Ein Mädchen schwimmt im Wasser und macht Wasserblasen.
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Trotz Bädersterben: Ehrenamt rettet Schwimmunterricht

Trotz Bädersterben: Ehrenamt rettet Schwimmunterricht

Tausende Ehrenamtliche machen es möglich: 2024 gab es einen deutlichen Anstieg bei Schwimmprüfungen. Doch der Sanierungsstau bei Bädern gefährdet die Schwimmausbildung dauerhaft. Die DLRG fordert daher ein neues Konzept.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wieder mehr Kinder lernen schwimmen, 2024 erwarben insgesamt 5.546 Kinder bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Freistaat das Frühschwimmer-Abzeichen "Seepferdchen" – 2023 waren es 5.220 gewesen. Auch die Zahl der Menschen, die das Deutsche Schwimmabzeichen in Bronze, Silber oder Gold erwarben, nahm 2024 gegenüber dem Vorjahr zu. Insgesamt erteilte die DLRG Bayern im vergangenen Jahr 134.740 Schwimmstunden – rund 9.000 mehr als 2023.

Bundesweit mehr als 95.000 Schwimmabzeichen

Mit diesen Zahlen liegt der bayerische Landesverband im bundesweiten Trend. Die Bundesgeschäftsstelle des Vereins teilte mit, dass die DLRG 2024 bundesweit 95.273 Schwimmabzeichen ausgegeben habe. Dies sei ein Höchstwert in den vergangenen zehn Jahren.

Mehr Ehrenamtliche am Beckenrand

DLRG-Präsidentin Ute Vogt führt dies auf ein Plus an Ehrenamtlichen zurück. "Wir konnten 2024 mehr Menschen gewinnen, die zur Ausbildung zur Verfügung stehen, also am Beckenrand stehen und den Kindern das Schwimmen beibringen." Rund 2.000 Ehrenamtliche sind nach Vereinsangaben in der Schwimmausbildung bei den bayerischen Orts- und Kreisgruppen der DLRG aktiv.

Bundesweit engagierten sich 2024 nach Angaben der Bundesgeschäftsstelle knapp 33.000 Ehrenamtliche in der Schwimmausbildung der DLRG (2023: 31.507). Zusammengenommen investierten sie demnach rund zwei Millionen Stunden ihrer Freizeit, um Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen das Schwimmen beizubringen.

Hauptthema: Schwimmunterricht in den Grundschulen

Allerdings könne noch immer mehr als jedes zweite zehnjährige Kind in Deutschland nicht sicher schwimmen, so die DLRG. "Das Hauptthema ist, dass in vielen Grundschulen das Schwimmen nicht mehr gelernt wird", sagt Vogt. "Das ist eine dramatische Entwicklung, die wir noch nicht stoppen konnten."

2024 sind 411 Menschen in Deutschland ertrunken – eine Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren. "Das hängt auch mit dem Wetter zusammen. Je heißer die Sommer, desto mehr Menschen gehen ans Wasser und viele überschätzen ihre Fähigkeiten", sagt Vogt dem BR.

Grafik: Todesfälle durch Ertrinken

Vogt mahnte insbesondere den schlechten Zustand vieler Schwimmbäder an. Sie begrüßt, dass die kommende Bundesregierung im Koalitionsvertrag eine Milliarde Euro für Sportstätten versprochen hat und dabei auch ausdrücklich von Schwimmbädern spricht. "Aber das kann nur ein Anfang sein", sagt die DLRG-Präsidentin. "Wenn wir durch die Republik schauen, haben wir nach einer Studie der KfW rund 800 Schwimmbäder, die derzeit gefährdet sind, in den nächsten zwei bis drei Jahren geschlossen zu werden."

DLRG fordert Bäder-Bedarfsplan

Wenn sie nicht saniert werden, gäbe es immer mehr Regionen ohne Schwimmbad – gerade im ländlichen Raum. Die DLRG fordert, dass jede Grundschule in erreichbarer Nähe ein Bad hat. Doch die Kommunen könnten oft die Aufgaben, die mit einem Bad und dem Unterhalt zusammenhängen, nicht stemmen.

Vogt plädiert daher für einen "Bäder-Bedarfsplan". Bund, Land und Gemeinden sollten sich an einen Tisch setzen und etwa regionale Schwimmzentren aufbauen, an denen sich mehrere Kommunen und die Länder beteiligen. "Ergänzt mit dem Investitionsprogramm des Bundes könnte es eine runde Sache ergeben", sagt Vogt.

Mobile Bäder – begrenzte Zwischenlösung

Da Bau und Sanierung von Bädern lange dauern, könnten auch mobile Schwimmbäder eine Zwischenlösung sein – also Becken in einem Container, die von Lkw von Ort zu Ort transportiert werden – allerdings nur für die Wassergewöhnung und das "Seepferdchen". Vogt betont: "Zum sicher Schwimmen lernen braucht es ein richtiges Bad."

Die 1913 in Leipzig gegründete DLRG ist ein Verein für Wasserrettung und Nothilfe. Mit rund 630.000 Mitgliedern in bundesweit etwa 2.000 Orts- und Kreisgruppen gilt sie als größte freiwillige Wasserrettungsorganisation der Welt.

Bildrechte: Mira Barthelmann
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Die Badesaison 2025 startet mit - das Münchner Schyrenbad war am Freitag (2.5.) gut besucht.

Mit Informationen der Deutschen Presse-Agentur.

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