Starnberger See: Windkraft vor den Toren Münchens
Bildrechte: BR/Johanna Schlüter
Audiobeitrag

Starnberger See: Windkraft vor den Toren Münchens

Audiobeitrag
>

Windkraft in und um München: 25 Flächen haben Potenzial

Windkraft in und um München: 25 Flächen haben Potenzial

Die Region München muss bis 2032 1,8 Prozent ihrer Fläche für Windenergie bereitstellen. Naturschutz, Flughäfen und Wünsche der Gemeinden machen die Suche schwierig. Jetzt hat der Planungsverband mehrere, dafür aber kleinere Gebiete vorgeschlagen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Der Windkraftausbau soll voranschreiten – auch in der Region München. Potenziell geeignete Flächen suchen nun die Kommunen in Stadt und Umland. Jetzt hat der Regionale Planungsverband München (RPV) seine überarbeiteten Ideen vorgestellt. Im Vergleich zu dem ersten Vorabentwurf aus dem März dieses Jahres enthält das neue Dokument einige Änderungen:

Kleinere Flächen und größere Abstände

Der aktuelle Vorabentwurf sieht 25 Vorrangflächen vor, die sich für den Bau von Windkraftanlagen eignen. Insgesamt entsprechen sie 2,01 Prozent der Fläche in der Planungsregion München. Das Papier vom Frühjahr enthielt noch 22 Vorranggebiete, die 2,3 Prozent der Regionsfläche entsprochen hätten.

Dass es jetzt mehr Einzelflächen sind als noch im März, die aber insgesamt eine kleinere Fläche umfassen, liegt an den Forderungen und Wünschen, die die betroffenen Kommunen bei dem RPV eingebracht haben. Drei zentrale Anpassungen wurden danach vorgenommen:

Der Mindestabstand zwischen Windrad und Wohngebieten wurde von ursprünglich 900 auf 1000 Meter, zwischen Windrädern und sogenannten Mischgebieten von 550 auf ebenfalls 1000 Meter erhöht. Zu einzelnen Weilern und Höfen soll das nächste Windrad in mindestens 600 Meter Entfernung stehen – ursprünglich geplant waren hier 550 Meter. Die Planer wollen außerdem eine Umzingelung von einzelnen Dörfern mit Windrädern vermeiden. Und: Die bislang geplanten, großen Vorranggebiete insbesondere im Süden der Region wurden verkleinert. Künftig soll auch hier – wie bislang nur im Norden der Planungsregion vorgesehen – ein Mindestabstand von fünf Kilometer statt wie ursprünglich 15 Kilometer zwischen den einzelnen Clustern eingehalten werden.

Windräder in Wäldern gefährden Vögel und Fledermäuse

Um auszugleichen, dass die Vorrangflächen kleiner wurden, mussten die Planer gänzlich neue Gebiete für den Bau von Windkraftanlagen ausfindig machen. Diese neuen Flächen habe man unter anderem im Perlacher Forst und im Höhenkirchner Forst gefunden, erklärte Thomas Bläser, Regionsbeauftragter der Regierung von Oberbayern.

Der Bund Naturschutz Bayern begrüßt grundsätzlich den Ausbau von Windenergie in Bayern. "Wir finden es gut, dass endlich Druck gemacht wird, um auszugleichen, was die Staatsregierung in den vergangenen Jahren versäumt oder bewusst verhindert hat", sagte Julika Selinger-Schreiber, Regionalreferentin Oberbayern beim Bund Naturschutz. Sie kritisiert aber, dass sich 85 Prozent der Vorrangflächen in Waldgebieten befinden. "Das ist schlicht zu hoch", sagt sie. Auch bemängelt der Bund Naturschutz, dass die Abstände zu Dörfern und Höfen vergrößert wurden. "Ich verstehe alle, die kein Windrad vor der Nase haben wollen", so Selinger-Schreiber, aber das bedeute eben, dass die Flächen zunehmend in den Wald verlegt würden. Davon seien vor allem Fledermäuse und Vögel betroffen. Außerdem habe der RPV Flächen ausgewiesen, die teils in Mischwäldern mit hoher Bedeutung für die Artenvielfalt lägen. So befinde sich das Vorranggebiet westlich von Riederau am Ammersee zu einem großen Teil im Landschaftsschutzgebiet Ammersee-West, wo teils älterer Mischwald stehe.

Nächstes Jahr kann formelles Beteiligungsverfahren beginnen

Der Naturschutz spielt in einigen Landkreisen eine besondere Rolle: In Starnberg etwa hat das Landesamt für Umwelt (LfU) sogenannte Dichtezentren ausgewiesen, in denen Vögel mit prognostiziert schlechtem Erhaltungszustand leben. Dazu gehören etwa Rohrweihe und Baumfalke. Das Kuriose: Der Landkreis Starnberg habe für diese Fläche bereits ein kommunales Windenergiekonzept entwickelt, erklärt RPV-Geschäftsführer Marc Wißmann. In der Gemeinde Berg steht sogar schon ein Windpark. Trotzdem soll diese Fläche nun noch mal auf ihre Eignung für Windkraftanlagen überprüft werden.

Laut dem Windenergieflächenbedarfsgesetz muss die Region München bis 2027 1,1 Prozent ihrer Fläche für Windkraftanlagen ausweisen, bis 2032 schon 1,8 Prozent. Somit liegt der aktuelle Vorabentwurf mit seinen vorgeschlagenen 2,01 Prozent der Fläche über dem gesetzlich vorgeschriebenen Wert. Allerdings gehe man davon aus, dass durch das formelle Beteiligungsverfahren der Gemeinden noch Änderungen zustande kommen, so Wißmann.

Die Mitglieder des RPV segneten den vorgestellten Vorabentwurf heute einstimmig ab. Der Weg für den formellen Entwurf ist somit frei und soll dem Planungsausschuss des RPV im Dezember vorgelegt werden. Im Anschluss startet dann das formelle Beteiligungsverfahren.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!