Am Tag nach dem Angriff auf zwei Erzieherinnen und einen Erzieher in Neuburg an der Donau bleibt der Kindergarten geschlossen – zumindest für die Kinder. Die Fachkräfte planen, wie es weiter geht: Am Mittwoch soll der Vorfall intensiv mit den Kindern, Mitarbeitenden und Eltern besprochen werden. Dafür wird ein Kriseninterventionsteam des Bayerischen Rote Kreuzes (BRK) vor Ort sein, teilte ein Sprecher des Kita-Zentrum St. Simpert mit, zu dem der Neuburger Kindergarten gehört.
Eine Erzieherin noch im Krankenhaus
Eine der betroffenen Erzieherinnen ist nach dem Angriff noch immer im Krankenhaus. Ihre Kollegin und ihr Kollege konnten noch am Tattag entlassen werden, arbeiten aber noch nicht wieder. Der betroffene Kindergarten ist mit zwei Gruppen klein, aber Teil eines Verbundes von über 250 Kitas im Bistum Augsburg.
Tatverdächtiger in Untersuchungshaft
Der mutmaßliche Täter, ein 30-jähriger Vater aus Neuburg, befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft. Die Polizei ermittelt wegen schwerer Körperverletzung gegen ihn. Bei seiner Festnahme habe er keinen Widerstand geleistet. Die Beamten hätten weder Alkohol- noch Drogenmissbrauch oder eine sonstige Ausnahmesituation feststellen können, so die Polizei.
Hausverbot für Vater
Ob der Kindergarten seinen Sohn weiterhin betreuen wird, prüft die Einrichtung derzeit. Gegen den Vater will sie ein Hausverbot verhängen. Von früheren Auffälligkeiten oder Auseinandersetzungen mit dem 30-Jährigen wusste der Sprecher nichts. Die Neuburger Polizei wollte keine Angabe machen, ob sie den Vater bereits vorher kannte.
Kindergarten plant Aufarbeitung mit Fachstellen
Vorfälle dieser Ausprägung seien aus anderen Kitas im Bistum Augsburg nicht bekannt, so der Sprecher des Kita-Zentrums. Weitere, individuelle Maßnahmen zur Aufarbeitung plane das Kita-Zentrum zusammen Fachstellen, wie dem Kitapersonal und der Fachberatung des Caritasverbandes im Bistum Augsburg.
Verdi verurteilt Angriff: "Völlig inakzeptabel"
Die Gewerkschaft Verdi in Bayern forderte eine rasche Aufarbeitung. "Es ist völlig inakzeptabel, wenn Beschäftigte verletzt werden, nur weil sie ihre Arbeit machen", so Fachbereichsleiterin Manuela Dietz in einer Pressemitteilung.
Konflikte zwischen Eltern und Kitapersonal seien nicht außergewöhnlich, entscheidend sei jedoch, wie diese gelöst werden würden. Die Belastung der Beschäftigten in den bayerischen Kitas sei insgesamt hoch und oft von zu wenig Personal geprägt. Dennoch würden Kita-Beschäftigte alles dafür tun, um die pädagogische Arbeit für die Kinder sicherzustellen.
Schutzkonzepte gesetzlich verpflichtend
Kitas müssen Schutzkonzepte vorweisen, dazu sind sie gesetzlich verpflichtet. Der Leitfaden des bayerischen Sozialministeriums behandelt allerdings nur "Kita-interne Gefährdungen". Um Eltern geht es dabei nur am Rande: Die Fachkräfte sollen häuslicher Gewalt in Familien erkennen können und dafür sensibilisiert werden.
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