Luftaufnahme der teilweise bereits abgerissenen historischen Radrennbahn Nürnberg
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Die 2023 in Nürnberg abgerissene Radrennbahn Reichelsdorfer Keller wird in dem Schwarzbuch als Negativ-Beispiel aufgeführt
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Die 2023 in Nürnberg abgerissene Radrennbahn Reichelsdorfer Keller wird in dem Schwarzbuch als Negativ-Beispiel aufgeführt

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"Erschreckend" – Viele Denkmäler in Bayern für immer verloren

"Erschreckend" – Viele Denkmäler in Bayern für immer verloren

In den vergangenen zwei Jahren sind nach Angaben der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mehr als 900 Denkmäler in Deutschland durch Abrisse für immer verloren gegangen. Die Bilanz sei "erschreckend", heißt es – auch und gerade in Bayern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beklagt den achtlosen Abriss historisch bedeutsamer Gebäude. Bayern sei in dem erstmals vorgelegten Schwarzbuch der Denkmalpflege tatsächlich stark vertreten, erklärte die Stiftung auf Nachfrage von BR24. Sie ist nach eigenen Angaben mit über 200.000 Förderern die größte private Initiative für Denkmalpflege in Deutschland. In Bayern sind demnach 2023 und 2024 rund 100 Denkmäler von der Denkmalschutzliste gestrichen und zum Teil abgerissen worden. Die Bilanz sei "erschreckend", heißt es.

Viele Denkmäler in Bayern "für immer verloren"

Sieben Negativ-Beispiele aus Bayern werden in dem Schwarzbuch ausführlich geschildert, bundesweit sind es rund 40. Zu den Denkmälern, die aus Sicht der Stiftung "für immer verloren" gegangen sind, zählt die Radrennbahn Reichelsdorfer Keller in Nürnberg. Vehemente Proteste hatten den Abriss 2023 nicht verhindern können. Die älteste erhaltene Zementbahn und ein Denkmal der Sportgeschichte sei damit vernichtet worden, lautet das harte Urteil der Denkmalschützer.

Kein gutes Haar lässt die Stiftung auch an der Entscheidung in Landshut, sich über den Denkmalschutz eines spätmittelalterlichen Handwerkerhauses in der Altstadt hinwegzusetzen. Hier sei 2024 durch den Abriss eines im Interesse der Öffentlichkeit eigentlich unantastbaren Gebäudes höchstwahrscheinlich privater Profit gemacht worden, heißt es.

Weitere dramatische Verluste von Denkmälern beklagt die Stiftung Denkmalschutz in Oberbayern (Alte Schlosswirtschaft Planegg im Lkr. München, Bahnhof Prien im Lkr. Rosenheim), Oberfranken (Fachwerkhaus Bayreuth), Mittelfranken (Heil- und Pflegeanstalt Erlangen) sowie der Oberpfalz (Bauernhaus Münchsreuth-Speinshart im Lkr. Neustadt a.d. Waldnaab).

"Gerettet" – Positiv-Beispiel im Allgäu

Dass es auch anders geht, zeigt ein Beispiel aus dem Allgäu, das ebenfalls in dem Schwarzbuch angeführt wird. In Immenstadt (Lkr. Oberallgäu), genauer gesagt im Ortsteil Bühl, wurde die Alte Schule aus dem Jahr 1865 dank des Einsatzes der Dorfgemeinschaft gerettet. Bis 1972 war die Schule noch in Betrieb, seit 2012 stand sie unter Denkmalschutz.

Trotzdem gab es 2020 Pläne, das historische Gebäude für einen Neubau abzureißen. Stattdessen kaufte eine von zahlreichen Freunden der Schule gegründete Genossenschaft das Gebäude und saniert es seit 2024. Künftig sollen darin ein Café, Kunsthandwerker und Start-ups ihren Platz finden.

Schlichtweg "großartig" findet die Stiftung, wie die Dorfgemeinschaft die Bedeutung des Denkmals verstanden habe und sich dafür einsetze.

Schwarzbuch soll künftig jährlich erscheinen

Bislang werde in Deutschland nicht zentral erfasst, wie viele denkmalgeschützte Bauwerke jedes Jahr verloren gingen, kritisieren die Denkmalschützer. Die Folge: Nicht selten würden Denkmäler mehr oder weniger unbemerkt verschwinden. Dem will die Stiftung Denkmalschutz mit ihrem Schwarzbuch entgegenwirken, das deshalb künftig jährlich erscheinen soll. Nicht nur um Missstände zu benennen, sondern auch um Lösungsansätze aufzuzeigen, so das erklärte Ziel.

Die 1985 gegründete Privatinitiative hat nach eigenen Angaben in 40 Jahren die Erhaltung von rund 7.500 Denkmälern mit mehr als einer dreiviertel Milliarde Euro unterstützt.

Dieser Artikel ist erstmals am 19. August 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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