Vier Abnehmspritzen der Marke Wegovy sind nebeneinander aufgereiht.
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Auf den ersten Blick sehen sie aus wie Kugelschreiber: Abnehmspritzen von Wegovy
Bildrechte: picture alliance / empics | James Manning
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Auf den ersten Blick sehen sie aus wie Kugelschreiber: Abnehmspritzen von Wegovy

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Wegovy, Ozempic und Co: Abnehm-Hype ruft Kriminelle auf den Plan

Wegovy, Ozempic und Co: Abnehm-Hype ruft Kriminelle auf den Plan

Abnehmspritzen sind teuer und stark nachgefragt – damit kommen sie Kriminellen wie gerufen. Auch in Bayern beobachten Ermittler und Apotheker immer mehr dubiose Geschäfte mit den Schlankmacher-Präparaten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Sie heißen Wegovy, Mounjaro oder Ozempic und könnten auf den ersten Blick mit unscheinbaren Kugelschreibern verwechselt werden. Bei den Reichen und Schönen sind Abnehmspritzen jedoch ein beliebtes Mittel, um ungewollte Kilos zu verlieren. "Babe, ich bin auf Ozempic", verkündete etwa Sänger Robbie Williams im Gespräch mit der "Times" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt). Auch Elon Musk, Kelly Osbourne und Amy Schumer sollen sich zu dem Medikament bekannt haben, das eigentlich für Menschen mit Diabetes entwickelt wurde.

Was die Promis ungeniert vormachen, gewinnt auch unter Normalsterblichen zunehmend an Relevanz. Zeitweise gab es für die Abnehmspritzen sogar Lieferengpässe. Die starke Nachfrage und der hohe Preis rufen Kriminelle auf den Plan - auch in Bayern bleibt das nicht unbemerkt. Ein Überblick:

Wie gehen Kriminelle vor?

Die Ermittler beobachten vor allem, dass immer mehr gefälschte Rezepte im Umlauf sind. Dem Bayerischen Apothekerverband sind hierzu zwar keine konkreten Zahlen, aber durchaus Berichte von Mitgliedern bekannt. Es handle sich um Rezepte in Papierform, die zum Teil so gut gefälscht seien, dass man sie kaum von echten unterscheiden könne. Teilweise würden auch echte Rezeptblöcke aus Arztpraxen gestohlen. "Mit dem E-Rezept wäre so etwas nicht möglich", so der Verband auf BR-Nachfrage.

Auch vor dem Inhalt der Spritzen machen Kriminelle nicht Halt: Im Sicherheitsbericht des Bundeslandes Baden-Württemberg wird etwa der Kauf von 199 Packungen "Ozempic" durch einen Großhändler geschildert. Auffällig dabei: "Die gelieferten Ozempic-Stifte weisen alle die identische Seriennummer auf." Tatsächlich habe es sich um umetikettierte Insulin-Stifte gehandelt.

Gefälschte Produkte tauchten den Angaben zufolge auch in Großbritannien und Österreich auf. Bei den Ermittlungen hätten sich Bezüge nach Nordrhein-Westfalen und Bayern (externer Link) sowie ins inner- und außereuropäische Ausland ergeben.

Wie viele Fälle sind bekannt?

Das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) nimmt laut eigenen Angaben einen "signifikanten Anstieg" an gefälschten Rezepten in den vergangenen Jahren wahr. Primär handle es sich um die Präparate Ozempic und Mounjaro, so das BLKA auf BR-Anfrage. Das Phänomen sei bayernweit zu beobachten. Allein im laufenden Jahr 2025 habe man bereits Fälle im unteren dreistelligen Bereich festgestellt. Auch bundesweit gebe es einen deutlichen Anstieg der Fälle, heißt es vom Bundeskriminalamt (BKA), das jedoch keine Zahlen nennen kann.

Bei den mutmaßlichen Tätern handelt es sich laut Polizei häufig um Menschen mit osteuropäischer Staatsangehörigkeiten, die keinen festen Wohnsitz in Bayern oder Deutschland besitzen. Die betrügerisch erlangten Präparate würden auf dem Schwarzmarkt für hohe vierstellige Summen pro Packung verkauft.

Bayerns Polizei habe schon verschiedene Maßnahmen ergriffen, heißt es weiter. Teil davon sei eine umfassende Aufklärung von Apotheken, damit Rezeptfälschungen besser erkannt werden. Zum Beispiel habe man Warnschreiben an die Apotheken versandt. Zudem gebe es eine enge Zusammenarbeit unter anderem mit dem Bundeskriminalamt.

Welche Gefahren gibt es für Nutzer?

Die kriminellen Machenschaften kosten Betroffene nicht nur Geld, sie können auch gesundheitliche Folgen haben: Umetikettierte Insulin-Stifte etwa können bei Menschen, die kein Diabetes haben, eine lebensbedrohliche Unterzuckerung auslösen.

Mediziner warnen auch davor, rezeptpflichtige Abnehmpräparate ohne Begleitung von Ärzten oder Apothekern einzunehmen - was bei gefälschten Rezepten in der Regel der Fall sei. Gleiches gilt für Mittel auf dem Schwarzmarkt, deren Dosierung oft nicht stimmt.

Wie werden Fälschungen bemerkt?

Oft falle die Fälschung erst bei einer Prüfung durch die Krankenkassen auf, sagt Thomas Preis, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Diese würden sich häufig weigern, die Kosten zu übernehmen, wodurch die Apotheken auf den Kosten sitzen blieben. "Das ist ein großer finanzieller Schaden". 

Auch der GKV-Spitzenverband erläutert, dass selbst vergleichsweise wenige Fälle im Ergebnis hohe Schadenssummen verursachten. Das liege daran, dass diese Arzneimittel besonders hochpreisig seien.

Welche Vorgaben gibt es für Abnehmspritzen?

In Deutschland sind Diabetes-Medikamente verschreibungs- und folglich apothekenpflichtig. Sie werden von Ärzten hauptsächlich bei Menschen mit Adipositas und einem Body-Mass-Index über 30 verordnet, oder wenn Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes vorliegen.

Wie viel die Behandlung mit Abnehmspritzen kostet, hängt in erster Linie davon ab, welches Präparat der Arzt verordnet. In der Regel handelt es sich pro Monat um mehrere Hundert Euro. In vielen Fällen übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Kosten für das Medikament nicht.

Mit Informationen von dpa

Dieser Artikel ist erstmals am 21. Mai 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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