisiko auf sich, sonst kann man überhaupt nicht mehr bergsteigen."
Im Video: Bergsteiger und Sportjournalist Stefan Nestler zum Tod von Laura Dahlmeier
Bergsteiger und Sportjournalist Stefan Nestler
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