Bayerische Unternehmen, die rege Handelsbeziehungen mit den USA führen und viele Produkte dorthin exportieren, beobachten die derzeitige Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump mit Sorge und Anspannung.
Neben der bayerischen Automobilbranche und anderen Bereichen in der Industrie ist zum Beispiel das Münchner Hofbräuhaus betroffen. Denn das weltbekannte Wirtshaus und das Hofbräu-Bier sind auch in den USA bekannt und eine beliebte Marke. Das Zoll-Chaos macht es dem Unternehmen jetzt schwer, langfristig zu planen und eine Strategie zu entwickeln.
Hofbräuhaus: "Es beschäftigt uns jetzt jede Minute"
Trotzdem bleibt die Hofbräu-Brauerei optimistisch. "Es bringt uns ganz schön in Turbulenzen, es beschäftigt uns natürlich jetzt jede Minute und man nimmt das auch mit nach Hause", erzählt Michael Möller, der Direktor des Staatlichen Hofbräuhauses München.
Die Vereinigten Staaten sind nämlich das wichtigste Exportland der Marke Hofbräu München. "Und die wollen wir natürlich nicht verlieren", so Möller weiter. 16,4 Prozent des Bieres gingen derzeit alleine nach Amerika.
In die USA gehen vor allem Dosenbier und Edelstahlfässer
"Wir können nicht einfach sagen, ab morgen ist alles teurer", erklärt der Brauhaus-Direktor. Denn die Produkte der Marke Hofbräu München seien in den USA ohnehin schon teuer. Das Staatliche Hofbräuhaus exportiert in die USA vor allem Dosenbier, Bier in Edelstahlfässern und andere Produkte der Marke. Jetzt bringe die unsichere Zoll-Politik des US-Präsidenten "die ganze Wirtschaftslage durcheinander".
Hoffnung auf bleibende Nachfrage nach deutschen Produkten
Trotz der Unsicherheiten in Bezug auf die Zölle für Import-Produkte aus der EU blickt der Direktor des Hofbräuhauses generell eher optimistisch in die Zukunft. Hinter der Brauerei liege nämlich ein sehr gutes Braujahr 2024, so Michael Möller. Und das, obwohl der Bierkonsum in Deutschland schon seit mehreren Jahren in Folge zurückgeht.
"Unsere Stärke ist, dass wir sehr breit aufgestellt sind. Bei den Ländern, die wir bedienen, aber auch bei den Artikeln", erklärt Möller. So sei die Nachfrage nach dem Hofbräu-Bier weiterhin groß. "Es ist ein gutes deutsches Produkt. Der Konsument wird deshalb nicht automatisch zu einem anderen Bier greifen", hofft der Brauereidirektor.
Münchner Passanten: "Nicht ernst zu nehmen"
Das Durcheinander um die Zölle beschäftigt viele Menschen in Bayern. Einige, die rund um das Hofbräuhaus in der Münchner Altstadt unterwegs sind, fällt es jedoch schwer, die aktuelle Zoll-Politik von Donald Trump ernst zu nehmen: "Mal gucken, was er übermorgen wieder zu uns sagt. Also für mich ein Spinner", meint etwa ein Passant dazu. Und sein Begleiter ergänzt: "Wirtschaftspolitisch vermute ich mal sehr stark, dass der Schuss nach hinten los geht. Da bei ihm alles praktisch unerwartbar ist, bin ich mal gespannt, wie die Sache weitergeht. Jedenfalls eine grauslige Geschichte."
Ein anderer Passant meint: "Wie im Monopoly-Spiel irgendwie: hoch pokern und solche Sachen. Ich glaube, der spielt mit uns. Es ist nicht ernst zu nehmen. Es wird darauf hinauslaufen, dass die Zölle langfristig fallen, das ist meine Vermutung." Man solle sich davon nicht "panisch machen" lassen, schließlich hätten wir es ja schon einmal geschafft in Trumps vorangegangener Amtszeit. Auch eine Passantin sieht es eher gelassen: "Man muss es aussitzen können".
Streit um neue Zölle: Trump macht wieder einen Rückzieher
Im Streit über neue Zölle der USA für Import-Produkte aus dem Ausland machte US-Präsident Donald Trump bei den meisten Ländern vorübergehend doch wieder einen Rückzieher, während sich der Konflikt mit China zuspitzt.
Trump ordnete eine weitgehende 90-tägige Zollpause an und senkte den Satz der jüngsten Zölle deutlich. Die EU reagiert auf diese Kehrtwende und pausiert ihre Gegenzölle ebenfalls für vorerst drei Monate. Dem US-Präsidialamt zufolge bleibt es aber beim Basiszollsatz von zehn Prozent. Auch die 25 Prozent auf Autos, Stahl und Aluminium gelten weiter.
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