Der Mann nimmt neben seiner Dolmetscherin Platz.
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Der 26-Jährige wurde zu einer Haftstrafe von 13 Jahren und sechs Monaten verurteilt.
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Versuchter Auftragsmord: Urteil gefallen – Motiv bleibt unklar

Versuchter Auftragsmord: Urteil gefallen – Motiv bleibt unklar

Im Prozess um einen versuchten Auftragsmord ist vor dem Landgericht Ansbach das Urteil gefallen: 13 Jahre und sechs Monate für den Angeklagten. Sein Motiv bleibt aber unklar – ebenso die Frage, inwieweit die Fitnessmarke Teveo Ziel des Angriffs war.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

13 Jahre und sechs Monate Haft lautet das Urteil des Vorsitzenden Richters. Wegen versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung musste sich ein 26-Jähriger seit Ende November vor dem Landgericht Ansbach verantworten. Mit leerem Blick nahm der Angeklagte das Urteil an, bevor er mit Hand- und Fußfesseln den Gerichtssaal verließ.

Versuchter Auftragsmord im Wohngebiet

Somit ist der Gerichtsprozess um den versuchten Auftragsmord beendet – nach exakt zwei Wochen, vier Verhandlungstagen und zehn Monate nach dem Messerangriff. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 26-jährige Türke Anfang Februar in einem Wohngebiet in Heilsbronn im Landkreis Ansbach mehrmals auf einen Mann einstach und ihn lebensgefährlich verletzte. Das 41 Jahre alte Opfer: ein Mitarbeiter in leitender Funktion der Fitnessmarke Teveo. Der Mann überlebte den Angriff nur knapp. Wenige Wochen nach der Tat konnte der 26-Jährige in Großbritannien festgenommen werden. Die Staatsanwaltschaft sprach schnell von einem organisierten Auftragsmord.

Staatsanwältin bezweifelt Version des Verurteilten

Die Staatsanwältin sprach am Donnerstag von einem Fall, der einem Drehbuch gleiche, aber Realität sei. Sie forderte eine lebenslange Freiheitsstrafe und kaufte dem nun Verurteilten seine Version der Geschichte kaum ab: Der 26-jährige, der seit einigen Monaten in Deutschland lebt, gestand die Tat direkt zu Prozessbeginn. Gemeinsam mit einem Komplizen, den er aus Kindheitstagen aus der Türkei kannte, habe er den Angriff geplant und ihn anschließend umgesetzt. Er gab an, bedroht worden zu sein, solle er den Auftrag nicht ausführen. Daher habe er sich dazu gezwungen gesehen. Der Auftraggeber befindet sich nach Informationen der Staatsanwaltschaft in Frankreich. Der Auftrag selbst komme wohl aus der türkischen Stadt Bursa, wie der Verurteilte während des Prozesses angab.

Kein Rankommen an die Hintermänner

Das Gericht konzentrierte sich während des Prozesses fast ausschließlich auf den 26-Jährigen. Denn obwohl der Staatsanwaltschaft der Name des Komplizen bekannt ist, kann sie nur wenig tun: Der Mann setzte sich nach der Tat wieder in die Türkei ab. Die Türkei wiederum liefert keine eigenen Staatsbürger aus. Auch der Name des französischen Auftraggebers sei der Staatsanwaltschaft bekannt. Dieser Prozess soll allerdings in Frankreich stattfinden. Weitere Informationen zu den Hintermännern spielten während der Verhandlungen kaum eine Rolle.

Motiv auch nach dem Prozess unklar

Ein weiteres großes Fragezeichen bleibt das Motiv: Der Verurteilte erklärte während des Prozesses, sein französischer Auftraggeber habe ihm mitgeteilt, dass das Opfer den Vizevorstand eines türkischen Sportclubs aus Bursa um eine Unterschrift betrogen haben soll. Das 41 Jahre alte Opfer mit türkischen Wurzeln gab vor Gericht an, einige Zeit in der Türkei gelebt und dort auch gearbeitet zu haben. Teveo habe außerdem eine große Zweigstelle in der Türkei und produziere dort Kleidung. Weiter sagte das Opfer, in Bursa befinde sich ein Produzent des Unternehmens, der auch ehemaliger Vizevorstand des türkischen Vereins gewesen sein soll. Zum Sportverein habe er selbst aber keinerlei Bezug. Weitere Nachfragen zum möglichen Motiv des Angriffs blockten sowohl das Opfer als auch sein Anwalt ab.

Teveo hält sich bedeckt

Auf mehrfache Anfragen des BR reagierte die Influencer-Marke Teveo bislang nicht. Auch telefonische Kontaktversuche von Seiten des BR blieben erfolglos. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz im mittelfränkischen Elpersdorf, einem Gemeindeteil von Ansbach. Teveo wurde 2019 gegründet, setzt stark auf Influencer-Marketing und zählt zu Deutschlands bekanntesten Fitness-Unternehmen. Dementsprechend groß war das öffentliche Interesse am Gerichtsprozess.

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