Rosenheimer Stammbeckenmoore (Archivbild)
Bildrechte: BR/Martin Binder
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Der Verlust an Moorböden in Südostbayern hat in den vergangenen Jahrzehnten dramatische Ausmaße angenommen.

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Zerstörung der Moore: "Übersteigt unser Vorstellungsvermögen"

Zerstörung der Moore: "Übersteigt unser Vorstellungsvermögen"

Moore sind wichtig für den Artenschutz und bedeutende CO2-Speicher. Trotzdem sind in Bayern zahlreiche Moorflächen in der Vergangenheit zerstört worden. Ein Moor-Experte erklärt, wie es in Oberbayern so weit kommen konnte.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Der Verlust an Moorböden in Südostbayern hat in den vergangenen Jahrzehnten dramatische Ausmaße angenommen. Die intakten Flächen gingen um 43 Prozent zurück. Demnach zeigt sich aber auch, dass enorme Flächen reaktivierbar wären - wenn die Staatsregierung ihre Förderstrategie umstellen würde.

Viel Moorfläche in Bayern zerstört

Ausgewertet hat die verfügbaren Daten zu den Mooren in Südbayern Alfred Ringler. Über Jahrzehnte hat er für das Bayerische Umweltministerium den Zustand der Moore im Freistaat untersucht und dokumentiert. Inzwischen ist er im Ruhestand, doch das Thema lässt ihm keine Ruhe.

Eine zentrale Erkenntnis ist: Obwohl Moore Tausenden seltenen Pflanzen einen Lebensraum bieten und tonnenweise CO2 speichern, ist in Bayern in der Vergangenheit viel Moorfläche zerstört worden - trockengelegt, umgewandelt zu Ackerboden und Baugrund.

Seit dem Zweiten Weltkrieg immer weniger Moore

Aus Ringlers Daten geht hervor: Ein Großteil der Moorfläche verschwand nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere ab den 1950er-Jahren bis in die 1970er-Jahre. Man habe die Moore für landwirtschaftliche Nutzung kultiviert und entwässert. In den 1960er-Jahren war bereits ein Großteil der südostbayerischen Moore verloren. Doch seitdem ist ihre Fläche noch weiter zurückgegangen, von 13.000 auf 7.500 Hektar, ein Minus von 43 Prozent.

Demnach können heute "etwa 90 Prozent aller Moorflächen, die es anfangs des 20. Jahrhunderts gab, ihre Funktionen nicht mehr wahrnehmen, also sind keine Moorlebensräume mehr", sagt der Experte. "Das Ausmaß übersteigt unser Vorstellungsvermögen."

Regionale Unterschiede an Moorflächen

Laut Ringler gebe es innerhalb Oberbayerns starke regionale Unterschiede. In absoluten Zahlen haben die Landkreise Traunstein, Rosenheim und Erding am meisten Moorflächen verloren. Prozentual am drastischsten war der Rückgang in Mühldorf und Altötting mit je über 70 Prozent. Der Verlust wirkt sich demnach auch stark auf die Artenvielfalt aus. Die Fundorte seltener Moorpflanzen gingen um ein Drittel zurück.

Landwirtschaft als Einflussfaktor für Zustand der Moorflächen

Diese Unterschiede seien unter anderem auf die Intensität und Intensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen. "Es gab Gegenden, die 'rückständig' waren, in denen die Landwirtschaft länger traditioneller geblieben ist, meist kleine Viehbestände", sagt der Moor-Experte.

In anderen Regionen hingegen wurde die Degenerierung der Moore schneller vorangetrieben, wie zum Beispiel im Landkreis Schongau oder Garmisch-Partenkirchen. Diese Entwicklungen würden sich auch in den Daten bemerkbar machen. "Überall dort, wo die Flächenintensität der Landwirtschaft hoch ist, zum Beispiel der Viehbesatz pro Hektar überdurchschnittlich, geht es den Mooren weniger gut. Dort ist die Verlustrate deutlich höher", betont Ringler.

Renaturierung: Staatsregierung konzentriert sich auf Großprojekte

Ringler sieht kritisch, dass jeder Landkreis seine Moore unterschiedlich schützt. Zudem konzentriere sich die Staatsregierung bei der Renaturierung vor allem auf Großprojekte wie das Donaumoos im Raum Ingolstadt. Dabei wären allein in Südost-Bayern viermal so viele kleinere Flächen relativ unaufwendig wiederherzustellen. Moore speichern Kohlendioxid, ihre Renaturierung gilt als wichtiges Mittel im Kampf gegen die Erderwärmung.

Bayern will 55.000 Hektar Moorfläche vernässen

Die Staatsregierung will bis 2040 insgesamt 55.000 Hektar Moorböden sanieren. Bislang ist erst ein Zehntel geschafft. Kritiker monieren schon länger, man komme nur im Schneckentempo voran.

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