Seit Jahren wir teils hitzig über das Modell einer Vier-Tage-Woche diskutiert. Während Wirtschaftsvertreter und auch Teile der Politik eine solche Regelung kritisch sehen, wünschen sich zum Beispiel die Gewerkschaften diese Möglichkeit zur Flexibilisierung der Arbeitszeit.
Was bringt eine Vier-Tage-Woche. Darüber hat BR24 mit dem Arbeitsmarktökonomen Holger Schäfer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) (externer Link) sowie mit Christien Zedler, Geschäftsführerin des Instituts für Arbeitspsychologie, Organisation und Prozessgestaltung (externer Link) gesprochen. Das Video finden Sie oben eingebettet über diesem Artikel.
Nur wenige Firmen werben mit Vier-Tage-Woche
Viele reden inzwischen über eine Vier-Tage-Arbeitswoche - aber die allerwenigsten Unternehmen praktizieren sie bisher. Das zeigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung. Sie hat Stellenanzeigen untersucht und dabei festgestellt: nur in einer von 1.000 Anzeigen wird Interessenten die Vier-Tage-Woche angeboten. Für den aktuellen "Jobmonitor" wurden 34 Millionen Online-Stellenanzeigen ausgewertet.
Die Option, nur vier Tage pro Woche zu arbeiten, bieten Arbeitgeber demnach vor allem in Berufen an, in denen andere Möglichkeiten für flexibles Arbeiten eingeschränkt sind. Beispielsweise tauche die Vier-Tage-Woche "in männerdominierten Fachkraftberufen wie dem Innenausbau" überdurchschnittlich oft in Stellenanzeigen auf, erklärte die Bertelsmann-Stiftung. Auch in sogenannten Engpassberufen wie etwa der medizinischen Gesundheitsversorgung wird das Modell demnach fast drei Mal so oft beworben wie in Berufen ohne Fachkräftemangel.
Die Vier-Tage-Woche sei bislang vor allem "eine Möglichkeit, um schwer zu besetzende Stellen attraktiver zu machen beziehungsweise qualifiziertes Personal zu binden", erklärte die Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann-Stiftung, Larissa Klemme.
Bertelsmann-Stiftung: Mehr Flexibilisierung sinnvoll
Die Stiftung rät den Tarifparteien, Modelle mit mehr individueller Wahlfreiheit zu vereinbaren, "ohne starre Vorgaben für alle Betriebe".
Aktuell ist die Arbeitszeit für Beschäftigte in Deutschland auf acht Stunden pro Tag begrenzt. In Ausnahmefällen ist eine Verlängerung auf bis zu zehn Stunden möglich, zum Beispiel, wenn dies später wieder ausgeglichen wird. Für die Wochenarbeitszeit gilt zudem eine Obergrenze von 48 Stunden - auch hier gibt es allerdings Ausnahmeregelungen. Laut Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD soll eine wöchentliche Höchstarbeitszeit die Acht-Stunden-Tag-Regelung ablösen.
Mit Informationen von AFP
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