Die Leopardenspur hat auf dem Augsburger Plärrer Kultstatus. Seit fast 50 Jahren rattern die Wagons des rasanten Karussells in Wellenform dahin - zu lauter Musik und so schnell, dass die Fliehkräfte die Fahrgäste an die Außenwand drücken. Das Fahrgeschäft ist nicht mehr wegzudenken von Schwabens größtem Volksfest.
Seit acht Jahren betreibt die Schaustellerfamilie Zinnecker diesen Musikexpress, wie die Leopardenspur auch genannt wird. "Wir haben uns in dieses Geschäft verliebt. Und mein größter Wunsch war es, einmal so ein Fahrgeschäft zu besitzen", sagt Betreiber Alwin Zinnecker.
Mit vierzehn Jahren auf dem Volksfest kennengelernt
Alwin ist zeit seines Lebens Schausteller - auf dem Rummel geboren, aufgewachsen, reingewachsen. Auch seine Frau Monika Zinnecker kommt aus einer Schaustellerfamilie. Die beiden haben sich im Alter von 14 Jahren auf einem Volksfest in Oberbayern kennen- und lieben gelernt.
Inzwischen sind sie 62 Jahre alt, und die nächste Generation steht schon bereit. Denn ohne Familie geht es nicht, sagt Monika: "Wir lieben das Geschäft. Ich wurde als Kind selbst reingeboren, und so sollte das auch sein. Unsere Enkelkinder sollen das Geschäft weiterführen."
Bühne, Büro und Backstage: Wer Schausteller ist, macht alles selbst
Als Schausteller ist man alles in Einem: Techniker, Ansager, Buchhalter. Tochter Jennifer liebt ihren Job als Rekommandeurin. In ihrem Häuschen macht sie die Ansagen für die Fahrten in der Leopardenspur. Gleichzeitig steuert sie, wie schnell das Fahrgeschäft fährt und, welche Musik dabei läuft. "Das ist schon mein Highlight: Wenn hier viel los ist und wenn die Leute mitmachen, dann fällt mir auch ganz viel ein. Da machen wir dann auch was zusammen."
Aufgewachsen im Rummel
Die Zinneckers kennen kein anderes Leben. Schon immer lebt die Familie in einem XXL-Wohnwagen, ähnlich einem Tiny-House. Während seine Kinder einen Schulabschluss haben, war das bei ihm noch anders, erzählt Alwin. Vielleicht vier Jahre lang sei er in die Schule gegangen: "Mein Lehrer war das Leben. Das Leben war für mich das Volksfest. Wer das nicht von klein auf gelernt hat, kann kein Schausteller werden."
Ein Leben mit Höhen und Tiefen
Manchmal ist das Leben hier auch wie eine Fahrt in der Leopardenspur: Ein Auf und Ab, mit lauter Musik und Höhen und Tiefen: Die Tage sind lang, die Bürokratie im Hintergrund. Urlaub gibt es meistens nur im Januar.
Der Lohn für Familie Zinnecker: strahlende, glückliche Fahrgäste. Für sie ist klar: einmal Schausteller, immer Schausteller: "Das ist nicht unser Job. Das ist unser Leben. Es gibt schöne Tage und nicht so schöne Tage. Wenn es regnet, verdienen wir weniger Geld. Aber die Liebe bleibt bestehen – mit Geld, ohne Geld."
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