Viele Unfälle passieren auf der B388 - einer der gefährlichen Landstraßen in Bayern.
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Die B388 - eine gefährliche Landstraße in Bayern.
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Unfall-Hotspot B388: Was hilft auf der gefährlichen Straße?

Unfall-Hotspot B388: Was hilft auf der gefährlichen Straße?

Auf der B388 in Bayern kommt es häufig zu Unfällen. Oft sind gefährliche Überholmanöver und hohe Geschwindigkeit die Gründe dafür - trotz regelmäßiger Kontrollen der Polizei. Welche Lösungsansätze es jetzt gibt.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Knapp ein Jahr ist es her, doch für Guna Massali noch lange nicht Realität. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie weg ist", sagt sie. Ihre Tochter Maya ist am 4. Juli 2024 bei einem Unfall mit ihrem Motorrad gestorben.

Bei einem riskanten Überholmanöver stieß ein BMW-Fahrer frontal mit der 21-Jährigen zusammen. Maya Massali starb noch an der Unfallstelle bei Huldsessen, einem Gemeindeteil von Unterdietfurt. Das Amtsgericht Landshut entscheidet Anfang des Jahres, dass es ein illegales Autorennen zwischen zwei jungen Männern war.

Landstraßen - die gefährlichsten Straßen Bayerns

Die Bundesstraße B388 führt (mit kurzen Unterbrechungen) von Ismaning im Norden Münchens über Erding, Pfarrkirchen und Passau bis zur österreichischen Grenze.

Bundes- und Landstraßen sind die gefährlichsten Straßen Bayerns. Im Jahr 2024 gab es in Bayern insgesamt über 381.000 Verkehrsunfälle, davon waren es auf bayerischen Landstraßen gut 110.000 Unfälle. Im Vergleich: Auf Autobahnen kam es zu knapp 28.000 Verkehrsunfällen. Auf der B388 ereigneten sich 895 Unfälle, davon 591 im niederbayerischen Teilabschnitt. Die Gründe sind vielfältig: Direkter Gegenverkehr, Wildunfälle, gefährliche Überholmanöver oder "es kommt zu einem Auffahrunfall", erklärt Christian Biedermann, Polizeihauptkommissar in Eggenfelden.

Viele kleine Seitenstraßen gingen von der B388 weg, sagt Biedermann. "Ich muss warten, weil Gegenverkehr kommt und der hinter mir sieht mich nicht rechtzeitig, bremst, kann aber sein Fahrzeug nicht mehr rechtzeitig zum Stillstehen bringen und fährt in mich rein."

Geschwindigkeiten bis zu 170 km/h

Auch Geschwindigkeit ist ein Problem auf der B388. Die Beamten der Polizeiinspektion Eggenfelden führen deshalb regelmäßig Kontrollen mit Laserhandmessgeräten durch. "Das können wir selbst durchführen, mit zwei Kollegen", erklärt Biedermann. "Wichtig ist dabei, dass wir den Verkehrsteilnehmer danach gleich anhalten und darauf ansprechen. Das hat einen sehr großen, präventiven Charakter."

Problematisch ist es auf der B388 auch besonders nachts, betont Biedermann, wenn wenig Verkehr ist. Messungen werden via Leitpfosten gemacht, der nur Geschwindigkeiten feststellt. "Das ist eigentlich nur für die Statistik, aber da wird dann auch zwischen 160 bis 170 km/h gefahren", erklärt der Polizist.

Verkehrssicherheit bis 2030 erhöhen

Lösungsansätze gibt es verschiedene. Ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums bezeichnet auf BR-Nachfrage die Steigerung der Sicherheit auf Landstraßen als eines der Kernziele. Mit dem Verkehrssicherheitsprogramm "Bayern mobil – sicher ans Ziel" soll die Verkehrssicherheit auf bayerischen Straßen bis 2030 erhöht werden. Dabei sollen die Zahl der Getöteten und Verletzten gesenkt und die Sicherheit erhöht werden. Auch besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer sollen besser geschützt werden.

Was tun für mehr Sicherheit?

Mögliche praktische Maßnahmen sind beispielsweise bauliche Veränderungen. Für die B388 sind dreispurige Abschnitte zum sicheren Überholen geplant. Oder es werden Einfahrten reduziert, um Auffahrunfälle zu vermeiden. Oft sind bauliche Maßnahmen Konsequenzen an besonders unfallträchtigen Straßenabschnitten.

Letztendlich liege es bei der Verantwortung des Einzelnen, betont Christian Biedermann, besonders wenn es um gefährliche Überholmanöver gehe. "Einfach die Ruhe bewahren. Was holt man da an Geschwindigkeit raus? Sie überholen einen Lkw und in drei Kilometern fahren Sie dem nächsten hinterher. Darum vielleicht ruhiger und entspannter ans Ziel kommen."

Ob härtere Strafen helfen?

Bei einem illegalen Autorennen helfen jedoch sämtliche bauliche Maßnahmen nichts. Für Christian Biedermann ist klar, in dieser Kurve hätte nicht überholt werden dürfen. "Das Bauliche sagt es eigentlich schon: Ich kann hier nicht überholen, ich darf hier nicht überholen, ich kann den Kurvenverlauf nicht einsehen. Und wenn man sich an die Verkehrsregeln gehalten hätte, wäre es zu dem Unfall nicht gekommen."

Der 20-jährige Unfallfahrer, der mit Maya Massali kollidiert war, wurde zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt, der 19-jährige Unfallbeteiligte zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Guna Massali hofft, dass illegale Autorennen härter bestraft werden. "Ich will nicht, dass irgendeine Mutter erlebt, was ich erlebt habe", sagt sie. "Den Sarg aussuchen, das Grab aussuchen. Wenn richtig bestraft wird, werden es sich die Jugendlichen überlegen."

An der Unfallstelle selbst sind heute nur noch bunte Zierblumen zu sehen. Ein Mahnmal für andere Autofahrer.

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