Ohne jemals Soldat gewesen zu sein, doch noch Uniform tragen? Seit 2018 ist genau das durch eine Ausbildung für Ungediente möglich. Die Bundeswehr bildet Freiwillige darin aus, um sie anschließend als Reservisten in den Heimatschutzeinheiten einzuplanen.
Zu den Aufgaben dieser Einheiten im Frieden zählen etwa Unterstützungseinsätze im Rahmen von Naturkatastrophen. Im Kriegsfall sollen die Heimatschützer unter anderem Umschlagplätze oder Rastplätze sichern, an denen Nato-Truppen halten, sofern sie durch Deutschland verlegen. Aufgrund der Sicherheitslage wird dieser Aufgabe mehr und mehr Bedeutung beigemessen.
Reservisten als wichtige Stütze für die Bundeswehr
Die Ungedienten gelten dabei intern als wichtige personelle Stütze. Der Landesvorsitzende des Reservistenverbandes in Bayern, Fabian Forster, bezeichnet sie als "Leistungsträger". Forster zählt zu denjenigen, die sich um die Zukunft des "Erfolgsmodells" sorgen.
Bislang fanden die Ausbildungen Ungedienter in mehr oder minder regelmäßigen Abständen in Form von Einzelkursen oder am Stück statt. Geschult wurden etwa Grundlagen des militärischen Wachdienstes, der Handwaffengebrauch oder die Versorgung Verwundeter.
Für 2025 sollen die Ausbildungen auch wie geplant bundesweit für rund 500 Kandidatinnen und Kandidaten durchgeführt werden. Das teilte eine Sprecherin des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr auf BR-Anfrage mit. In Bayern soll es im Sommer voraussichtlich wieder einen Durchgang geben. Die große Frage aber ist, ob weitere folgen. Für die Zeit ab 2026 können noch keine verlässlichen Aussagen getroffen werden, lässt die Sprecherin wissen.
Neue Heimatschutzdivision
Hintergrund sind tiefgreifende Umstrukturierungen in der Bundeswehr. Die Heimatschutzeinheiten unterstehen seit dem 1. April nicht mehr den Landeskommandos, sondern dem Heer und damit einer der Teilstreitkräfte der Bundeswehr. Als vierte Division des Heeres wurde eine "Heimatschutzdivision" aufgestellt. Zunächst umfasst sie Dienstposten für rund 6.000 Männer und Frauen, die in den Heimatschutzregimentern dienen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Reservisten.
Ob das Heer in der neuen Struktur ausreichend Kapazitäten für die Ausbildung Ungedienter aufbringen kann und möchte, daran zweifelt so mancher in Kreisen derer, die bisher dafür Verantwortung trugen. Zentral ist die Befürchtung, dass die Ressourcen nicht reichen. Denn Ausbildungspersonal könnte für die Ausbildung etwaiger neuer Wehrdienstleistender benötigt werden.
Verbandsfunktionär: Tür nicht zusperren
Fabian Forster, der Landesvorsitzende des Reservistenverbandes, stellt indes klar: "Wir können es uns nicht leisten, auf die Ungedienten zu verzichten." Forster dient als Major der Reserve selbst im Heimatschutz. Das heißt, der Jurist trägt im Rahmen von Freistellungen von der Arbeit oder auch in seiner Freizeit Uniform und übernimmt bei Übungen oder Ausbildungen Verantwortung. Dabei beobachtet er, dass insbesondere diejenigen, die die Ausbildung für Ungediente durchlaufen haben, verhältnismäßig häufig an freiwilligen Übungen teilnehmen. Bei Personen, die regulär gedient haben, sei die Motivation hingegen unterschiedlich hoch.
Nicht jeder wolle sich als Reservist engagieren, sagt Forster: "Solange wir keine Pflicht für Wehrübungen haben, bleibt die Motivation der Reservisten entscheidend." Wir müssen deshalb Wege finden, Ressourcen für diese Ausbildung freizumachen, fordert er und bringt Unterstützung des Reservistenverbandes ins Gespräch: "Auch dem Bild der Bundeswehr ist es nicht zuträglich, wenn sich Menschen gern in der Reserve engagieren möchten, wir ihnen aber die Tür vor der Nase zu schlagen."
Mehr zum Thema Wehrpflicht erfahren Sie in der Februar-Staffel unseres Podcasts "Die Entscheidung". Hier finden Sie alle Folgen.
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