Auf einem Schild vor einem See steht "Badeverbot – Gesundheitsgefahr durch Blaualgen"
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Vertreter der Tourismusbranche im Fränkischen Seenland haben mit einem Fototermin auf ihre Notlage aufmerksam gemacht.
Bildrechte: BR/ Ulrike Lefherz
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Vertreter der Tourismusbranche im Fränkischen Seenland haben mit einem Fototermin auf ihre Notlage aufmerksam gemacht.

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Tourismus: Existenzsorgen im Fränkischen Seenland

Tourismus: Existenzsorgen im Fränkischen Seenland

Brombachsee, Altmühlsee: Sie haben den Tourismus gebracht, der viele Millionen Euro in die Region gespült hat. Doch jetzt bringt das Blaualgenproblem Millionenverluste. Badegäste bleiben fern – bei den Betreibern steigen die Existenzsorgen.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Reinigungskräfte, örtliche Metzger und Bäcker, die die Kioske und Gaststätten beliefern, Fahrradverleih, Gastronomen, Wassersportbetreiber – Betriebe mit vielen Mitarbeitenden. Alle, die irgendwie vom Tourismus in der Region leben, sind nach Absberg im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen zu einem gemeinsamen Fototermin gekommen, um auf den Notstand in Tourismusbranche im Fränkischen Seenland hinzuweisen. "Da hängen viele Existenzen und Familien dran und die haben alle im Moment Sorgen", erklärt zum Beispiel Volker Sanwald, Betreiber eines eines Feriencamps am kleinen Brombachsee.

"Schwierigste Saison seit Corona"

Matthias Bauer, Geschäftsführer des Wakeparks Brombachsee sieht für ihn die "absolut schwierigste Saison" seit der Corona-Pandemie. Und er ist nicht allein: In der gesamten Tourismusbranche im Fränkischen Seenland herrscht Katerstimmung. Der Schaden im Sommer 2025 geht für die Betreiber von Restaurants und Unterhaltungsangeboten in die Millionen. Die Blaualgen-Belastung sorgte für ein Badeverbot nach dem nächsten.

In den Monaten von Juni bis Juli wird fürs ganze Jahr verdient, sagt Bauer. Gerade der Juni sei für Bauer eine wichtige Zeit, da auch andere Bundesländer Urlaub in der Region machten. "Ganz viele Schulklassen mussten stornieren, die bei uns ein Wassersportlager statt Skilager gemacht hätten. Die haben auch für nächstes Jahr storniert, weil es ihnen zu unsicher ist."

Badeverbote zu leichtfertig ausgesprochen?

Markus Hofer betreibt insgesamt fünf Lokale am See und in der Stadt. Die Gästefrequenz sei "verheerend schlecht" gewesen. Er selbst sagt, er stehe mit dem Rücken an der Wand. Er beanstandet das grundsätzliche Management, wie mit der Wasserqualität der Seen umgegangen werde. Die Touristiker im Seenland kritisieren, dass Badeverbote zu leichtfertig ausgesprochen werden. Denn: bei den Blaualgenmessungen werde zwar die allgemeine Wasserbelastung durch Blaualgen sowie die Sichttiefe des Wassers gemessen – ob und wie giftig das Wasser ist, das wird derzeit nicht gemessen.

Toxinmessung als Feininstrument

Der Landrat Manuel Westphal (CSU) sieht in der Toxinmessung ein feineres Instrument zur Entscheidung ob ein generelles Badeverbot verhängt werden soll oder nicht. Dazu sei das Landratsamt mit dem Umweltministerium in Absprache, sagte Westphal im Interview mit BR24. "Bei der Toxinmessung geht es darum, dass Algen Toxine bilden können – nicht müssen", so der Landrat weiter. Damit könne dem Tourismus in der Region geholfen werden. Für ihn stehe aber an oberster Stelle der Schutz der Badegäste.

Klimaerwärmung begünstigt Blaualgenbildung

Das Aussprechen – oder eben Nicht-Aussprechen – von Badeverboten kann allerdings nur eine kurz- bis mittelfristige Lösung sein. Die Klimaerwärmung verschärft die Blaualgen-Entstehung enorm. Sie finden im phosphatreichen Schlamm des Altmühlsees ausreichend Nährstoff. Und hier haben sich gewaltige Mengen angesammelt. Um das Problem langfristig zu lösen, muss der Schlamm eigentlich weg. Laut dem Vorsitzenden des Umweltausschusses im Bayerischen Landtag, CSU-Politiker Alexander Flierl, laufen dazu derzeit Untersuchungen – auch, ob das gesamte Sediment abgetragen werden müsse, oder ob geringere Maßnahmen schon ausreichten. So oder so: Flierl sieht bei der Bereitstellung finanzieller Mittel den Bayerischen Landtag in der Pflicht. Wie weit die Unterstützung gehen werde, ist aber noch nicht klar.

Millionenkosten für Sedimentabtragung

Das Sediment komplett abzutragen, wäre ein enormer Aufwand, auch da das Wasser des Altmühlsees nicht einfach abgelassen werden kann – das würde die Ökologie zerstören. Zudem würde das einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten. Fest steht: Die Klimaerwärmung verstärkt das Blaualgen-Problem. Umso wichtiger sind jetzt Erkenntnisse, wie giftig die Arten im Seenland sind – und deren Ausbreitung einzudämmen.

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