Das Türkentor, die Pinakothek der Moderne, die Alte Pinakothek und das Museum Brandhorst im Kunstareal in der Münchner Maxvorstadt.
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Das Türkentor, die Pinakothek der Moderne, die Alte Pinakothek und das Museum Brandhorst im Kunstareal in der Münchner Maxvorstadt
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Das Türkentor, die Pinakothek der Moderne, die Alte Pinakothek und das Museum Brandhorst im Kunstareal in der Münchner Maxvorstadt

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Vorwürfe gegen Pinakotheken: Minister sieht keine Rechtsverstöße

Vorwürfe gegen Pinakotheken: Minister sieht keine Rechtsverstöße

Systemversagen? Offenbar nicht: Knapp vier Monate nach Berichten über schwere Vorwürfe gegen die Staatsgemäldesammlungen gibt es laut Kunstminister Blume keine Hinweise auf Rechtsverstöße. Defizite seien aber dennoch gefunden worden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Es waren turbulente Wochen für die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (BStGS) im Frühjahr: Auf eine öffentliche Debatte über den Umgang mit NS-Raubkunst-Verdachtsfällen folgten Berichte über schwere Vorwürfen gegen Mitarbeiter: Die Bandbreite reichte laut "Deutschlandfunk" von sexueller Bedrängung Minderjähriger durch Aufsichtspersonal über die Überwachung von Mitarbeitern bis hin zu Sicherheitslücken. Kunstminister Markus Blume (CSU) tauschte den Chef der Staatsgemäldesammlungen aus und versprach Aufklärung: Eine Ex-Staatsanwältin wurde mit einer internen Untersuchung beauftragt.

Zwischenbericht: "Keine Rechtsverstöße festgestellt"

In den knapp vier Monaten seither haben sich laut Blume keine Hinweise auf Systemversagen bei den Staatsgemäldesammlungen ergeben, zu denen unter anderem die drei weltberühmten Pinakotheken, das Museum Brandhorst und die Sammlung Schack gehören. "Im Rahmen der Untersuchungen und Ermittlungen wurden bislang keine Rechtsverstöße festgestellt", schreibt der Minister in einem Zwischenbericht an den Landtag, der dem BR vorliegt.

Die Landesanwaltschaft Bayern sehe keine Veranlassung für Disziplinarverfahren. Bei der Staatsanwaltschaft laufe kein Ermittlungsverfahren gegen aktuelle oder ehemalige Beschäftigte der BStGS oder des Ministeriums. Die Staatsanwaltschaft bestätigt dies auf BR-Anfrage.

Heimliche Kontrolle von Mitarbeitern?

Einer der Vorwürfe im Frühjahr: Überwachungskameras in Sammlungsräumen sollen zur Kontrolle von Mitarbeitenden genutzt worden seien. "Wer telefoniert gerade, wer hat sein Sakko nicht richtig an? So eine Liste liegt uns vor", schilderte Deutschlandfunk-Chefreporter Stefan Koldehoff damals.

Laut Zwischenbericht kann gegenwärtig eine gezielte Verhaltenskontrolle von Mitarbeitern durch Überwachungskameras in den Räumlichkeiten der Staatsgemäldesammlungen nicht festgestellt werden. "Ob es in der Vergangenheit hierzu gekommen ist, ist nicht mehr aufklärbar." Vorgesetzte hätten zwar die Arbeit von Beschäftigten in Aktenvermerken beurteilt, die Existenz von Listen zur Verhaltensdokumentation könne aber "weder nachgewiesen noch widerlegt werden".

Beschwerden über Sicherheitspersonal

Da die Staatsgemäldesammlungen nicht über ausreichend eigene Beschäftigte verfügen, werden dem Bericht zufolge in allen Häusern Sicherheitsleute von Fremdfirmen eingesetzt. "Eine Häufung von Beschwerden über Fehlverhalten von Mitarbeitern externer Sicherheitsdienste entfiel auf die Alte Pinakothek und betraf Mitarbeiter von Subunternehmen eines bestimmten Dienstleisters."

Bei einer Gewerbekontrolle des Kreisverwaltungsreferats Ende 2022 seien Mitarbeiter dieses Unternehmens mit Rechtsverstößen aufgefallen. Daraufhin habe der Dienstleister den Vertrag mit dem Subunternehmen aufgelöst. Seit diesem Jahr sei ein neuer Dienstleister im Einsatz.

Belästigung von Besucherinnen?

Dokumentiert wurden im Zuge der Untersuchungen mehrere Beschwerden von zum Teil minderjährigen Besucherinnen und Besuchern über "unangemessene, als sexuell oder rassistisch übergriffig, distanzlos oder bedrängend empfundene Verhaltensweisen von Mitarbeitern des Aufsichtsdienstes" bei den BStGS. Es habe sich jeweils um verbale Belästigungen gehandelt, Strafanzeigen seien keine bekannt.

Dem Zwischenbericht zufolge richteten sich die Vorwürfe gegen externes Aufsichtspersonal. Die Staatsgemäldesammlungen haben demnach veranlasst, dass diese Mitarbeiter nicht mehr eingesetzt werden. Dank zusätzlicher Stellen werde seit 2021 verstärkt eigenes Personal eingesetzt, was zu einer "Verringerung von Beschwerden" geführt habe.

Sicherheitslücken?

Ein weiterer Vorwurf: mangelnde Sicherheitsstandards – auch in Bezug auf Kunstwerke. Unter anderem seien aus einem Lagerraum Objekte entwendet worden, die für eine Ausstellung angefertigt worden seien.

Die interne Untersuchung hat laut Blume keine Anhaltspunkte für eine konkrete Gefährdung der Kunstwerke ergeben. In den vergangenen Jahren sei auch kein Verlust und keine Beschädigung von Kunstwerken im Eigentum oder in der Obhut der Staatsgemäldesammlungen festgestellt worden.

"Neuer Führungsstil"

Kunstminister Blume betont im Bericht, an den Staatsgemäldesammlungen sei zwischenzeitlich ein neuer Führungsstil etabliert worden: Interimsleiter Anton Biebl habe "wichtige Maßnahmen zur Personalführung und Stärkung der Kommunikation etabliert". Eine Projektgruppe arbeite an der Einführung eines Verhaltenskodex'. Die Sicherheit werde verbessert werden, das Kunstministerium habe dafür "Sondermittel" bereitgestellt.

Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sanne Kurz, zeigt sich unzufrieden mit dem Stand der Aufklärung: "Der Zwischenbericht enttäuscht und moderiert ab", beklagt sie. Kurz wirft der Staatsregierung vor, "nicht an echter Transparenz und Aufarbeitung" interessiert zu sein.

Nach Angaben des Kunstministers werden im Zuge der internen Untersuchung Unterlagen der Staatsgemäldesammlungen und des Ministeriums gesichtet, zudem würden Zeugen befragt. Einen umfassenden Bericht werde es nach Abschluss der Untersuchung geben.

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