Am Mittwoch hat Donald Trump eine Wende verkündet: Es soll jetzt doch ein Zollmoratorium geben. Zwar nicht für China - aber für den Rest der Welt. Zuvor war tagelang im Weißen Haus betont worden, es werde kein solches Moratorium geben.
Historisches Kursfeuerwerk nach Ankündigung
Schon am Mittwochabend zeigte der "Dax-Future", wohin er will: nach oben. Heute, am Donnerstag, dann kurz nach dem Börsenstart ein Plus von mehr als acht Prozent auf 21.300 Punkte. Das war ein historischer Sprung, ebenso lief es zuvor in New York, wo die Computerbörse am Times Square rund zwölf Prozent höher schloss und die Wall Street mit dem breiter gefassten "S&P 500" den Handelstag fast zehn Prozent höher beendete.
Das allein zeigt, dass alle langfristig orientierten Privatanleger am Montag gut beraten waren, nicht panisch Aktien zu verkaufen und damit Verluste zu realisieren. Den richtigen Zeitpunkt, um wieder in den Markt einzusteigen, erwischt sowieso kaum jemand. Wer seinen Lebensunterhalt nicht gerade als Day-Trader verdient, genießt das Privileg, einfach abzuwarten – auch um sich zu sortieren und eventuell die eigene Aktienstrategie zu überprüfen. Manch einer will bei einzelnen Positionen nachkaufen; schaut sich vielleicht auch nach neuen Papieren um, die das eigene Depot sturmsicherer machen könnten.
Analysten und Profis warnen vor zu viel Euphorie
Während das Kursfeuerwerk jetzt so langsam abbrennt – der Dax konnte die Marke bei 20.800 Punkten zur Mittagszeit noch souverän verteidigen – häufen sich die ersten warnenden Stimmen der Analysten und Profis. Denn sehr schnell kann der Handelsstreit zur nächsten Eskalationsstufe führen.
US-Präsident Trump hat schon klargemacht, er wolle nicht mit der EU als Ganzes verhandeln, sondern mit den einzelnen EU-Staaten. Die Kompetenz in Handelsfragen liegt klar bei der EU-Kommission. Würde es Trump schaffen, die Europäer in dieser Frage zu spalten, würde das die EU schwächen.
Reaktion auf US-Zölle an Börsen zeigt vorsichtige Einschätzung
Dass die Börsen in Europa am Montag so heftig nach unten rauschten, hatte vor allem einen Grund: Ein länger andauernder Handelskrieg wäre Gift für Konjunktur und Weltwirtschaft. Ausgelöst von der US-Wirtschaft, die in eine Stagflation - das bedeutet kein Wachstum bei relativ hoher Teuerung - oder gar in eine Rezession abgleitet, würde dieses Szenario auch wichtigen Handelspartnern drohen.
Genau das könnte mit Blick auf die anstehende Quartalssaison zu vielen bösen Überraschungen führen. Müssen die internationalen Konzerne ihre ursprünglichen Jahresprognosen deutlich nach unten korrigieren, wären viele Aktien auf dem aktuellen Niveau überbewertet, also schlicht zu teuer.
Deutscher Aktienindex DAX immer noch nicht günstig
Solche Berechnungen wurden am Montag übrigens auch für den deutschen Leitindex angestellt. Danach wäre der Dax auch auf einem ermäßigten Kursniveau unterhalb der 20.000-Punkte-Marke nicht günstig. Das heißt konkret: Bis der Gesamtmarkt seinen Boden gefunden hat, könnte es noch weiter abwärts gehen.
Wer hat bei den Zoll-Volten von Trump welche Informationen?
Für Profis und Privatanleger ist derzeit vor allem beunruhigend, dass die vielen Volten des US-Präsidenten nicht vorhersehbar sind. Sein Handeln erscheint willkürlich, erratisch, chaotisch. Das zerstört das Vertrauen in die Rationalität der US-Politik. Ob Donald Trump seine Eingebungen zuvor mit anderen teilt, ob er seinen Zirkel vorab über seine neueste Kehrtwende informiert hat, bleibt offen. Am Montag genügte eine falsche Schlagzeile, ein kurzer Tweet, um die Märkte auf Achterbahnfahrt zu schicken.
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