Seine Angehörigen haben die Hoffnung nicht aufgegeben.
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Seit dem Pfingsthochwasser wird Denis vermisst.

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Vermisster Feuerwehrmann Denis – Wie mit der Trauer umgehen?

Vermisster Feuerwehrmann Denis – Wie mit der Trauer umgehen?

Seit dem Pfingsthochwasser wird Feuerwehrmann Denis Root vermisst. Das Boot, mit dem er zum Einsatz unterwegs war, kenterte im Hochwasser. Am schlimmsten ist für seine Angehörigen die Ungewissheit über das Verbleiben von Denis.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Am Ufer der Mindel in Offingen steht ein Gedenkstein. Dort war Denis Root ins Boot gestiegen, um anderen zu helfen. Die Gemeinde hat den Stein errichtet. Denis' Mutter Nadja kommt oft hierher: "Für mich ist er einfach da, also hier mit diesem Gedenkstein mit seinem Foto drauf. Wenn ich komme, rede ich mit ihm und rede mit ihm, auch was am Tag passiert ist und was geschehen ist, das ist für mich etwas ganz Persönliches." Nicht zu wissen, wo ihr Sohn ist, ist für Nadja Root eine große Belastung.

Benjamin Pross, der leitende Psychotherapeut vom Bezirkskrankenhaus Augsburg, sagt, es gebe Zustände, die es trauernden Menschen schwer machen, loszulassen: "Manchmal ist es auch die Sorge, wenn ich jetzt aufhöre, an den Menschen zu denken, dann ist er gar nicht mehr da, und oft ist nur der Schmerz oder die Traurigkeit das einzige, was einen da noch verbindet."

Abschied in Phasen

Das Abschiednehmen verläuft in zwei Phasen: Zunächst kommt eine Schockphase, in der die Angehörigen erst einmal versuchen, mit dem Leben wieder klarzukommen – oft sehe man ihnen den Verlust gar nicht an. Darauf folgt die nächste Phase, so Pross: "Im Trauerprozess ist es hilfreich, wenn man Unterstützung von außen hat. Wenn es Menschen gibt, die für einen da sind. Da geht es gar nicht darum, den Menschen etwas anzubieten, sondern eine Person, die einem zuhört, für einen da ist und es einfach mal in der Situation mit einem aushält."

Gleichzeitig, so Pross, ist Trauer immer ein "sehr individueller Prozess", der bei manchen Hinterbliebenen bereits nach einigen Wochen beginne, bei anderen erst nach Monaten. Trauer, das sei auch ein kritischer Zustand, ein komplizierter Prozess, so der Psychotherapeut: "Trauer ist was ganz Normales, was uns hilft, von dem einen Zustand in den anderen zu kommen. Also, von dem einen Zustand, in dem ein wichtiger Mensch da ist, in einen anderen Zustand, in dem der Mensch dann nicht mehr da ist."

Im Video: Vermisster Feuerwehrmann Denis - wie mit der Trauer umgehen?

Unermüdliche Suche nach Denis

Viele Male hat die Polizei schon nach Denis gesucht, erst zuletzt mit Spürhunden. Das Suchgebiet ist riesig, so manche Hoffnung hat sich zerschlagen. Auch die Familie des verschollenen Feuerwehrmanns versucht unermüdlich, ihn zu finden. Mithilfe einer Unterwasserdrohne entdeckte sie Ende März dieses Jahres einen Stiefel. Aber es stellte sich heraus, dass er wohl nicht von Denis stammt.

"Besonders schwer, damit umzugehen"

Für Angehörige ist es wichtig, dass Vermisste gefunden werden, denn viele können nur so trauern und damit zumindest ein Stück weit abschließen. Psychologe Benjamin Pross erklärt: "Mit manchen Verlusten rechnen wir, also zum Beispiel mit dem Verlust unserer Eltern oder Großeltern, davon gehen wir ein Stück weit aus. Aber mit dem Verlust der Kinder, damit rechnen wir einfach nicht. Und grade, wenn wir etwas verlieren, womit wir nicht rechnen, was uns aber besonders wichtig ist, dann ist es oft besonders schwer, damit umzugehen."

Nadja Root will die Suche nach ihrem Sohn nicht aufgeben, auch wenn die Hoffnung jeden Tag ein wenig mehr schwindet: "Diese Ungewissheit ist ja am schlimmsten daran, überhaupt nichts zu wissen, jetzt nach fast einem Jahr. Ist er wirklich nicht mehr da, oder ist er vielleicht doch noch da?"

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