Blick auf den Klettersteig oberhalb des Gletschers Höllentalferner auf dem Weg zum Zugspitzgipfel
Blick auf den Klettersteig oberhalb des Gletschers Höllentalferner auf dem Weg zum Zugspitzgipfel
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Viele steigen ohne ausreichende Ausrüstung und Vorbereitung auf den Zugspitzgipfel. Manche geraten beim Aufstieg in Panik.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2025
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Viele steigen ohne ausreichende Ausrüstung und Vorbereitung auf den Zugspitzgipfel. Manche geraten beim Aufstieg in Panik.

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Die unterschätzte Gefahr beim Zugspitzaufstieg

Die unterschätzte Gefahr beim Zugspitzaufstieg

Stundenlange Warteschlangen an Schlüsselstellen, lebensgefährliche Rutschpartien am Gletscher und Bergretter im Dauereinsatz: Die Zugspitze ist kein Gipfel, der sich "mal eben so" besteigen lässt. Doch viele unterschätzen die Tour dramatisch.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Der Bereitschaftsleiter der Bergwacht Grainau Toni Vogg blickt auf eine Saison, die alle Rekorde bricht: "Wir rechnen heuer mit rund 140 Einsätzen, so viele wie noch nie. Allein im August waren es 44 – 19 davon direkt am Höllentalferner."

Die Gründe sind fast immer die gleichen: fehlende Kondition, unpassende Ausrüstung, Selbstüberschätzung. "Manche haben schon nach der Höllentalklamm keine Kraft mehr. Oben im Eisfeld wird’s dann gefährlich", so Vogg. Die Retter sind ehrenamtlich unterwegs – auch wenn ein Einsatz wie Anfang September bis halb fünf Uhr morgens dauert und viele um sechs Uhr wieder an ihrem Arbeitsplatz stehen.

Auf Social Media vermitteln manche Bergsteiger einen völlig falschen Eindruck von der Tour auf die Zugspitze. BR-Korrespondent Martin Breitkopf hat es für BR24 vor Ort ausprobiert: Wie anspruchsvoll ist der Weg zum Gipfel wirklich? Seine Erlebnisse sehen Sie im Video:

Abenteuerlust trifft Social Media

Der Druck kommt auch von außen: Bilder auf Instagram und YouTube suggerieren, dass man die Tour "mal eben" machen könne. Junge Bergsteigerinnen und Bergsteiger geben nach ihrer ersten Tour durchs Höllental offen zu, die Schwierigkeit unterschätzt zu haben.

"Man denkt: Wenn die das schaffen, klappt das bei mir auch. Aber die Wirklichkeit ist viel härter", erzählt eine junge Frau, die am Einstieg des Klettersteigs Panik bekam. Auch Hüttenwirt Gernot Auer sieht den Trend: "Viele bringen keine Steigeisen mit, dann muss ich welche verleihen. Manche lernen es erst, wenn sie in der Wand merken, dass sie am Limit sind."

Der Weg durchs Höllental: schön, aber gnadenlos

Was in den sozialen Medien nach einem Traum aussieht, hat es in der Realität in sich: fast 2.400 Höhenmeter, ausgesetzte Passagen und der Höllentalferner, ein Gletscher, der im Spätsommer nur noch blankes Eis ist. "Da brauchst du zwingend Steigeisen – sonst wird jeder Schritt lebensgefährlich", warnt Bergführer Franz Perchtold. Viele sehen das anders: Sie stehen in Turnschuhen oder mit Minispikes im Eisfeld, als wäre es eine einfache Wanderung. "Aber wenn du im blanken Eis wegrutschst, beschleunigst du wie im freien Fall."

Strümpfe statt Steigeisen: Chaos auf dem Höllentalferner

Bergführer Franz Perchtold erlebt immer wieder, wie leicht Menschen die Gefahr unterschätzen. Er erinnert sich an eine skurrile, aber lebensgefährliche Szene: Ein Bergsteiger am blanken Gletscher hatte keine Steigeisen dabei und zog seine Schuhe aus, in der Hoffnung, dass Strümpfe weniger rutschen oder am Eis festfrieren würden. Natürlich ging das schief. "Ich bin dann hochgelaufen und habe die Person am Seil gesichert runtergeführt. Wer es nicht geschafft hat, probierte es sofort wieder – Chaos pur", erzählt Perchtold.

Vorbereitung ist alles: Diese Basics braucht es fürs Höllental

Wer die Tour durchs Höllental wagt, sollte mehr mitbringen als Abenteuerlust: Erfahrung im alpinen Gelände, sicheres Gehen mit Steigeisen, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unerlässlich. Zur Ausrüstung gehören Klettergurt, Helm, Klettersteigset, feste Bergschuhe, Steigeisen, Handschuhe, genügend Proviant und warme Kleidung – selbst im Sommer, denn das Wetter kann auf über 2.000 Meter Höhe binnen Minuten umschlagen.

Ebenso wichtig ist ein früher Start, damit man den langen Aufstieg rechtzeitig schafft. Und: Das Wetter muss ständig im Auge behalten werden – denn ein Gewitter im Klettersteig ist lebensgefährlich.

Ein Berg, der nicht verzeiht

Die Bergführer im Werdenfelser Land versuchen gegenzusteuern. Kurse sollen zeigen, was wirklich nötig ist, bevor man ins Höllental einsteigt: Ausdauer, Armkraft, Erfahrung im Klettersteig. "Joggen im Flachland reicht nicht", sagt Franz Perchtold von der Bergschule "Die Bergführer" in Ohlstadt. Der erfahrene Bergführer ist den ganzen Sommer über schon mit Gruppen die Höllentalroute unterwegs. Er bringt es auf den Punkt: "Die Zugspitze verzeiht keine Fehler. Wer sie unterschätzt, bringt nicht nur sich, sondern auch andere in Gefahr."

Dieser Artikel ist erstmals am 25. September 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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