"Am 2. April sind es zehn Monate her. Aber es fühlt sich an wie wenige Tage." Der Schock und die Trauer sitzen tief bei der Mutter des vermissten Feuerwehrmannes aus Offingen. In diesem Jahr wäre ihr Sohn 23 Jahre alt geworden. Doch seit dem Juni-Hochwasser ist er spurlos verschwunden. Bei der privaten Suche mit einer Unterwasserdrohne entdecken Vater und Schwager dann im März etwas, was ihnen die Sprache verschlägt. In einem fast neun Meter tiefen Graben in der Donau unweit der Lauinger Staustufe, da liegt neben Geröll und Treibgut ein Stiefel. Es ist der Stiefel eines Feuerwehrmannes.
DNA-Spuren am Stiefel sollen Gewissheit bringen
Genau solch einen Stiefel habe ihr Sohn getragen bei seinem Hochwassereinsatz, sagt die Mutter des Vermissten im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Auch der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Offingen habe das bereits bestätigt. Aber es könnte auch der Schuh eines völlig anderen Mannes sein. Die bohrende Ungewissheit also bleibt. Deshalb sollen kriminaltechnische Untersuchungen der DNA-Spuren herausbringen, ob der Stiefel tatsächlich dem vermissten Feuerwehrmann gehörte. Bis zum Ergebnis - ein unerträgliches Abwarten für die Angehörigen.
Bei Rettungseinsatz mit DLRG-Boot in den Wassermassen gekentert
In den Morgenstunden des 2. Juni 2024 war der junge Feuerwehrmann mit anderen Einsatzkräften in einem DLRG-Boot in den Hochwassermassen unterwegs gewesen. Das Boot kenterte bei Lauingen, vier Insassen konnten sich in Sicherheit bringen. Von dem jungen Mann fehlt seitdem jede Spur. Wegen der Wassermassen, den aufgeweichten Böden und sperrigem Treibgut konnten die Rettungskräfte die Unglücksstelle nur schwer erreichen. Ein Rettungshubschrauber wurde zur Unterstützung angefordert, Hundestaffeln, Taucher mit Sonargeräten, Drohnen: alles vergeblich. Anfang Dezember stellte die Polizei dann die Suche ein, weil alle Möglichkeiten ausgeschöpft waren, wie es hieß.
Eltern, Angehörige und Freunde wollen Gewissheit
Die Eltern des vermissten Feuerwehrmannes aber haben bis heute nicht aufgegeben. Immer wieder flammt die Hoffnung auf, dass der geliebte Sohn noch irgendwo lebt. Dann wieder kommt die niederschmetternde Ahnung, dass alles doch anders ist, sagt die Mutter: "Wenn man ein bisschen klarer denkt, kann es sein, dass er gar nicht mehr da ist."
Spendengelder finanzieren Suche nach dem vermissten Sohn
Seit die Polizei die Suche eingestellt hat, machen die Eltern privat weiter - mithilfe von Spendergeldern. Davon haben sie unter anderem eine tauchfähige Drohne und weitere Ausrüstung gekauft. Und wann immer möglich, suchen Vater und Schwager weiter nach Spuren und Hinweisen. Unterstützt werden sie dabei von vielen Helfern, die inzwischen wie zur Familie gehörten, sagt die Mutter des Vermissten. Auch wenn Außenstehende wiederholt raten würden, die Suche einzustellen: Sie wollen so lange weitermachen, bis sie Gewissheit haben. Ob sie der gefundene Feuerwehrmann-Stiefel bringt, wird sich nun sehr bald herausstellen.
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