Ein paar Schafe grasen vor zwei Wechselrichterhäuschen und einem Traforaum, als Josef Rebitzer den Solarpark in Mühlhausen betritt. Dann verteilen sich die Schafe auf der Wiese mit den Photovoltaik-Modulen. Die Schafe sind hier für die Grünpflege, Rebitzer hingegen betreut die Technik. Also auch die Photovoltaik-Module, die von der Sonne angestrahlt werden.
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Module drehen sich von Ost nach West
Die Photovoltaik-Module im Solarpark Mühlhausen haben eine Besonderheit: "In der Früh schauen sie nach Osten und am Abend schauen sie nach Westen", erklärt Rebitzer. Bei solch einer "Ost-West-nachgeführten Anlage" drehen sich die Photovoltaik-Module über den Tag automatisch mit der Sonne mit, so Rebitzer: "Da ist ein Getriebemotor mit einer riesigen Schubstange und da hängen die ganzen 18 Reihen dran." Diese Schubstange bewege die Modulfelder von Ost nach West.
Eröffnung mit Grußwort von Arnold Schwarzenegger
Diese einachsige Drehung der Module ist aber nicht die einzige Besonderheit im Solarpark Mühlhausen: Vor 20 Jahren bekam der rund 21 Hektar große Solarpark richtig viel Aufmerksamkeit. Damals war er mit einer Leistung von 6,3 Megawatt zeitweise der größte Solarpark weltweit.
An dieses Ereignis erinnert sich der Bauamtsleiter der Gemeinde Mühlhausen, Thomas Härtl. Bei der Eröffnung des Solarparks habe damals der Investor aus Amerika teilgenommen. Außerdem war Arnold Schwarzenegger angekündigt, der zu dieser Zeit Gouverneur von Kalifornien war, so Härtl: "Es ist aber dann doch nicht zustande gekommen. Man hat ihn entschuldigt und es ist ein Grußwort verlesen worden vom Arnold Schwarzenegger." Er erinnert sich an eine "sehr luxuriöse" Veranstaltung: "Es ist ein Buffet aufgefahren worden. Also es war großer Bahnhof damals. Es war ja die größte Anlage der Welt zu der Zeit."
Widerstand gegen den Solarpark hat es laut Härtl kaum gegeben: "Man war stolz, dass man das in Mühlhausen zustande gebracht hat. Das war vergleichsweise einfach, den Bebauungsplan aufzustellen." Die Stimmung sei dementsprechend gut gewesen.
Weltrekord für kurze Zeit
Der Weltrekord vom größten Solarpark in Mühlhausen wurde aber schnell überholt: "Bevor man sich richtig freuen konnte", erzählt der heutige Mühlhausener Bürgermeister, Martin Hundsdorfer (CSU): "Das war, glaube ich, nur ein paar Monate lang der Größte." Denn größentechnisch hat sich seitdem viel getan: "Heute ist er eher ein Zwerg unter den Solarparks", sagt Marcus Brian, Sprecher des Unternehmens "Das Grüne Emissionshaus", das unter anderem den Solarpark in Mühlhausen managt. Der heute größte Solarpark der Welt stehe hingegen in Indien und habe eine Leistung von 2,23 Gigawatt.
Trotz kleiner Größe: Solarpark noch rentabel
Rentabel sei der Solarpark in Mühlhausen aber trotzdem, wenn auch knapp, sagt Brian: "Aktuell rentiert sich der Solarpark gerade noch – mit den Vergütungen, die wir aktuell erhalten." Im Raum stehe aber eine Erneuerung des Solarparks. Das Problem sei laut Brian allerdings der Netzausbau, der zu langsam gehe: "Wir warten darauf, dass der Netzausbau zustande kommt und wir dann auch einen neuen Solarpark anschließen können." Auf dieses sogenannte "Repowering" hofft auch der Techniker vor Ort, Josef Rebitzer: Zum einen sei es immer schwieriger, an Ersatzteile zu kommen, zum anderen könnten neue Module auf dieser Fläche die dreifache Leistung erzielen.
Guter Zustand des Solarparks
Nichtsdestotrotz sei der Solarpark in Mühlhausen in einem guten Zustand, sagt Rebitzer. "Die Leistung von den Modulen – das waren ja richtig teure Module damals – ist fast immer noch genauso gut wie vor 20 Jahren." Auch die Wechselrichter würden noch laufen. Laut Rebitzer müssten aber die Getriebe regelmäßig ausgetauscht werden und mittlerweile sei es schwierig, da an Ersatzteile zu kommen.
Neben der Technik spricht Rebitzer aber auch einen ganz anderen Punkt des Solarparks Mühlhausen an: Der Artenreichtum an Insekten, die auf der Fläche des Solarparks leben: "Man sieht ganz viele Heuschrecken und etliche Schmetterlinge: Kleines, großes Schachbrett und Bläulinge zum Teil. Es gibt keinen Eintrag von irgendwelchen Pestiziden."
Schafe können zwischen den Modulen grasen.
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